Mr Monk besucht Hawaii
betrachtete das Buch und den Sonnenhut auf dem Tisch.
Dann ging er zu der Toten, hockte sich hin, schnupperte an der Leiche und sah sich die beiden fleischfarbenen Hörgeräte an, die die Frau in den Ohren trug.
Monk streckte die Arme aus und bildete mit den Händen ein Rechteck – so wie ein Regisseur, der sich einen Bildausschnitt vorstellen will –, fokussierte die Kokosnuss und betrachtete sie aufmerksam. Dann wurde er plötzlich von drei dekorativen Lavasteinen abgelenkt, die zwischen den Pflanzen lagen, und begann, sie der Größe nach zu sortieren.
Kealoha sah Monk amüsiert zu, ebenso die beiden Gerichtsmediziner und der uniformierte Polizist.
»Isser echt?«, fragte Kealoha.
Ich nickte. »Das ist seine Methode.«
Zufrieden mit der Lage der Steine wandte sich Monk an Kealoha. »Nach der Haut und der Leichenblässe zu urteilen, müsste sie seit zwei Stunden tot sein, auch wenn das wegen des heißen Wassers und der sengenden Sonne nicht so genau zu bestimmen ist. Wie heißt sie?«
»Helen Gruber«, sagte Kealoha.
»Wie lange sind sie und ihr Mann schon hier?«
Fast hätte ich Monk gefragt, woher er wusste, dass sie verheiratet war, doch dann entdeckte ich den Ehering an ihrem Finger. Ich weiß nicht, wie ich ihn hatte übersehen können, immerhin war der Diamant fast so groß wie eine Murmel.
»Vielleisch ne Woch«, meinte Kealoha achselzuckend.
»Eine Woche?« Monk ließ seinen Kopf kreisen und hielt eine Hand ausgestreckt über den Whirlpool. »Wo ist ihr Mann?«
»Suchen wir noch.«
Monk verzog das Gesicht, richtete sich auf und kam zu uns.
»Eine Kokosnuss traf sie am Kopf, und dann ist sie ertrunken«, erklärte er.
»Sag ich ja«, gab Kealoha zurück.
»Aber es war kein Unfall«, fuhr Monk fort. »Diese Szene hier wurde für Sie arrangiert. Sie befand sich nicht mal in der Wanne, als man sie ermordete.« Er deutete mit einer Kopfbewegung auf die Palme nahe dem Seitengang. »Die Kokosnuss stammt von dem Baum da drüben, nicht von der Palme am Whirlpool. Sie können auf dem Boden einen Abdruck erkennen, wo die Kokosnuss ursprünglich gelandet war. Von dort hat der Mörder sie mitgenommen. Die Kokosnuss selbst ist an der Unterseite noch feucht vom Boden, auf dem sie gelegen hatte.«
Kealoha hockte sich neben der Palme hin und musterte die von Monk beschriebene Stelle, dann winkte er den Fotografen zu sich. »Aikane, machse mir 'ne paar Fotos davon, okay? Danke.«
»Der Mörder gelangte auf dem gleichen Weg in den Garten wie wir, nahm die Kokosnuss und schlich sich ins Haus.«
»Echt?« Kealoha stand auf. »Wie wissense?«
»Sie hatte sich nicht mit Sonnenschutzcreme eingerieben. Das Buch da drüben ist eine Großdruckausgabe. Das heißt, sie sieht sehr schlecht, also wird sie auch eine Lesebrille benötigt haben. Aber wo ist diese Lesebrille? Der Mörder hat all diese Requisiten deponiert, und er war dabei in Eile. Wer hat die Tote gefunden?«
»De Zimmermädchen«, sagte Kealoha.
»Wann?«
»Isse 'ne Stunde her.«
Monk blinzelte in die Sonne, sah wieder zum Whirlpool und ging dann in den Bungalow. Wir folgten ihm in das großzügig geschnittene, fast komplett offen gehaltene Haus, in dem nur die Schlafzimmer durch Türen vom Rest abgetrennt waren. Die hohe Decke wurde von mehreren kahlen Träger gehalten, die daran befestigten Ventilatoren mühten sich vergeblich ab, die gekühlte Luft aus der Klimaanlage umzuwälzen, ehe sie nach draußen entwich.
Monk nahm eine Serviette vom Marmortresen in der Küche und öffnete den Kühlschrank. Er war leer. Monk sah in den Schränken nach und fand Teller, Tassen und Kochtöpfe vor, die alle so aussahen, als seien sie noch nie benutzt worden. Er beugte sich über die Spüle und spähte in den Ausguss.
»Hier wurde sie umgebracht«, sagte er dann.
»Wie wissense?«
»Das Opfer weist einen horizontal verlaufenden Bluterguss gleich unterhalb des Schlüsselbeins auf«, erklärte Monk. »Mit Blick auf ihre Körpergröße muss sie genau dort auf den Tresen aufgeschlagen sein, als sie nach vorn kippte.«
»Vielleicht irren Sie sich«, erwiderte Kealoha so verblüfft, dass er schlagartig seinen Slang vergaß.
Monk schüttelte den Kopf. »Ich bin mir aber sicher.«
Kealoha sah mich an.
»Wenn Mr Monk sagt, es ist Mord«, bestätigte ich, »dann ist es auch Mord. Fragen Sie Captain Leland Stottlemeyer vom San Francisco Police Department. Er wird Ihnen das Gleiche sagen.«
»Mir ist klar, dass das auf Sie wie ein eigenartiger Unfall wirken muss,
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