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Mr. Lamb

Mr. Lamb

Titel: Mr. Lamb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bonnie Nadzam
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Finger an. »Elf ist ein perfektes Alter für ein Mädchen. Das wirst du in dem Moment merken, wenn du zwölf wirst.«
    Er nahm sie beim Arm, zusammen gingen sie um das zerfallene Haus herum und stolzierten mit vorsichtigen Schritten durch das hohe Gras und zogen dabei ihre Knie an, als stapften sie durch tiefen Schnee.
    Sie kamen wieder zum Rand der trocknen Wiese, er hielt den Zaun für sie auf, und sie kletterte hindurch.
    Weit vor ihnen auf dem Randstreifen stand der Wagen, und er nickte in die Richtung. »Laufen wir um die Wette?«
    Er war zwanzig Meter vor ihr am Highway und stand vornübergebeugt neben dem Wagen, die Hände auf den Oberschenkeln, und sah sie rennen, als hätte sie nicht längst verloren, sah die kleinen weißen Fäuste neben ihrer flachen, schmalen Brust auf- und niedergehen.
    »Daran erkennt man die echte Sportlerin«, sagte er, als sie bei ihm war. »So rennt man durch die Ziellinie.«
    Sie beugte sich vor, stützte die Hände auf die Knie und atmete keuchend. »Ganz schön schwer – zu rennen.«
    »Wir sind auch höher«, sagte er. »Es gibt weniger Sauerstoff. Deswegen ist man schneller außer Atem.«
    »Dass man kaum rennen kann?«
    »Dass man kaum rennen kann.«
    Er fuhr sich mit dem Ärmel über die Stirn, stützte sich auf die Oberschenkel und sah sie an. »Später, wenn du Kinder hast, kannst du ihnen die Geschichte erzählen, wie du durch Cheyenne gefahren bist, als es eine Geisterstadt mit morschem Holz und frischem Wind war, wo ein paar einsame Teenager eine geheimnisvolle Holzhütte besetzt hatten, und deine Kinder werden dich für alt und weise halten, und weißt du was?«
    »Was?«
    »Damit haben sie recht.«
    Darauf strahlte sie ihn an und zeigte ihre Zahnlücke. Das zu sehen, machte ihn froh.
    »Bist du so weit?«
    »Ja.«
    »Bist du noch müde?«
    »Nein.«
    Aber zehn Minuten später war sie, obwohl die Fenster runtergekurbelt waren und das Radio spielte, eingeschlafen; Lamb hielt am Straßenrand, um sie zu wecken, und ging zum Pinkeln zwischen die Bäume, und als er wieder im Wagen saß, erzählte er ihr, dass es auf demselben Längengrad, aber weit im Norden, einen Palast aus Mais gab.
    »Ich dachte, da wären wir schon dran vorbeigefahren.«
    »Du bist eine richtige kleine Träumerin.«
    Er erfand eine Geschichte von einem Fass-Wettrennen, bei dem er als Junge in Gillette mitgemacht hatte, und erzählte ihr, dass er gut im Ballspielen sei, an der Second Base, und ein schneller Läufer.
    »Hürdenlauf«, erzählte er. »Ich habe alle Medaillen gewonnen.«
    »Ich wette, du warst echt cool als Junge.« Sie hatte ihren Kopf an den Sicherheitsgurt gelehnt.
    »Schon mal den Ausdruck straßenmüde gehört?«
    »Nein.«
    »Der passt auf dich. Oder warte. Ich sage dir, was es ist. Die Götter lassen dich büßen, weil du gestern Abend so gemein warst. Beide Kissen zu stehlen und mich mit deinem Schnarchen am Schlafen zu hindern.«
    »Ich schnarche nicht.«
    »Wie willst du das wissen? Hast du mal mit jemandem ein Zimmer geteilt?«
    »Nein.«
    »Da siehst du es.«
    »Gestern Nacht ist eintausend Jahre her.«
    »Wir sind jetzt in der Bergzeitzone. Seit Nebraska.«
    »Was ist das?«
    »Ich sage dir, was das ist. Es ist geheimnisvoll.«
    Am frühen Nachmittag kamen sie zur nächsten Tankstelle, eine Meile nördlich vom Highway am Rand einer kleinen Stadt, die von allen Seiten von einem Meer schimmernder Gräser bedrängt wurde. Es war ein altes 76-Haus, eine Taverne. Das Betonfundament hatte sich um zehn Grad geneigt, und die ehemals bunten Buchstaben auf einer Werbetafel für Softeis waren verblichen. Drinnen kaufte er dem Mädchen einen Becher Kaffee und sagte ihr, sie sei alt genug für einen vollen Becher. Erklärte ihr, dass die beklagenswerten Umstände ihres schwachen Verstandes und ihrer Trägheit es nötig machten. Sie lachten beide, und das Mädchen füllte sich massenhaft Zucker und mehrere Töpfchen Kaffeesahne in den Becher.
    Lamb ging auf die Herrentoilette und bestellte ein Flugticket von Chicago nach Denver und zurück – für Linnie –, und als er rauskam, saß das Mädchen neben der schmutzigen und rostigen Abfalltonne und weinte leise. Rotz glänzte auf ihrer Oberlippe. Auf dem Parkplatz half eine Frau einem kleinen Mädchen in eine blaue Jacke. Lamb stellte sich neben Tommie, und sie sahen zusammen zu, wie die Mutter ihr Kind auf dem Rücksitz des weißen Minivan festgurtete. Im nächsten Moment waren sie weg, ein Punkt auf der Einmündungsspur zum Highway in

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