Mr Monk und die Feuerwehr
geglaubt, dass er ewig da drinbleiben wird«, sagte sie. »Kannst du nicht mal klopfen?«
»Ist es so dringend?«
»Ja, so dringend«, beteuerte sie.
Wir standen beide auf, gingen durch den Flur, und ich klopfte an. »Mr Monk?«, rief ich. »Wir müssen jetzt dringend ins Badezimmer.«
»Muss es denn unbedingt dieses Badezimmer sein?«, kam seine Antwort.
»Es ist das einzige Badezimmer im Haus.«
Er öffnete die Tür, in einer Hand hielt er seine Zahnbürste. Der ganze Raum strahlte immer noch wie um sechs Uhr am Morgen. Es gab keinen Hinweis darauf, dass er das Bad benutzt hatte. Julie trat ungeduldig von einem Fuß auf den anderen.
»Wie gut kennen Sie Ihre Nachbarn?«, fragte er.
»Nicht sehr gut«, entgegnete ich. »Aber wir müssen dieses Badezimmer mit ihnen teilen.«
»Ich kann mir nicht vorstellen, wie das funktionieren soll«, sagte er.
Julie stieß einen frustrierten Laut aus, dann zwängte sie sich an Monk vorbei. Entsetzt verließ er den Raum und hatte die Tür hinter sich zugezogen, noch bevor es ihr gelungen war, den Toilettendeckel anzuheben.
Monk stand da und sah mich an.
»Es gibt nur ein Badezimmer, und das werden wir uns teilen«, erklärte ich.
»Das ist barbarisch«, sagte er. »Weiß die Gesundheitsbehörde davon?«
»Sie werden sich einfach daran gewöhnen müssen.«
»Wie können Sie nur so leben?«
»Das müsste ich nicht«, konterte ich, »wenn Sie mich besser bezahlen würden.«
Das brachte ihn zum Schweigen.
Es gab nämlich nur eines, was stärker war als Monks zwanghafter Reinlichkeits- und Ordnungstick, und das war sein Geiz.
6. Mr Monk lernt die Königin kennen
Ich verbrachte eine gute Stunde damit, für Julie einen Tag bei einer ihrer Freundinnen zu arrangieren, damit sie unter elterlicher Aufsicht war, während ich Monk bei seinen Ermittlungen half.
Da Monk genau genommen für Julie arbeitete und es bei ihrer Freundin jede Menge Computerspiele zu bestaunen und zu spielen gab, stimmte sie … zu, und ich setzte sie am frühen Morgen bei ihrer Freundin ab. Der Nachteil an der Sache war nur, dass Julie mir anschließend wieder tagelang mit irgendwelchen Wünschen in den Ohren liegen würde.
Um zehn Uhr machten Monk und ich uns auf den Weg. Monk wollte als Erstes Gregorio Dumas einen Besuch abstatten. Der wohnte schräg gegenüber der Wache und war laut Joe Sparkys einziger Feind – und damit unser Hauptverdächtiger.
Eine halbe Stunde später klopften wir bei ihm an. Der Mann sah aus wie sein französischer Pudel und besuchte anscheinend auch denselben Friseur. Seine wuschelige Mähne aus goldblondem Haar war zu einer gewaltigen, wallenden Pompadourfrisur hochgestylt.
Ob das ein Zufall war? Wohl eher nicht.
Der Typ war klein und fett, an jedem Finger trug er einen Ring, um den Hals hingen mehrere Ketten und Medaillons. Sein gesamter Schmuck war auf eine kitschige Weise dem Thema Hund gewidmet, so zum Beispiel der riesige, mit Diamanten besetzte Knochen an einer goldenen Halskette. Er stand in einem seidenen Kimono in der Tür und schmunzelte mit einer Mischung aus hochtrabender Überlegenheit und unverhohlener Abscheu gegenüber seinen Besuchern – bei denen es sich in diesem Moment um Mr Monk und mich handelte. In unserem Rücken befand sich die Feuerwache, in der Sparky ermordet worden war.
»Ich glaube, sie mögen Hunde«, sagte Monk, nachdem er uns vorgestellt und ihm den Grund für unseren Besuch genannt hatte.
»Und Sie sind ein Detektiv«, meinte Gregorio mit einer Stimme, die nach einer Mischung aus Ricardo Montalban und Fran Drescher klang. »Sind all Ihre Schlussfolgerungen so brillant?«
Dann ging er zur Seite, um uns ins Haus zu lassen. Die Einrichtung wirkte wie das Erbe einer älteren Person, die um 1978 sehr oft bei Levitz eingekauft hatte. Die Polstergarnitur erinnerte mich an den Impala Kombi , den meine Eltern damals fuhren.
Eine komplette Regalwand war mit Pokalen, Auszeichnungen und gerahmten Fotos vollgestellt, die Letitia und ihren stolzen Besitzer zeigten. Beim Anblick dieser Bilder zweifelte ich nicht mehr daran, dass sie denselben Friseur hatten.
»Wenn Sie Hunde so sehr mögen«, sagte Monk, »muss es Sie doch tief getroffen haben, was mit Sparky geschehen ist.«
»Er war ein Vergewaltiger«, brauste Gregorio auf. »Ein Sexualstraftäter.«
»Kommen Sie«, erwiderte ich. »Wir reden hier über Hunde.«
»Letitia ist kein Hund, sondern ein Symbol für Perfektion und Schönheit in der Hundewelt«, sagte Gregorio. »Zumindest
Weitere Kostenlose Bücher