Mr. K: Thriller (German Edition)
vor und versuchte wie eine verwöhnte Göre dreinzublicken.
Nach dem Schmollmund musste ich ein Gesicht machen, als ob ich flirtete. Danach gab ich mich mal ernst, mal neugierig. Es dauerte nicht lange, bis wir den richtigen Rhythmus fanden und ich beim Klicken der Kamera nicht mehr zusammenzuckte. Kurz darauf war ich dann so weit, dass ich Shell überhaupt nicht beachtete. Die Welt bestand nur noch aus mir und der Kamera. Die Kamera sagte mir, was sie von mir wollte, und ich bemühte mich sie zufriedenzustellen.
»Ziehen Sie bitte die Jacke aus …
»Machen Sie auf kokett …
»Lassen Sie einen Zipfel Ihrer Bluse raushängen …
»Schauen Sie nachdenklich …
»Machen Sie einen oder zwei Knöpfe an Ihrer Bluse auf …
»Schauen Sie verwegen …
»Machen Sie noch einen Knopf auf …
»Tun Sie so, als wären Sie geil.«
Diese Anweisung brachte mich völlig aus dem Konzept. »Wie bitte?«, fragte ich.
»Geil«, sagte Shell. »Erregt. Sie wissen schon, was ich meine. Setzen Sie Ihren Sex-Blick auf.«
Jetzt fühlte ich mich verwirrt und beschämt. »In meiner Mappe soll ein Bild mit meinem Sex-Blick sein?«
Shell senkte die Kamera und ließ sie am Riemen baumeln.
»Nicht so wie in dem Film
Harry und Sally
. Ich meine den Blick, mit dem Sie Ihren Freund angucken, wenn Sie richtig erregt sind. Ihren
Besorg-es-mir-auf-der-Stelle
-Blick.«
Ich war mir nicht sicher, ob ich überhaupt so einen Blick hatte.
»Haben Sie nicht schon genug Bilder von mir?«, fragte ich. »Sie haben drei Filme vollgemacht.«
»Ich hab ein paar gute. Sehr gute sogar. Aber ich hab noch nicht das Bild, das einen Mann so richtig von den Socken haut. Glauben Sie mir.«
»Ich weiß nicht so recht.« Ich versuchte zu lachen, brachte aber nur ein nervöses Piepsen hervor.
»Schauen Sie weiterhin in die Kamera und achten Sie darauf, was ich Ihnen sage.« Shell hielt die Kamera wieder vor sein Gesicht. »Wir hatten gerade ein tolles Abendessen und jetzt gibt’s den Nachtisch. Erdbeeren mit Schlagsahne. Ich tunke eine Erdbeere in die Sahne und halte sie Ihnen vor den Mund. Aber ich gebe sie Ihnen nicht sofort, sondern tupfe sie nur leicht an Ihre Unterlippe und necke Sie damit. Dann fahre ich damit sanft an Ihren Zähnen entlang, bevor ich sie Ihnen inden Mund stecke. Und plötzlich spüren Sie, wie meine Hand unter dem Tisch Ihren Oberschenkel berührt.«
Shell klang dabei nicht irgendwie schmierig, sondern auf seltsame Weise hypnotisierend. Ich konnte mir die Szene lebhaft vorstellen. Ich spürte die kalte Sahne in meinem Mund und die herbe Süße der Frucht. Und eine warme Hand auf meinem Bein.
»Sie wollen in die Erdbeere beißen, aber ich zieh sie weg.«
Meine Lippen öffneten sich ein bisschen.
»Stellen Sie sich vor, Sie möchten unbedingt die Erdbeere. Wie würden Sie mir das mit Ihren Augen mitteilen?«
Ich spürte, wie meine Augen glühten. Er knipste wieder ein paar Bilder.
»Und jetzt gleiten meine Finger langsam Ihren Schenkel hoch. Ich berühre den Saum Ihres Höschens. Ich lasse meine Finger dort, reibe sie hin und her, hin und her, und warte auf ein Signal von Ihnen, dass ich Ihnen ins Höschen langen soll. Zeigen Sie mir, dass Sie das wollen.«
Es fiel mir leichter, als ich dachte, was wohl daran lag, dass ich mich das Ganze erregte. Ich versuchte daran zu denken, wie ich das letzte Mal Sex hatte. Das war schon ein paar Wochen her. Bei Alan und mir war zurzeit tote Hose im Bett. Seine Geschäftsreisen und meine Überstunden waren unserem Liebesleben nicht gerade förderlich. Außerdem war ich in letzter Zeit zu sehr mit mir selbst beschäftigt gewesen. Ein Mann – und so ein attraktiver noch dazu –, der mit tiefer, wohlklingender Stimme darüber redete, dass er mich am Oberschenkel streichelte, genügte in einer solchen Situation, um mich in Fahrt zu bringen.
»Das ist es«, sagte Shell. »Das ist genau der Blick.« Er legte die Kamera weg und starrte mich an.
»Aber ich habe Sie nicht von den Socken gehauen«, hauchte ich.
Ich ging langsam auf ihn zu. Mir gefiel, wie er mich dabei ansah. Dann berührte ich das Teleobjektiv seiner Kamera und strich langsam mit dem Finger daran entlang. Ich kam mir total verrucht vor.
Plötzlich packte Shell mich und griff mir mit beiden Händen an den Hintern. Er drückte mich ganz eng an sich, und ich spürte, dass er genauso erregt war wie ich.
Ich wusste, es war nicht richtig, aber ich neigte trotzdem den Kopf ein wenig, sodass er mich küssen konnte. Seine Lippen
Weitere Kostenlose Bücher