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Mr. Lamb

Mr. Lamb

Titel: Mr. Lamb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bonnie Nadzam
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ein bisschen rot geworden. Bist du auch rot geworden?«
    »Ein bisschen.«
    Er lächelte. »Wie findest du das: Wir haben es fast geschafft.«
    »Ja?«
    »Hier ist noch eine Tatsache: Dies ist das einzige Mal, dass wir, du und ich, mitten am Tage in einem Auto am Fuße der Berge sitzen werden.«
    »Wir können nach Osten oder nach Westen fahren.«
    »Früher oder später, Tom, was immer sonst geschieht, geht es für dich zurück nach Osten.«
    »Ich finde, wir sollten weiterfahren, zu der Old El Rancho Road.«
    Er hob die Hand. »Nun aber nicht so eilig, Tommie. Wenn deine Stimmung so schnell umschlägt, habe ich das Gefühl, dass du nicht wirklich weißt, was du willst. Dann denke ich, du bist zu jung für das hier. Dann kommt mir der Gedanke, dass du nur mir zuliebe sagst, was du sagst.«
    »Oh.«
    »Hör mal, Liebes. Es ist von größter Bedeutung für unsere Freundschaft – und für mich –, dass ich mir nicht wie jemand vorkomme, der dich herumkommandiert. Verstehst du?«
    »Aber ich finde wirklich, wir können weiterfahren.«
    »Ich habe einen Vorschlag. Wir parken das Auto da drüben – siehst du das da?« Er zeigte auf ein leeres, mit Latten vernageltes Restaurant aus dunklem Holz und mit einer Veranda davor, so dass es wie ein Gemischtwarenladen aussah. »Dann machen wir einen Spaziergang. Damit wir einen klaren Kopf bekommen. Und wenn wir wieder zum Auto zurückkommen, treffen wir eine Entscheidung.«
    Die Luft draußen war kühl und von einem hellen Gelb. Der Rasen vor den Häusern war dicht und weich, in der Luft hing der süße Geruch von altem Kuhdung. Ein Wassersprenger machte sein tickendes Geräusch, und ein paar Kinder in schmuddeligen T-Shirts fuhren auf ihren Fahrrädern auf der breiten Straße herum. In den schlammigen Auffangbecken tönte der Chor der Grillen und Frösche, und die Fassaden der Häuser blinkten mit blauen und golden leuchtenden Fenstern.
    »Hübsche kleine Stadt.«
    »Hmmh.«
    »Ich wünschte, ich könnte deiner Mutter ein Haus wie dieses da kaufen. In einer Stadt wie dieser. Oder eins von denen da drüben, mit einer verglasten Veranda. Mit einem Schlafzimmer, in dem man des Nachts das Pfeifen der Züge hören kann. Und mit einer kleinen Frühstücksecke unten, wo es morgens warme Brötchen und Kaffee gibt.«
    »Wär das schön.«
    »Sag mir bitte«, sagte er und hielt ihr sein Gesicht hin. »Findest du, das ist ein gutes Gesicht?«
    Das Mädchen zuckte die Achseln. »Manchmal glaube ich, wir sind einfach in einem Film.«
    »Nein, Tommie, das hier ist die Wirklichkeit. Echte Arme, echte Beine, echte Bäume.«
    »Na gut.«
    »Es wird dir alles nichts bedeuten, wenn du denkst, du bist in einem Film. Du spielst doch nicht nur, oder?«
    »Nein.«
    »Versprichst du das?«
    Sie lachte. »Ich schwöre es.«
    »Was ich dich fragen wollte«, sagte er, »ich wollte dich fragen, ob deiner Mutter mein Gesicht gefallen könnte. Denn wäre das nicht die beste Lösung für unser kleines Problem?«, sagte er.
    Das Mädchen sah mit schräg gelegtem Kopf zu ihm auf. »Ich weiß nicht, was du meinst.«
    »Vielleicht können wir, wenn wir zurück sind, es so hinbiegen, dass ich deine Mutter kennenlerne. Was sagst du dazu?«
    »Hmmh.«
    »Vielleicht – aber ich will die Dinge nicht überstürzen, und du müsstest einverstanden sein –, aber vielleicht könnten wir eine kleine Hochzeitsfeier halten. Auf einer grünen Wiese. Oder nein. In einem Haus mit großen Fenstern, und draußen ist alles verschneit. Mit feinem Porzellan und gebratener Ente. Ja? Und deine Mutter in einem hübschen weißen Cape. Und du in rotem Samt. Oder blau. Was meinst du? Blau oder rot?«
    »Rot.«
    »Und dann kaufe ich ihr ein großes schönes Haus und stelle drei Mägde für sie ein, die ihr morgens beim Anziehen helfen, und sie muss ihr Lebtag nicht mehr arbeiten. Wie findest du das?«
    »Oh, Mann, sie würde dich lieben.«
    »Und Pferde haben wir auch.«
    »Aber vielleicht würde dir ihr Gesicht nicht gefallen.«
    »Ich glaube, ich habe es schon gesehen.«
    »Ja?«
    »Hat sie kurze dunkle Haare?« Er machte mit den Händen eine Bewegung, als schnitte er das Haar in Kinnhöhe ab.
    »Ja.«
    »Ich muss dir etwas gestehen, Tommie. Nimm’s mir nicht übel. An dem Abend, als du im Hotel gewartet hast, bin ich zu deinem Haus gegangen.«
    »Um zu fragen, ob ich mitfahren darf?«
    »Was? Nein. Nein, das nicht. Ich wollte einfach darüber nachdenken, ob das, war wir vorhatten, eine schlechte Idee war. Ich wollte mir über

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