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Mr. Joenes wundersame Reise

Mr. Joenes wundersame Reise

Titel: Mr. Joenes wundersame Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sheckley
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verboten wäre. Und zum Glück ist es nicht verboten. Es wird ausdrücklich befohlen.«
    »Von wem?« fragte Joenes.
    »Von den hohen Beamten in diesem Haus. Sie sind für die Sicherheit verantwortlich, und sie benutzen die echten Pläne, um ihre Macht gezielt und effektiv einzusetzen. Doch natürlich sind die echten Pläne für sie im Grunde nebensächlich, nicht viel mehr als nur ein Stück Papier, dessen sie sich so beiläufig bedienen wie man auf die Uhr blickt, um nachzuschauen, ob es nun drei Uhr dreißig oder drei Uhr vierzig ist. Wenn es nötig sein sollte, kämen sie vollkommen ohne Karte aus und brauch-228
    ten sich nur auf ihr Wissen und ihre Fähigkeiten zu verlassen. Allenfalls würden sie darin eine geringe Unannehmlichkeit sehen, jedoch nicht viel mehr.«
    »Wenn Sie echte Pläne für Ihre Vorgesetzten zeichnen«, sagte Joenes, »dann können Sie mir bestimmt verraten, wohin ich mich jetzt wenden muß.«
    »Das kann ich nicht«, entgegnete der Colonel.
    »Nur die hohen Beamten kennen das Gebäude gut genug, um überall dorthin gehen zu können, wohin sie wollen.«
    Der Colonel bemerkte in Joenes Gesicht den Ausdruck des Unglaubens. Er fügte hinzu: »Ich begreife wohl, wie unglaublich Ihnen das alles erscheinen muß. Doch überlegen Sie mal, ich zeichne immer nur einen ganz bestimmten Sektor des Gebäudes auf einmal; keine andere Methode würde zu einem Erfolg führen, da das Gebäude so riesig groß und verwinkelt und komplex ist. Ich zeichne meinen Sektor und schicke das Blatt mit einem Boten an einen der hohen Beamten, danach zeichne ich einen anderen Sektor und so weiter. Vielleicht nehmen Sie jetzt an, ich könnte mein Wissen irgendwie kombinieren und am Ende das Haus insgesamt kennen? Ich sage Ihnen gleich, daß ich das nicht kann. Einmal gibt es Kartographen, die Sektoren des Gebäudes zeichnen, die ich noch nie zu Gesicht bekommen habe und die zu besichtigen ich auch keine Zeit habe. Doch selbst wenn ich einzel-229
    ne Sektoren nacheinander zeichnen würde, könn-te ich die Teile niemals zu einer aufschlußreichen Einheit zusammenfügen. Jeder Teil des Gebäudes erscheint mir verständlich, und ich stelle ihn mit größter Genauigkeit und Akkuratesse auf dem Papier dar. Doch wenn von mir gefordert würde, die unzähligen Sektoren, die ich bereits gezeichnet habe, in eine bestimmte Ordnung zu bringen, müßte ich kapitulieren. Ich kann die einzelnen Teile nicht voneinander unterscheiden. Und wenn ich lange darüber nachdenke, dann leide ich unter Schlaflosigkeit, ich habe keinen Appetit mehr, ich rauche zuviel, fange an zu trinken, und meine Arbeit leidet. Manchmal, wenn ich von solchen Widrigkeiten heimgesucht werde, unterlaufen mir Ungenauigkeiten, und ich weiß nichts von meinen Irrtümern, bis die hohen Beamten meine Karten zu einer weiteren Überprüfung und Überarbeitung wieder zurückschicken. Das erschüttert natürlich mein Vertrauen in meine Fähigkeiten. Ich reiße mich zusammen und beschließe, meine schlech-ten Angewohnheiten endlich aufzugeben und mich einzig und allein meiner Tätigkeit, nämlich der geschickten und genauen Darstellung eines Sektors auf einmal zu widmen und mir nicht den Kopf mit Überlegungen über die Gesamtheit der Pläne zu zerbrechen.«
    Der Colonel machte eine kurze Pause und wischte sich die Augen aus. »Wie Sie wahrscheinlich an-230
    nehmen«, fuhr er fort, »dauern meine guten Pha-sen nicht allzu lange, vor allem, wenn ich mich in Gesellschaft anderer Kartographen befinde. Bei solchen Gelegenheiten sind wir Kartographen sehr schüchterne, scheue Menschen; ähnlich wie die Spione ziehen wir es vor, unsere Arbeit in Einsamkeit zu tun und nicht mit anderen darüber zu diskutieren. Doch die Einsamkeit, die wir lieben, kann zeitweise auch zu einer Qual werden. Dann über-schreiten wir die Grenzen unserer Natur und unterhalten uns über das Gebäude, wobei jeder von uns sein Wissen beisteuert, eifrig und ohne Neid, jeder von uns ausschließlich daran interessiert, das Gebäude in seiner Gesamtheit zu verstehen. In diesen Zeiten verlieren wir jedoch immer am meisten unseren Mut.«
    »Und warum das?« wollte Joenes wissen.
    »Wie ich Ihnen schon sagte«, erwiderte der Colonel, »werden unsere Teilkarten manchmal zu einer zweiten Überprüfung und Überarbeitung zu-rückgeschickt, und wir gehen dann immer davon aus, daß wir irgendwo einen Fehler gemacht haben, auch wenn wir von seiten der hohen Beamten keine genauen Angaben bekommen. Doch wenn wir Kartographen

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