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Mr Monk und die Feuerwehr

Mr Monk und die Feuerwehr

Titel: Mr Monk und die Feuerwehr
Autoren: Lee Goldberg
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gehasst.«
    Seinem Doppelkinn und dem kugeligen Bauch nach zu urteilen, hätte es ihm wohl nicht geschadet, mal ein wenig zu hungern. Er trug einen blauen Sweater über einem weißen T-Shirt, dazu eine braune Cordhose und Sportschuhe aus schwarzem Leder. Die Füße hatte er auf den mit Büchern übersäten Schreibtisch gelegt. Von dort aus konnte man durchs Fenster Esthers Haus sehen.
    »Sie konnten nicht denken, wenn sie in der Nähe war?«, fragte Monk.
    »Es ging weniger um sie«, sagte Brudnick. »Es waren ihre Katzen.«
    »Wir haben gehört, dass sie viele Streuner aufgenommen hat«, entgegnete ich.
    »Es waren Dutzende. Und es waren nicht einfach irgendwelche Streuner«, erklärte der Mann. »Es waren Exoten. Sie klapperte die Tierheime nach seltenen Rassen ab. Erst vor ein paar Tagen brachte sie eine Türkisch Van mit, eine Rasse mit langem, flauschigem Fell, die auch als Schwimmkatze oder Vankatze bekannt ist.«
    Er griff nach einem großen Buch auf seinem Tisch, schlug die gesuchte Seite auf und gab es mir. Es war ein Buch über Katzenrassen, und aufgeschlagen war ein Foto einer Türkisch Van, einer weißen Katze mit langem Fell.
    »Sie haben nachgeforscht, welche Katzen sie hatte?«, fragte Monk.
    »Ja, das ist eine meiner Schwächen. Wenn ein Vogel vorbeifliegt, muss ich wissen, um welche Art es sich handelt. Wenn ein Wagen vor dem Haus parkt, muss ich seine Vorgeschichte erfahren. Höre ich, wie jemand eine Melodie pfeift, muss ich den Titel erfahren und alles über den Komponisten herausfinden«, sagte Brudnick. »Meine intellektuelle Neugier ist für mich Segen und Fluch zugleich.«
    »Das Gefühl kenne ich«, meinte Monk.
    »Das ist auch einer der Gründe, weshalb mich ihre Katzen so abgelenkt haben. Jedes Mal wenn ich eines dieser Tiere sah, musste ich nachschlagen, um welche Rasse es sich handelt«, redete er weiter. »Das andere Problem war natürlich der Geruch. Ihr Haus war eine einzige große Katzentoilette, und je nachdem, wie der Wind stand, wehte der Geruch herüber, zusammen mit all den Haaren.«
    »Haben Sie irgendetwas dagegen unternommen?«, wollte Monk wissen.
    »Ich hab sie darauf angesprochen, aber sie sagte, ich solle mich um meine eigenen Angelegenheiten kümmern. So was aus ihrem Mund zu hören, war schon eine ziemliche Ironie.«
    »Wieso das?«
    »Weil die alte Schachtel ständig durch die Fenster hereinsah und die Post in meinem Briefkasten durchwühlte und meine Magazine las«, schilderte Brudnick. »Irgendwann fing ich an, nackt durchs Haus zu laufen, um wenigstens noch ein bisschen Privatsphäre zu bekommen.«
    Monk schauderte bei der bloßen Vorstellung, und mir erging es nicht anders.
    »Haben Sie nie daran gedacht, drastischere Maßnahmen zu ergreifen?«, fragte Monk.
    »Sie meinen, ihr Haus in Brand zu stecken?«
    Monk nickte, woraufhin Brudnick lächelte.
    »Ich dachte jeden Tag daran«, erwiderte er. »Stattdessen verkaufte ich an Lucas Breen und freute mich auf ein neues Zuhause, weit weg von Esther und ihrem Katzenzirkus.«
    »Dann machte Esther Ihnen nicht nur das Leben zur Hölle«, sagte ich, »sondern sie stand auch zwischen Ihnen und einem Vermögen.«
    »Sie war ganz bestimmt nicht meine liebste Nachbarin, das ist wohl wahr. Aber ich habe ihr nie ein solch grausames Ende gewünscht.«
    »Wo waren Sie am Freitagabend zwischen neun und zehn Uhr?«, erkundigte sich Monk.
    »Da genoss ich ein heißes Bad und die neueste Ausgabe des American Spectator «, antwortete er.
    Das war ein Bild, das mich noch lange verfolgen sollte.
    »Waren Sie allein?«, fragte Monk.
    »Leider ja. Es ist schon eine Weile her, dass ich das letzte Mal eine Frau kannte, die mit mir das Bad und den American Spectator teilen wollte.«
    Brudnick lächelte mich an. Ich glaube, ich habe es meiner enormen Selbstbeherrschung zu verdanken, dass ich in dem Moment nicht schreiend aus dem Haus lief.
    »Ist Ihnen an diesem Abend irgendetwas Ungewöhnliches aufgefallen?«, fragte Monk.
    »Nur, dass ihr Haus in Flammen aufging«, erwiderte Brudnick. »Das war allerdings ungewöhnlich.«
     
     
    Es war deprimierend. Esthers übrige Nachbarn auf dieser Straßenseite hatten alle die gleiche Einstellung wie Brudnick oder die Finneys. Niemand hatte etwas gesehen oder gehört, und es kümmerte auch niemanden. Alle hatten nur sehnsüchtig auf ihren Scheck und die Abrissbirne gewartet.
    Wir wechselten auf die andere Straßenseite, um herauszufinden, was die Bewohner dort zu sagen hatten, die nicht darauf warteten,
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