Mr Monk und die Feuerwehr
viel. Aber Sie hatten acht große Teller. Sie sehen, wo das Problem liegt.«
»Ich sehe, dass ich keine Teller mehr habe. Und das ist das Problem.«
»Jeder weiß, dass Sie nicht sechs Schüsseln und acht große Teller haben können, also mussten zwei Teller weg. Dann bemerkte ich, dass bei einigen der Schüsseln und Teller etwas abgeschlagen war, allerdings an unterschiedlichen Stellen. Sie hatten ein passendes Set Teller, das zu gar nichts passte. Ich stand vor einer Situation, die außer Kontrolle geriet und ins völlige Chaos zu stürzen drohte. Das einzig Vernünftige war, alles wegzuwerfen.«
Monk sah mich auf eine Weise an, die verriet, dass er mein Mitgefühl und Verständnis erwartete. Er sollte von mir aber weder das eine noch das andere bekommen.
»Vernünftig? Sie nennen es vernünftig , mein ganzes Geschirr wegzuwerfen?«
»›Aufmerksam‹, ›umsichtig‹ und ›verantwortungsbewusst‹ kamen mir als Begriffe auch in den Sinn«, meinte Monk. »Aber ich fand, ›vernünftig‹ drückt es am besten aus.«
»Ich sage Ihnen jetzt, was wir machen werden, bevor Sie heute auf Verbrecherjagd gehen«, erklärte ich. »Sobald Sie sich geduscht und umgezogen haben, begeben wir uns zu Pottery Barn , und da werden Sie mir neues Geschirr kaufen. Sonst können Sie Ihre Mahlzeit vom Küchenfußboden essen.«
Ich griff nach der Schublade, um ein Messer für meinen Bagel herauszuholen, hielt aber mitten in der Bewegung inne. »Will ich wirklich diese Schublade öffnen?«, fragte ich.
»Das hängt davon ab, wonach Sie suchen.«
»Nach einem Messer«, sagte ich. »Aber wie sieht es mit dem übrigen Besteck aus?«
Monk rutschte auf seinem Stuhl hin und her. »Sie wollen die Schublade nicht öffnen.«
»Ein Besteck werden Sie mir heute auch noch kaufen dürfen«, gab ich zurück, ging zum Kühlschrank und nahm die Packung Orangensaft heraus, um einen Schluck zu trinken.
Monk zuckte zusammen, wie ich es erwartet hatte. »Sie sollten nicht direkt aus der Packung trinken.«
»Na gut.« Ich drehte mich um und durchbohrte ihn mit dem kältesten, vorwurfsvollsten Blick, den ich zustande bringen konnte. »Besitze ich denn noch ein Glas, aus dem ich trinken kann?«
Wieder rutschte er auf seinem Stuhl hin und her.
»Hätte mich auch gewundert.« Ich nahm die Packung an mich und warf die Kühlschranktür zu. »Ich hoffe, Ihre Kreditkarte ist einsatzbereit, Mr Monk. Die wird heute nämlich schwer auf die Probe gestellt werden.«
Dann stampfte ich mit dem Bagel und dem Orangensaft in mein Schlafzimmer zurück und ließ Monk in der teilen-, messer- und gläserlosen Küche sitzen.
Die Straßen waren nass, und dichter Nebel verdeckte an diesem Montagmorgen völlig die Skyline, doch in der Stadt herrschte der übliche Hochbetrieb. Auf den Fußwegen drängten sich die jungen Berufstätigen, die alle diese hypermodernen Stöpsel im Ohr trugen.
Weit und breit war kein Mensch ohne zu sehen.
Alle außer uns trugen entweder weiße iPod -Ohrhörer oder eines dieser Bluetooth -Headsets, die aussahen wie das Teil, das sich Lieutenant Uhura in der alten Star-Trek -Serie gelegentlich ins Ohr steckte.
Es war nach Mittag, als wir unseren Geschirreinkauf bei Pottery Barn erledigt hatten. Ich hätte es Monk gegenüber ja nie zugegeben, aber nachdem meine erste Wut verraucht war, fand ich es sogar gut, dass er meine alten Sachen weggeworfen hatte. Mir war es schon unangenehm, Besuchern das ramponierte Geschirr hinzustellen. Aber ich konnte es mir nicht leisten, etwas Neues zu kaufen. Jetzt war Monk derjenige, der für den Ersatz sorgte, und das begeisterte mich. (Erst als er vorschlug, wir sollten uns auch noch bei den Töpfen und Pfannen umsehen, wurde mir das ganze Ausmaß seiner Aufräumaktion bewusst.) Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich zeitweilig mit dem Gedanken spielte, Monk »zufällig« einen Blick in meinen chaotischen Kleiderschrank werfen zu lassen, damit er dort auch aufräumen und mir anschließend eine komplett neue Garderobe kaufen konnte.
Um den Einkauf für uns beide so schmerzlos wie möglich zu gestalten, wählte ich beim Geschirr kräftige Farben aus und ließ Monk jeden Karton öffnen, damit er die Ware auf Fehler untersuchen konnte. Zwischendurch bekam ich Schuldgefühle, weil es mir so vorkam, als würde ich ihn ausnutzen. Aber dann hielt ich mir vor Augen, dass er in meiner Küche gewütet und alles weggeschmissen hatte, was mir gehörte. Dann kehrte die Wut zurück und jagte meine
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