Mr Monk und die Feuerwehr
für den vierten Stock. Und den sechsten. Letztlich war jede zweite Taste bis zum dreißigsten Stockwerk gedrückt.
Stottlemeyer verdrehte seufzend die Augen.
Als der Aufzug im zweiten Stock anhielt und die Türen aufgingen, machte Monk einen Satz nach draußen, atmete mehrmals durch und kam dann zu uns zurück.
»Ich glaube, das läuft sehr gut«, sagte er.
In der vierten Etage rannte er schreiend nach draußen und erschreckte die Leute im Warteraum der Crocker Advertising Agency .
»Das ist die Hölle auf Erden«, ließ er sie wissen.
Nach mehreren hastigen Atemzügen kehrte er mit einem Sprung in die Kabine zurück, als würde er ins Wasser eintauchen.
Im sechsten Geschoss rannte er aus dem Aufzug in die Lobby der Anwaltskanzlei Ernst, Throck & Filburton und rief etwas von »Ungerechtigkeit und Unmenschlichkeit«.
Zwei Stockwerke höher hatten Stottlemeyer und ich uns in unser Schicksal ergeben, hielten uns am Handlauf in der Kabine fest und gaben uns Mühe, gelassen zu bleiben. Während Monk umherrannte, stöhnte, schrie und sich eingebildete Egel aus den Haaren zog, spielten wir auf Stottlemeyers Mobiltelefon Tetris . Da wir alle zwei Etagen anhielten, benötigten wir vierzig Minuten, bis wir das dreißigste Stockwerk erreichten. Ich hatte sechs Runden gewonnen, der Captain dagegen acht, was aber auch kein Wunder war, da er bei Observationen lange genug hatte üben können.
Als wir die eigentlich gewünschte Etage erreichten, taumelte Monk aus dem Aufzug und schnappte nach Luft. Sein Gesicht war schweißgebadet, und er ließ sich völlig erschöpft auf das schwarze Ledersofa im Wartezimmer fallen.
»Liebe Muttergottes«, jammerte er kraftlos. »Endlich ist es vorüber.«
Ich gab ihm eine Flasche Sierra Springs , die ich in meiner Handtasche mit mir führte. In der Tasche fanden sich neben dem Wasser auch feuchte Tücher, Plastikbeutel und ein paar Wheat Chex für den Fall, dass er Hunger bekam.
Stottlemeyer ging zum Empfang, wo eine äußerst attraktive Asiatin an einem solch ausladenden Schreibtisch saß, dass man meinen konnte, sie würde von dort die Abendnachrichten im Fernsehen verlesen. Nur dass der atemberaubende Ausblick auf die Stadt keine Kulisse war, sondern echt.
»Captain Stottlemeyer, Adrian Monk und Natalie Teeger. Wir möchten zu Mr Breen.«
»Wir hatten Sie vor fast einer Stunde erwartet«, sagte die Frau.
»Wir auch«, gab er zurück.
Monk trank das Wasser und warf die leere Flasche über die Schulter. Allmählich bekam er wieder Farbe im Gesicht. Mit einem Taschentuch wischte er sich den Schweiß von der Stirn, das Tuch warf er dann ebenfalls einfach fort.
»Runter wird das viel leichter gehen«, machte ich ihm Mut.
»Ganz sicher. Da werde ich nämlich die Treppe nehmen.«
Die Empfangsdame sprach uns an: »Mr Breen kann Sie jetzt empfangen.«
Sie deutete auf eine riesig große Doppeltür, die mich an das Tor zur Smaragdstadt von Oz erinnerte, nur dass hier die Wache fehlte. Den Platz nahm stattdessen ein asiatisches Supermodel ein, was dem Zauberer bestimmt auch lieber gewesen wäre.
Die Türen glitten von selbst zur Seite, als wir uns näherten, was etwas Einschüchterndes hatte. Zugegeben, bei Wal-Mart funktionieren die Türen genauso, aber es ist doch eine andere Sache, wenn man dabei keinen Einkaufswagen schiebt.
In einem höhlenartigen Büro aus Glas, Mahagoni und Edelstahl stand der Bauunternehmer Lucas Breen, die Arme ausgebreitet und freundlich lächelnd, wobei seine überkronten Zähne wie poliertes Elfenbein glänzten.
10. Mr Monk kauft Blumen
Lucas Breens Büro war die pure Verkörperung von Geld und Macht. Die verglaste Front bot einen ungehinderten und eindrucksvollen Blick auf die Stadt und auf die Bucht. Detaillierte Modelle seiner kühnsten architektonischen Arbeiten waren auf Marmorsäulen aufgestellt und effektvoll beleuchtet. Die Designermöbel wirkten wie Skulpturen, und auf den Fotos an den Wänden sah man Breen mit seiner bezaubernden und schmuckbehängten Ehefrau, Seite an Seite mit allen möglichen Prominenten, wie Präsidenten, Königen, Filmstars und lokalen Politikern.
Hätte man nach dem Anblick von Breens Büro noch Zweifel an seinem Geld und seiner Macht gehabt, wurden die von seinem maßgeschneiderten Jackett, dem Hemd mit Monogramm, der Armbanduhr und den teuren Schuhen endgültig ausgeräumt. Ich hätte Sie ja gern mit ein paar Designernamen beeindruckt, aber meine Kenntnisse in Sachen Mode und Schmuck beschränken sich auf das
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