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Mr Monk besucht Hawaii

Mr Monk besucht Hawaii

Titel: Mr Monk besucht Hawaii Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Goldberg
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um ihm Halt zu geben.
    Er sagte damit nichts anderes aus, als dass ich für ihn eine gute Freundin war.
    Ich sah auf meine Armbanduhr. »In einer Stunde beginnt für mich der Probedurchlauf des Hochzeitsessens. Was werden Sie bis dahin machen?«
    »Ich werde mich ein bisschen umsehen und dann vielleicht schwimmen gehen.«
    »Sie wollen schwimmen gehen?«, gab ich lächelnd zurück.
    »Der Pool sieht echt cool aus«, meinte Monk.
    »Haben Sie denn überhaupt eine Badehose?«
    »Ich werde mir eine kaufen.«
    Das ist ein erstaunliches Medikament , dachte ich. Würde Monk diese Tabletten ein- oder zweimal im Monat nehmen, dann könnte er viele Kleinigkeiten mühelos erledigen, die für ihn sonst einen Staatsakt darstellten. Zum Beispiel neue Socken kaufen, zum Friseur gehen, im Supermarkt einkaufen.
    Ich überlegte, ob es außer dem Verlust seiner Brillanz als Detektiv noch einen Grund gab, weshalb Monk diese Tabletten normalerweise nicht nahm.
    »Ich würde mich auch gern ein wenig umsehen«, sagte ich. »Wenn Sie eine Minute warten, ziehe ich mich schnell um und komme mit,«
    »Okay.«
    Ich ging zurück in mein Zimmer und begriff, dass ich mir soeben die erste Gelegenheit verbaut hatte, endlich ein paar Minuten allein zu sein. Monk hatte sich auf eigene Faust umsehen wollen, und mir fiel nichts Besseres ein, als mich ihm anzuschließen. Es war eine spontane Entscheidung gewesen, ich war nicht um Monk besorgt.
    Ich hatte mich dazu entschlossen, weil wir Freunde waren. Auch wenn er mich schneller auf die Palme bringen konnte als jeder andere Mensch auf der Welt, war ich gern mit ihm zusammen. Ich schätze, das war auch der Grund, warum ich all seine Macken hinnahm.
    Außerdem wurde ich von ihm dafür bezahlt.

5. Mr Monk und das Medium
     
    Monk benötigte nicht einmal fünf Minuten, um sich in der Ralph-Lauren -Filiale der Einkaufspassage im Hotel eine Badehose auszusuchen. Von einem Tisch mit Sonderangeboten nahm er einfach ein blaues Exemplar, sah nach der Größe, ging zur Kasse und bezahlte – und das war es dann. An sich nichts Besonderes, aber für Monk eine erstaunliche Leistung.
    Wir gingen nach draußen in den weitläufigen, von Palmen gesäumten Garten auf der anderen Seite des Hotels. Der Garten lag zum Strand hin, und es wimmelte von Gästen, die es sich auf weißen Gartenstühlen bequem gemacht hatten. Zuerst dachte ich, dass vielleicht eine weitere Hochzeit stattfand, doch dann bemerkte ich die Fernsehkameras und erkannte den Mann, der vor dem Publikum stand: Dylan Swift, ein berühmtes Medium, ein Hellseher, der gerade eine Episode für seine tägliche Fernsehshow aufzeichnete.
    Natürlich wusste ich, wer er war. Er wäre mir sogar ein Begriff gewesen, wenn er nicht ständig zwischen Hawaii und San Francisco gependelt wäre, wo er vor ein paar Jahren für einen Lokalsender mit seiner Show begonnen hatte.
    Jeder kannte Dylan Swift, jedem war das Gesicht ein Begriff, das einen in jedem Buchladen und jedem Supermarkt im ganzen Land anlächelte. Egal, wohin man ging, Swift beobachtete einen mit diesem eindringlichen, übersinnlichen Blick, als wolle er einem vom Titelbild aus befehlen, sein Buch zu kaufen. Irgendwie empfand ich das als unheimlich.
    Dass Swift so beliebt war, hatte zu einem großen Teil aber auch damit zu tun, dass er verdammt gut aussah. Im Augenblick trug er ein seidenes Hawaiihemd von Tommy Bahama , dazu eine beigefarbene Hose. Sein Hemd stand weit genug offen, damit man die unbehaarte, muskulöse Brust sehen konnte, doch das Markanteste an ihm war sein ausgeprägtes Kinn, um dessen Grübchen ihn Kirk Douglas sicher beneidet hätte. Ob sein Kinn echt oder die Folge eines chirurgischen Eingriffs war, darüber wurde heftiger diskutiert als über die Frage, ob er nun ein echter Hellseher war oder nicht.
    »Wer ist das?«, fragte Monk.
    Es überraschte mich längst nicht mehr, dass er mit der amerikanischen Popkultur wenig vertraut war.
    »Dylan Swift«, antwortete ich. »Er redet mit den Toten und gibt ihre Botschaften an deren Hinterbliebene weiter.«
    »Das geht gar nicht«, meinte Monk lapidar.
    »Erzählen Sie das mal den Millionen Leuten, die täglich seine Sendung sehen und seine Bücher kaufen.«
    Swift bewegte sich durch die Menge, als würde eine unsichtbare Kraft ihn antreiben. Der Garten selbst wirkte wie ein riesiges Ouija-Brett, und er war die Hauptfigur im Spiel.
    »Ich empfange etwas … es ist ein Name. Er fängt an mit dem Buchstaben ›G‹ … ja, es ist eindeutig ein

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