Mr Monk besucht Hawaii
abhalten, dich zu erwürgen.«
Sie lachte und umarmte mich. Andere Menschen zu umarmen, war ihre besondere Stärke. »Ich freue mich so, dass du hier bist, dass wir wieder zusammen sind, und dass ich endlich heiraten werde.«
»Das hätte ich mir um nichts in der Welt entgehen lassen«, erklärte ich.
In dem Moment kam Monk zu uns herüber, gefolgt von einem Pagen, der unser Gepäck auf einem Wagen vor sich herschob.
»Gute Nachrichten«, meinte Monk. »Unsere Zimmer liegen nebeneinander.«
Candace zwinkerte mir zu.
An der Rezeption vergewisserte ich mich, dass wir gerade Zimmernummern hatten und auf einem Stockwerk mit einer geraden Zahl untergebracht waren, das man außerdem über eine Treppe gut erreichen konnte, damit Monk nicht den Aufzug benutzen musste. In seinem aufgeputschten Zustand hatte er darauf nicht geachtet, aber ich wusste, in ein paar Stunden würde er das ganz anders sehen.
Wir hatten die Zimmer 462 und 464 auf dem vierten Stock, die beide geschmackvoll eingerichtet waren: mit Rattanmöbeln, Bettdecken mit Blumenmuster und ähnlichen Deckenventilatoren wie in der Lobby. Jedes Zimmer hatte seine eigene Lanai, was ein angesagtes hawaiianisches Wort für eine Sonnenterrasse war.
Monk und ich betraten jeder unsere Lanai im gleichen Moment, um die Aussicht auf den Strand und den riesigen Pool des Grand Kiahuna Poipu zu genießen. Durch den Regenwald zog gemächlich ein Fluss vorüber, der in einer Wasserrutsche endete, über die man in die Lagune am Strand gelangte. Dort drängten sich Kinder und Jugendliche.
Im dichten Tropenwald rund um den Poolbereich fanden sich mehrere »verborgene« Jacuzzis. In einem konnte ich ein Liebespaar sehen, das sich – ihre BlackBerrys und iPods immer in Reichweite – im sprudelnden Wasser aneinanderschmiegte. In einem anderen standen zwei übergewichtige Paare wie Hummer im heißen Wasser, und jeder der vier hielt einen Longdrink mit Ananasscheibe und Papierschirmchen in der Hand.
Hunderte von Liegestühlen standen um den Pool herum und im Sand verteilt, jeder von ihnen mit dicken Kissen und Sonnenschirm. Zwischen den Palmen am Strand waren Dutzende von Hängematten gespannt, die alle belegt waren – überwiegend von Paaren, die aneinandergekuschelt darin lagen. Ich nahm mir vor, in dieser Woche eine der Hängematten zu ergattern, auch wenn ich dafür bei Sonnenaufgang würde aufstehen müssen.
In den privaten Cabanas am Strand kümmerten sich Frauen in Rock und Bikinioberteil darum, den Gästen, die sich nicht in der prallen Sonneaalen wollten, Getränke und Speisen sowie dicke weiße Handtücher und flauschige Bademäntel zu bringen.
Der Strand verlief in der Form eines Halbmonds vor dem halben Dutzend exklusiver, jeweils fast vierhundert Quadratmeter großer Bungalows mit eigenem Pool und Whirlpool im Schatten der Palmen ringsum. Sogar von oben boten diese Ferienhäuser den Reichen und Berühmten, die dort abstiegen, genug Schutz, um nicht von Schaulustigen beobachtet zu werden. Dass sich die Reporter der Klatschpresse davon nicht abhalten ließen, zeigten die grobkörnigen Fotos von barbusigen Filmstars am Pool, die Woche für Woche im Enquirer und ähnlichen Magazinen abgedruckt wurden.
Ich sah zu Monk, der so zufrieden und entspannt wirkte, wie ich ihn noch nie erlebt hatte.
»Das ist paradiesisch«, sagte ich.
Monk nickte. »Wieso haben wir nur so lange gebraucht, um mal hierherzukommen?«
Ich wusste, dass es eine rhetorische Frage war, dennoch antwortete ich darauf. »Kein Geld und keine Zeit. Und bei Ihnen?«
»Angst«, erwiderte er prompt. »Und Schuldgefühle.«
Seine Angst verstand ich, aber nicht die Schuldgefühle. Meine Frage schien mir ins Gesicht geschrieben, da er von sich aus fortfuhr: »Trudy und ich wollten immer hierherkommen, aber wir fanden nie die Zeit dafür. Nach ihrem Tod konnte ich mich nicht dazu überwinden, diese Reise zu unternehmen. Lange Zeit konnte ich ja nicht einmal aus dem Haus gehen.«
»Und was hat Sie heute dazu gebracht, Ihre Meinung zu ändern?«
»Angst und starke Medikamente«, sagte Monk. »Und Sie.«
Ich wusste, was er damit meinte, und ich empfand es als rührend. Das sollte nicht heißen, dass er mich liebte, sondern dass er mich brauchte und dass ich ihm fehlte, wenn ich nicht für ihn da war. Am wichtigsten war für mich dabei aber sein Eingeständnis, dass er sich in meiner Gegenwart sicher fühlte – sicher genug, um einige emotionale Risiken einzugehen, solange ich für ihn da war,
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