Mr Monk besucht Hawaii
Wenn ich sie schon nicht hier essen konnte, würde ich auf jeden Fall etwas davon mitnehmen.
»Augenblick«, sagte ich, da Monk schon an der Tür war. »Ich nehme noch ein Stück Torte mit.«
»Sie können nicht einfach ein Stück nehmen«, sagte er.
»Natürlich kann ich das.« Ich zeigte auf die Speisekarte an der Wand hinter der Theke. »Sie wird stückweise verkauft.«
»Aber wenn Sie ein Stück nehmen, ist die Torte nicht mehr vollständig«, wandte er ein. »Dann muss der Rest weggeworfen werden.«
»Der Rest wird nicht weggeworfen. Von der angeschnittenen Torte werden dann eben weitere Stücke verkauft.«
»Aber wer will ein Stück von einer Torte, von der schon jemand gegessen hat?«
»Ich werde das Stück ja nicht aus der Torte rausbeißen, sondern man schneidet mir ein Stück heraus, und das esse ich dann. Mit dem Rest komme ich nie in Berührung.«
»Trotzdem wird die Heiligkeit der Torte verletzt.«
Ich sah ihn ungläubig an. » Die Heiligkeit der Torte? «
»Die müssen Sie respektieren. Sie sollten eine ganze Torte mitnehmen«, sagte Monk. »Das wäre richtig.«
»Was soll ich mit einer ganzen Torte?«
»Stellen Sie sie in den Kühlschrank.«
»Der Kühlschrank in meinem Zimmer ist die Minibar, und die ist randvoll …« Erst da fiel mir ein, dass wir ja in den Bungalow umgezogen waren. »Gute Idee, Mr Monk. Ich glaube, mir ist noch gar nicht wirklich bewusst, dass wir ein neues Quartier haben. Wir können den ganzen Kühlschrank vollpacken.«
Ich winkte der Bedienung, die so alt war, dass sie meine Urgroßmutter hätte sein können, und bestellte eine Torte. Während sie sie einpackte und ich nach meiner Geldbörse griff, bemerkte ich Monks Gesichtsausdruck.
Er strahlte Zufriedenheit, völlige Überzeugung und Siegesgewissheit aus.
Ich wusste nicht, wie , aber mir war klar, dass es geschehen war. Unser Ausflug war beendet, und mein Erholungsurlaub würde in Kürze beginnen.
Monk hatte den Fall gelöst.
19. Mr Monk und die Torte
Wir fuhren geradewegs zur Polizeiwache von Lihue, um mit Lieutenant Kealoha zu sprechen. Monk schlug vor, Kealoha solle die Zimmermädchen noch einmal befragen und die Forensiker zurück zum Bungalow schicken, um einen Bereich zu untersuchen, der zuvor übersehen worden war.
Kealoha begann, seine Leute zu verteidigen, doch das war gar nicht nötig. Niemand wollte ihnen die Schuld geben, dass sie etwas übersehen hatten. Es war so, als würde man im Kamin nach Fingerabdrücken suchen. Dazu gab es einfach keine Veranlassung, es sei denn, man hatte den Weihnachtsmann als Mörder in Verdacht.
Wir warteten mit Kealoha auf der Wache, während seine Leute das erledigten, was Monk vorgeschlagen hatte. Ich fühlte mich dem Hungertod nah, woraufhin Kealoha sein SPAM-Musubi und Li Hing Mui mit mir teilte. Monk lehnte dankend ab. Das Musubi war ein Stück SPAM-Dosenfleisch auf einem Reisblock, der in getrockneten Seetang gewickelt war. Es schmeckte gar nicht so schlecht. Das Li Hing Mui – getrocknete, gesalzene Früchte – war dagegen nur schwer runterzukriegen. Ich wollte aber nicht unhöflich sein, also schluckte ich es lächelnd und nahm mir ein zweites Stück.
Ich wollte mich revanchieren und meine Torte mit Kealoha teilen, aber Monk war dagegen, weil er die Torte noch für irgendetwas benötigte. Da ich gelangweilt war und den Geschmack des Li Hing Mui loswerden wollte, verließ ich die Wache und kaufte mir ein Stück die Straße entlang ein Eis.
Als ich zur Wache zurückkehrte, strahlte Kealoha. In der Zwischenzeit hatte Monk zwei Einbrüche und eine Vermisstenmeldung aufgeklärt. Viel wichtiger aber war, dass sich das Forensiker-Team aus unserem Bungalow gemeldet hatte. Das Ergebnis der Untersuchung wollte Monk mir aber nicht verraten.
»Das verdirbt nur die Überraschung«, sagte er.
Kealoha machte sich auf die Suche nach Lance Vaughan und Roxanne Shaw, um sie zum Bungalow zu bringen, wo wir alle zusammenkommen würden, um die Wahrheit über den Mord an Helen Gruber zu erfahren.
Monk war so in den Fall vertieft, dass er keinen Gedanken an die Deckenventilatoren verschwendete, als wir den Bungalow erreichten. Ebenso war ihm entfallen, dass er eine Stoppuhr hatte kaufen wollen. Das war der Beweis dafür, wie richtig ich gelegen hatte, als ich ihm sagte, er habe seinen Frust auf die Ventilatoren übertragen. Die einzige andere Erklärung wäre die gewesen, dass es den Mechanikern tatsächlich gelungen war, sie absolut synchron laufen zu lassen,
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