Mr. Lamb
er.
Außerdem hätte Foster sie nicht in der Hütte angetroffen. Wandernde Mondstrahlen warfen lange, gebogene Schatten über den Fußboden der Kammer mit dem Stockbett, obwohl Lamb versucht hatte, die Fenster mit steifen, modrigen Lappen, die er unter der Werkbank gefunden hatte, zu verhängen. Schwacher Geruch von Holzfeuer, Knistern der Scheite im Eisenofen. Vor der Werkstatt der nördliche Arm des Flusses, der an einer Gruppe schmalblättriger Pappeln vorbeifließt, gleich jenseits der Landstraße. Geisterhafter niedriger Nebel zwischen den Ästen der Birken am Ufer. Ein einzelner Eschen-Ahorn, die Äste gegen die Kälte zusammengezogen.
Und neben ihm schlief das Mädchen, ihr hübsches blauweiß geblümtes Nachthemd um die nackte, sommersprossige Taille gedreht. Der weiche Bauch hob und senkte sich mit jedem Atemzug, ihr warmer, feuchter Kopf ruhte auf Lambs ausgestrecktem Arm, auf ihren Schläfen glänzte Schweiß, ihr Mund stand offen, die Lippen waren geöffnet – herrje, wie klein sie war –, und er schwor stumm in den leeren Raum hinein, dass dies alles gut für sie war. Dass alles, solange er ehrlich war und jeden Moment aus jeder Richtung betrachtete, in Ordnung war und ganz von selbst seinen Platz finden würde, wie die Atome, die sich um die Süßgrassamen im Saum ihrer kleinen Jeans sortiert hatten: zerbrechlich, unvermeidlich, lebenspendend undgrößer als er. So groß war sein Vertrauen in die Kräfte, die das Mädchen hervorgebracht hatten, ebenso wie die raschen Triller der Veilchenschwalben in den Bergen und die löffelförmigen Blätter des Hahnenfußes, den sie über die Ebene im Osten von Wyoming ausgebreitet gesehen hatten.
Lamb war einfach nur ein Mann auf dieser Welt. Er hatte ihr gut zu essen gegeben und ihr Geschichten erzählt und sie auf der ganzen Fahrt mit Liebe verwöhnt, durch die schummerigen Außenbezirke von Rockford, Iowa City und Omaha, quer durch die Ebene, wo das Gras in der einfallenden Kälte steif und fahl stand, über die kontinentale Wasserscheide hinweg, wo der Himmel Schnee herabsandte, und in die Höhe, bis zur Baumgrenze, wo es keine Vögel gab, kein Leben, außer der langsamen Macht der Felsen, die sich aus der dünnen, gefrorenen Erdkruste erhoben. Sagen wir, all das hatte er getan in der Hoffnung, Schönheit zu erspähen. Gibt es daran etwas auszusetzen?
Der nächste Morgen war so wie alle ihre Morgen: In drei kleinen Blechpfannen am schmalen Ende von Tommies Lagerfeuer brutzelte es. Kaffee, Dosenfleisch, Bohnen, Toast mit Marmelade, vier Eier.
»Siehst du. Morgen wird dein Feuer noch besser.«
Sie zog die Lippen ein und hob ihr Gesicht zu ihm. »Aber es geht doch.«
»Du vergisst nicht, wie man es macht, oder?«
»Nein.«
»Oder soll ich dir eine Anleitung schicken? Eine Beschreibung mit Skizze?«
Sie verzog das Gesicht.
»Dann fängst du an zu träumen, von dem nächsten Mann, mit dem du ein Lagerfeuer machst. Nur dann musst du es ihm beibringen.« Er schob das Kinn vor und wandte das Gesicht ab. »Es tut mir weh, das zu sagen, Tom. Aber es muss gesagt werden.«
Sie rührte die Bohnen um. »Nein«, sagte sie. »Ein Feuer mache ich nur mit dir. Großes Indianerehrenwort.«
»Sag das nicht, Em. Eines Tages heiratest du und machst mit deinem Mann eine Campingreise, und es stellt sich raus, dass er nicht weiß, wie man ein Feuer macht. Dann musst du ihm zeigen, was ich dir beigebracht habe.«
»Ich heirate nicht.«
»Oder du arbeitest für einen Forstbetrieb, wenn du mit dem College fertig bist, ja? Und dann sagst du mir, wo du bist, damit ich dich in deinem Zelt besuchen kann. Ich bin der alte Tramp, der schon seit Ewigkeiten die Hochebene durchstreift, stimmt’s? Ich setze mir eine orangefarbene Mütze auf, damit du mich erkennst. Schon aus der Ferne.« Er beugte sich vor und küsste sie auf den Kopf. »Du sollst immer daran denken, dass ich dir hier draußen nie etwas zubereitet habe, dem wir Wasser beigefügt haben.«
»Wie Haferflocken. Kotz.«
»Oder getrocknetes Gemüse. Ich möchte, dass du dir alle Mahlzeiten merkst, die wir zusammen zubereitet haben, und dass jede einzelne mit richtigen Bohnen gemacht wurde. Was ist da unter dem Toast los?«
Sie legte den Kopf zur Seite und sah nach dem Rauch, den Flammen, dann sah sie zu ihm auf.
»Mach mal. Ich guck zu, wie du das in den Griff bekommst.«
Mit einem weißen Ast verschob sie die Scheite, um zu verhindern, dass der natürliche Windschutz das Feuer zu schnell verzehrte, dann nahm sie
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