Mr Monk und die Feuerwehr
räumte alles weg und rechnete damit, dass Monk jeden Augenblick zu mir kam, um mir einen Vortrag zu halten, wie man Töpfe und Pfannen richtig hinstellte, aber er tauchte nicht auf.
Stattdessen klingelte das Telefon. Es war Joe.
»Wir hatten gar keine Gelegenheit zum Reden, als du vorhin hier warst«, sagte er. »Dann bist du mit Mr Monk rüber auf die andere Straßenseite gegangen und nicht mehr zurückgekommen. Ich hatte auf dich gewartet.«
»Oh«, sagte ich. Was für eine brillante Antwort.
Es folgte ein verlegenes Schweigen, wie es mir seit der Highschool nicht mehr untergekommen war.
»Du hast das Spannendste verpasst«, erzählte Joe. »Ein paar Leute von den Stadtwerken waren hier, weil sich herausgestellt hat, dass Dumas einen Tunnel von seinem Haus bis zur Wache gegraben hat, der durch die Kanalisation führt.«
»Ich weiß. Mr Monk hatte das herausgefunden«, entgegnete ich. »Dumas hat Roderick Turlocks vergrabene Goldmünzen gefunden.«
»Hat er auch Sparky umgebracht?«
»Nein, leider nicht. Mr Monk arbeitet noch daran.«
»Und was ist mit dem Rätsel der verschwundenen Höschen? Hast du das aufklären können?«
Ich war versucht, ihm zu sagen, er könnte mir bei dem Rätsel helfen, aber ich konnte mich gerade noch zurückhalten. Stattdessen antwortete ich: »Ich freue mich wirklich darauf, dich am Mittwoch zu sehen.«
Vermutlich hätte man diese Antwort auch so auslegen können, dass sie auf das Gleiche hinauslief wie das, was ich gedacht, aber nicht ausgesprochen hatte. Aber zumindest war es nicht so forsch.
Wie Joe es auslegte, fand ich allerdings nicht mehr heraus, da in diesem Augenblick ein Feueralarm losging. »Ich freue mich auch, Natalie. Ich muss jetzt los«, sagte er.
»Pass gut auf dich auf.« Dann legten wir beide auf.
Mein Herz raste, aber aus den verschiedensten Gründen. Zum einen war ich aufgeregt. Zweitens war ich nervös. Drittens war ich voller Angst. Nicht wegen unseres Dates, sondern wegen des Alarms. Der bedeutete, dass Joe irgendwo ein Feuer löschen musste. Ich wusste, es war sein Beruf, aber die Vorstellung, dass er in irgendein flammendes Inferno vorrücken musste, beunruhigte mich. So hatte ich mich nicht mehr gefühlt seit der Zeit, als Mitch seine Einsätze hatte. Ich hatte dieses Gefühl bei jeder seiner Missionen, und von einer ist er dann auch nie mehr zurückgekehrt.
Ich ging durch den Flur zu meinem Zimmer und kam dabei am Gästezimmer vorbei. Die Tür stand offen, Monk lag auf dem Bett und starrte an die Decke. Die Arme hatte er auf der Brust verschränkt, als würde er in einem Sarg liegen.
Ich trat ein und setzte mich auf die Bettkante. »Geht es Ihnen gut, Mr Monk?«
»Ja.«
»Was machen Sie im Moment?«
»Ich warte.«
»Worauf?«
»Dass sich die Fakten zusammenfügen.«
»Und, tun sie das?«
»Normalerweise ja«, seufzte er.
»Und Sie warten einfach ab?«
Er setzte sich auf. »Das Frustrierende an diesen Morden ist, wie simpel sie sind. Wir wissen, wie sie sich abspielten, und wir wissen sogar, wer sie begangen hat. Die Herausforderung besteht darin, Beweise zu finden, wo gar keine Beweise zu existieren scheinen.«
»Sie standen schon vor größeren Herausforderungen«, sagte ich. »Sie kommen dahinter.«
»Diesmal ist es anders«, entgegnete er. »Normalerweise habe ich mehr Platz zum Nachdenken.«
»Mehr Platz?«
»Mein Tag beginnt und endet in einem leeren Haus. Nichts und niemand ist da, um mich abzulenken. Alles ist an seinem Platz, alles hat seine Ordnung. Es gibt nur mich und meine Gedanken, manchmal auch noch meine Legosteine. Und dann fügen sich die Fakten eines Falls zusammen. Und die Fakten, die sich nicht zusammenfügen, bringen mich auf die Lösung des Rätsels.«
»Und genau das passiert jetzt nicht?«, fragte ich.
»Ich warte noch darauf.«
Mit anderen Worten: unser chaotisches Haus und unser noch chaotischeres Leben waren zu viel für ihn. Er sehnte sich nach dem Frieden, der Einsamkeit und der Sterilität seines Hauses. Mein Haus bildete zu dem seinen den krassesten Gegensatz, den man sich nur vorstellen konnte.
»Soll ich Ihnen lieber ein Hotelzimmer suchen, Mr Monk?« Ich versuchte, mein Angebot so freundlich wie möglich klingen zu lassen, damit er nicht etwa glaubte, ich sei über ihn verärgert.
»Nein, natürlich nicht«, sagte er. »Das hier ist gut.«
Zuerst dachte ich, er würde mir etwas vormachen, aber dann überlegte ich, ob es bei uns im Vergleich zu den möglichen Alternativen wirklich so übel
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