Mr Monk besucht Hawaii
fliegen, und wenn Sie mich feuern«, erklärte ich. »Candace ist meine beste Freundin, schon seit meiner Kindheit. Sie war immer für mich da: auf meiner Hochzeit, bei der Geburt von Julie – und vor allem, nach dem Tod von Mitch im Kosovo. Also werde ich mich jetzt auch um sie kümmern.«
Monk sah mich verzweifelt an. »Und wer kümmert sich hier um mich?«
»Ich habe bei einer Zeitarbeitsagentur angerufen, die schicken Ihnen jemanden vorbei.«
Erneut stieß er keuchend die Luft aus und atmete dann gleich wieder tief ein. Allmählich ging er mir damit auf die Nerven.
»Wir sind nicht mehr im Krankenhaus, Mr Monk, Sie können wieder ganz normal atmen.«
»Das ist es nicht.«
»Was ist es dann?«
»Ich habe einen Schlaganfall«, sagte er und sank gegen mich, gerade als wir vor Krogers Haus standen. Ich fasste ihn unter dem Arm, öffnete die Haustür und schleifte ihn hinter mir ins leere Wartezimmer.
Im gleichen Augenblick kam Dr. Kroger aus seinem Büro. Er reagierte beunruhigt auf Monks theatralisches Auftreten.
Dr. Kroger ist um die fünfzig und in guter körperlicher Verfassung. Er gehört zu jener Sorte Männer, die ihr Alter nicht zu kaschieren versuchen, sondern vielmehr stolz darauf sind, dass sie sich trotz der Jahre so gut gehalten haben. Ich mag seine natürliche und beruhigende Ausstrahlung, kann mir aber genauso gut vorstellen, wie anstrengend es ist, mit ihm längere Zeit zusammenzuleben. Wahrscheinlich würde ich mich ständig versucht fühlen, irgendetwas Schreckliches zu tun, nur damit er endlich einmal die Beherrschung verliert und mich nicht total verrückt macht – wenn Sie verstehen, was ich meine …
»Was ist mit Ihnen, Adrian?«, fragte Dr. Kroger ruhig, nahm Monks anderen Arm und half mir, ihn in sein Sprechzimmer zu bringen.
»Schwerer … Herzanfall«, sagte Monk, als er sich in den Sessel am Fenster fallen ließ, von dem aus man einen Blick auf einen mit einer Betonwand umgebenen Hof mit Springbrunnen hatte.
»Hatten Sie vorhin nicht von einem Schlaganfall gesprochen?«, warf ich ein.
»Das auch«, sagte Monk. »Ich spüre, wie meine inneren Organe sich eins nach dem anderen abschalten.«
Dr. Kroger richtete seinen stechenden Therapeutenblick auf mich. »Was ist passiert, Mrs Teeger?«
»Ich habe Mr Monk erzählt, dass ich morgen für eine Woche verreisen werde«, antwortete ich, während ich mich fragte, ob Dr. Kroger seine Bräune der Sonne, einer Sonnenbank oder einer Bräunungslotion verdankte.
»Verstehe.« Er kniff die Augen zusammen und betrachtete mich noch eindringlicher. »Sie haben es ihm gerade gesagt, direkt vor meiner Tür, richtig?«
Ich wusste genau, was er dachte – beziehungsweise, was er mir unterstellte –, aber es war mir egal. Er wurde schließlich dafür bezahlt, dass er sich mit derartigen Dingen befasste. Außerdem musste er diese Art von Arbeit mögen, sonst hätte er sie nicht zu seinem Beruf gemacht.
Also nickte ich und lächelte ihn an. »Ganz genau. Ist diese Woche eigentlich schon die neue Esquire -Ausgabe eingetroffen?«
Was mir in der Praxis von Dr. Kroger am meisten gefiel, war die Tatsache, dass er alle möglichen Zeitschriften abonniert hatte, die ich normalerweise nie lesen würde. Im Laufe der nächsten fünfundvierzig Minuten durchblätterte ich jedes erdenkliche Magazin, von Maxim über GQ bis zum For Him Magazine und stieß dabei auf einige interessante Artikel über den G-Punkt, multiple Orgasmen oder Aufreißersprüche, denen keine Frau widerstehen kann und die in ihr instinktiv das Verlangen nach sofortigem Sex wecken. Am besten gefiel mir dabei die Geschichte einer fantastischen Achterbahnfahrt – auf der es zuerst ganz langsam und gleichmäßig nach oben geht und sich jeder einzelne Muskel vor Erregung und Vorfreude anspannt, um dann am höchsten Punkt für einen Moment in Ruhe zu verharren, bevor man dann in die atemberaubenden Tiefen hineinstürzt und von Kurve zu Kurve ungehemmter wird und dabei die verrücktesten Laute von sich gibt. Am Ende spürt man dieses unglaubliche Kribbeln in jeder Faser des Körpers und kann es kaum erwarten, die ganze Geschichte noch einmal zu erleben …
Ich legte die Zeitschrift beiseite. Einen Moment lang saß ich bewegungslos da und wartete darauf, dass ich das übermächtige Verlangen verspürte, nach meinem eigenen G-Punkt zu suchen.
Dann kam Monk aus Dr. Krogers Sprechzimmer. Er wirkte außergewöhnlich ruhig. Genau wie ich, obwohl ich doch nach der Geschichte aus dem
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