Mr Monk und die Feuerwehr
zu finden. Würde es Ihnen etwas ausmachen?«
»Wird sie mir Streiche spielen?«
»Ich glaube nicht.«
»Muss ich irgendein Spaßprogramm zusammenstellen?«
»Sie wird vermutlich einfach in ihrem Zimmer bleiben«, erwiderte ich. »Sie ist in diesem Alter.«
»Ich auch«, meinte Monk.
Sonntagmorgens ziehen Julie und ich immer unsere ältesten Sweatshirts an, packen uns die Sonntagsausgabe des Chronicle, die auf der Veranda auf uns wartet, und dann geht's ab zur Valley Bakery , wo wir Blaubeermuffins sowie einen Kaffee für mich und einen heißen Kakao für Julie bestellen. Und dann vertiefen wir uns in die Zeitung.
Julie liest natürlich am liebsten die Cartoons und kompakten Filmkritiken in dem Teil, der wegen seiner farbigen Seiten auch die Pink Section genannt wird. Zu jeder Kritik gibt es eine Zeichnung, die einen kleinen Mann mit Melone zeigt, der in einem Kinosessel sitzt. Bei einem tollen Film springt er vom Sessel auf und klatscht in die Hände, die Augen quellen ihm über und der Hut fliegt ihm davon. Wenn der Film eine Pleite ist, sitzt er in seinem Sessel und schläft tief und fest.
Manchmal stelle ich mir vor, wie der kleine Kerl mein Leben bewertet, das vor seinen Augen abläuft. Die meiste Zeit sitzt er stocksteif da und gibt sich nicht sonderlich interessiert, was für eine mittelmäßige Bewertung spricht. Nur äußerst selten springt er mal vor Begeisterung auf.
Nach dem Frühstück folgt dann ein langer Spaziergang hinauf auf einen sehr steilen Hügel Richtung Delores Park, von wo aus man eine atemberaubende Aussicht auf das Castro, das Civic Center und den Financial District hat. Aber das ist nicht die Aussicht, auf die wir es abgesehen haben. Stattdessen setzen wir uns unter einer Palme auf den Rasen und beobachten die Leute – Leute aller Art, aller Rassen und in allen nur denkbaren Kombinationen.
Da sind zum Beispiel die Paare. Wir sehen Männer und Frauen, Männer und Männer, Frauen und Frauen – und die Leute, die irgendwo dazwischenliegen. Wir sehen Pantomimen bei ihren Auftritten, spielende Kinder, Familien beim Picknick, Bands, Protestgruppen … und das alles vor dem unglaublichen Panorama von Downtown. Das ist die beste Show, die die Stadt zu bieten hat.
Normalerweise bleiben wir so etwa eine Stunde im Park, reden über die vergangene Woche und über die, die vor uns liegt. Wenn wir dann zu Atem gekommen sind und genug gesehen haben, machen wir uns gemächlich auf den Heimweg, duschen und ziehen uns um. Anschließend kümmern wir uns um die Aufgaben im Haus, die unbedingt erledigt werden müssen.
An diesem Sonntag wurden wir aber aus verschiedenen Gründen aus unserer Routine gerissen. Zunächst einmal war da das Wetter. Die Stadt war in dichten Nebel gehüllt, zudem nieselte es durchdringend. Und dann war da noch Monk.
Um sechs Uhr weckte er mich mit seinem unablässigen Schrubben. Ich erhob mich mit viel Mühe aus dem Bett und schleppte mich durchs Haus, bis ich ihn im Badezimmer entdeckte.
Monk kniete in der Badewanne, um sie auf Hochglanz zu polieren. Zu seinen Gummihandschuhen trug er einen Pyjama und Lammfellpantoffel, die sicher reizend ausgesehen hätten, wenn er kein Erwachsener gewesen wäre.
Ich hatte die Wanne vor seiner Ankunft sauber gemacht, allerdings nicht so sehr, dass man eine Sonnenbrille tragen musste, um die Augen vor dem strahlenden Glanz zu schützen. Genau das hatte Monk nun nachgeholt. Auf dem Waschbecken lagen ein noch eingepacktes Stück Seife, eine neue Zahnbürste in Plastik gehüllt, außerdem eine neue Tube Zahnpasta. Sein elektrischer Rasierer war an die Steckdose angeschlossen.
»Es ist sechs Uhr am Morgen, Mr Monk«, flüsterte ich, um Julie nicht zu wecken.
»Ich habe gar nicht gewusst, dass Sie eine solche Frühaufsteherin sind.«
»Das bin ich auch nicht«, gab ich zurück. »Was machen Sie denn da?«
»Ich bereite alles vor, um zu duschen.«
»Machen Sie das jedes Mal, bevor Sie duschen?«
»Ja, und danach auch.«
Kopfschüttelnd schlurfte ich in Richtung Küche.
Zwei Stunden später war er immer noch im Bad. Julie war längst auf und saß im Morgenmantel am Küchentisch. Sie aß eine Schale Cornflakes und wippte ungeduldig mit dem Bein.
»Ich muss wirklich dringend ins Badezimmer, Mom.«
»Mr Monk ist sicher jeden Augenblick fertig«, erwiderte ich.
»Das hast du vor einer Stunde auch schon gesagt. Ich habe seitdem zwei Gläser Orangensaft getrunken.«
»Das war nicht sehr klug, nicht wahr?«
»Ich hab ja nicht
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