Mr Monk besucht Hawaii
bist du?«
Brian trat nervös von einem Bein aufs andere. Man hatte ihn durchschaut, und er wusste, dass Ausreden ihm jetzt nicht mehr weiterhalfen. »Der Mann, der dich liebt«, sagte er. »Meine Liebe zu dir ist so groß, dass mich die Ehe mit einer anderen Frau nicht davon abhalten konnte, dich in mein Leben zu holen.«
»Ist überhaupt irgendetwas von den Dingen wahr, die du mir erzählt hast?«
»Ich bin in der Möbelbranche.«
Candace gab ihm eine schallende Ohrfeige. »Ich will dich niemals wiedersehen«, erklärte sie mit zitternder Stimme, riss sich den Lei vom Kopf, warf ihn Brian ins Gesicht und stürmte davon. Ich wollte ihr folgen, aber sie winkte schnell ab.
Ich drehte mich zu Brian um. »Wie konnten Sie nur?«
»Ich hätte gar nicht anders gekonnt. Sie ist eine fantastische Frau«, antwortete Brian. »Ich liebe sie.«
»Und was ist mit Ihrer Ehefrau?«
»Die liebe ich auch«, sagte er. »Mein Fluch ist, dass ich zu viel Liebe zu geben habe.«
»Sie wollten sich Ihre Zeit zwischen den beiden aufteilen«, erklärte Monk, »und Ihre Abwesenheit mit Geschäftsreisen erklären.«
»Keine hätte je von der anderen erfahren müssen«, meinte Brian. »Ich hätte Candace sehr glücklich gemacht.«
»Wo lebt Ihre Ehefrau?«, wollte Monk wissen.
»In Summit, New Jersey«, erwiderte er. »Zusammen mit den Kindern.«
Ein mit Palmen gesäumter Pfad schlängelte sich über das Grundstück des Resorts und weiter am Strand entlang. Ich entdeckte Monk auf diesem Pfad, wie er dastand und die Touristen beobachtete, die sich ausgelassen in den Wellen vergnügten.
Natürlich trug er sein langärmeliges weißes Hemd – das bis zum Kragen zugeknöpft war und dessen Ärmel er selbstverständlich nicht hochgekrempelt hatte –, seine graue Hose und die dunkelbraunen Halbschuhe, während alle anderen Badekleidung oder farbenfrohe T-Shirts und Shorts trugen. So entrückt von der Welt, strahlte er etwas Melancholisches, Chaplineskes aus.
An ihm vorbei konnte ich das azurblaue Meer und die Schaumkronen der Wellen sehen, Leute waren im Wasser, surften, schwammen oder ließen sich einfach nur von der Brandung umspülen. Es war ein sehr einladender Anblick, vor allem nachdem ich eine Stunde lang damit zugebracht hatte, meine am Boden zerstörte Freundin zu trösten. Am liebsten wäre ich an Monk vorbei ins Wasser gelaufen, um allen meinen Problemen zu entfliehen.
Aber ich tat es nicht. So wie die meisten bin ich in meinen Fantasien ein viel sorgloserer Mensch. Einen Moment lang überlegte ich, ob Monk wohl auch so war. Verspürte er jemals den Wunsch, die Ärmel hochzukrempeln oder seine Schuhe auszuziehen, um barfuß durch den heißen Sand zu laufen?
Monk sah mich über die Schulter an und schüttelte den Kopf. »Unglaublich, nicht wahr? Wie kann man so etwas nur machen?«
Ich nickte zustimmend. Seit ich losgegangen war, um mich um Candace zu kümmern, hatte ich Monk nicht gesehen. Daher hatten wir noch nicht über die abgesagte Hochzeit reden können. »Ich verstehe auch nicht, wie man behaupten kann, einen Menschen zu lieben, und ihn dann so hintergeht.«
»Oh, das kann ich verstehen.« Monk ging den Pfad entlang, der in Richtung der privaten Bungalows führte. »Was ich nicht verstehe, ist, wie man im Ozean schwimmen gehen kann.«
»Na ja, es ist heiß, wir sind am Strand, und das Wasser ist warm und einladend«, sagte ich. »Das machen die Leute eben, wenn sie auf Hawaii sind.«
»Wissen die denn nicht, dass Tausende von Geschöpfen in diesem Wasser leben, dort fressen und sich entleeren?«
»Sich entleeren?«
»Fische haben keine innere Kläranlage. Diese Tiere schwimmen in ihren eigenen Ausscheidungen. Und wenn wir die Toilettenspülung betätigen oder etwas in den Abfluss kippen, was glauben Sie, wohin das geht? Nach da draußen.«
Als er es so formulierte, bekam sogar ich Zweifel, ob es wirklich so eine gute Idee war, im Ozean zu schwimmen. Zwei Frauen im Bikini kamen vorbei, woraufhin Monk zu Boden sah, bis sie sich entfernt hatten.
»Wie geht es Ihrer Freundin?«, fragte er mit Blick auf seine Füße.
»Abgereist«, sagte ich. »Sie hat ihre Sachen gepackt und ist zum Flughafen gefahren.«
»Warum denn das?«
»Sie fühlt sich verletzt und gedemütigt und ist total wütend, Mr Monk. Sie kommt sich so dumm vor. Es wäre ihr erspart geblieben, wenn Sie ihr vor der Hochzeit erzählt hätten, dass Brian ein Betrüger ist.«
Er hob den Kopf und stellte erschrocken fest, dass sich uns soeben
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