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Mr Monster

Mr Monster

Titel: Mr Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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Ansicht, dass es Mord sei, Fleisch zu essen, sondern … nun ja, doch, irgendwie schon. Für mich jedenfalls. Aber wie viele Vegetarier hatten schon Phantasien, in denen sie ihr Fleisch eigenhändig zermetzelten?
    »Ein Vegetarier!«, rief Curt. »Wie kann ein Mann, der sie noch alle hat, auf so was kommen?«
    Ich mach das, um Idioten wie dir nicht wehzutun, dachte ich.
    »Er kümmert sich um den Nachtisch, und ich übernehme das Kochen.« Mom hob die Hähnchenbrustfilets aus der Pfanne und legte sie auf die Teller, die schon auf der Anrichte bereitstanden. »Ich esse inzwischen auch selbst kaum noch Fleisch, weil das einfacher ist, als immer für zwei zu kochen, aber bei besonderen Gelegenheiten will ich nicht darauf verzichten.« Sie schaufelte Reis auf die Teller und servierte sie, immer zwei auf einmal. Der letzte war meiner, bei mir war das Fleisch durch eine Linsensuppe ersetzt worden, die ich inzwischen ganz gern mochte.
    »Junge«, sagte Curt und beugte sich vor, um mich ernst anzustarren, »das ist kein Essen, sondern höchstens Futter fürs Essen.« Er lachte laut über seinen Scherz, und Lauren stimmte ein. Margaret lächelte höflich. An der Art und Weise, wie sie lächelte – die Mundwinkel leicht nach oben gezogen, während sich um ihre Augen kein Muskel rührte –, erkannte ich, dass ihre Belustigung nicht echt war. Sie hielt nicht viel von Curts Geschwafel. Ich lächelte in mich hinein und aß ein Stück Brokkoli.
    »Aber im Ernst«, wandte Curt sich an Lauren. »Vielleicht solltest du das Gleiche essen wie er. Wenn du weiter so reinhaust wie jetzt, passt du nie wieder in deine engen Jeans.«
    »Also ehrlich!« Wieder legte Mom entrüstet die Gabel weg. »So redet man doch nicht!«
    »Ist doch wahr«, sagte Lauren. »Ich passe schon seit Monaten nicht mehr in meine engen Jeans. Curt hat mich noch nie mit ihnen gesehen.«
    »Das ist keine Entschuldigung dafür, so zu reden«, erwiderte Mom.
    »Wer die Wahrheit sagt, braucht sich nicht zu entschuldigen.« Curt grinste und dachte wohl, er habe etwas Witziges gesagt. Ein Scherz, um die Spannung abzubauen. Erstaunlich – selbst ich erkannte, wie dumm seine Bemerkung war.
    »Sie sitzt direkt neben Ihnen.« Mom deutete auf Lauren. »Sie könnten ruhig etwas höflicher mit ihr umgehen.«
    »Mir war schon vorher klar, dass so was passieren würde.« Lauren schloss für einen Moment die Augen. »Mom, warum kannst du dich nicht mal ein Essen lang zurückhalten? Oder wenigstens ein halbes? Wir sind seit höchstens zwanzig Minuten hier.«
    »Ich jedenfalls benehme mich nicht daneben«, erwiderte Mom. »Seit er hier sitzt, hat er dich unablässig beleidigt.«
    »Ach, hör doch auf!« Lauren warf ihre Serviette auf den Tisch und stand auf. »Er versucht doch nur, ein bisschen Leben in die Bude zu bringen. Ihr seid ja alle scheintot – John hat die ganze Zeit noch kein Wort gesagt!«
    Aber nicht, weil ich tot bin, sondern weil ich klug bin.
    »Sie hat mir schon erzählt, dass Sie sich nicht gut verstehen.« Curt funkelte Mom an. »Ich hatte keine Ahnung, wie recht sie hat.«
    »Erstaunlich«, sagte Mom. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und starrte Lauren an. »Er ist der einfühlsamste Mann der Welt. Wie hast du nur so einen tollen Fang gemacht?«
    »Erzähl du mir nichts über Beziehungen!« Lauren zeigte mit dem Finger auf Mom. »Erzähl mir nicht, ausgerechnet du wüsstest nach deinen Riesendummheiten über so was Bescheid!«
    »Das muss ich mir nun wirklich nicht bieten lassen«, entschied Curt und stand auf. »Du auch nicht.« Er fasste Lauren am Ellenbogen und zog sie zur Tür.
    »Lass mich nicht so einfach sitzen!«, rief Mom.
    »Und warum sollte ich bleiben?«, gab Lauren zurück. Sie löste sich aus Curts Griff und stapfte zum Tisch zurück. »Du hast mich mein Leben lang runtergemacht, als wäre ich … was glaubst du eigentlich, wer ich bin? Denkst du, ich könnte nicht selbst entscheiden? Bin ich … bin ich nur eine kaputte Maschine, die den ganzen Tag Müll produziert?«
    Auch Mom stand jetzt auf. »Wie soll ich vernünftig mit dir reden, wenn du dich immer so benimmst wie jetzt?«
    »Deine klugen Sprüche sind das Allerletzte, was ich jetzt brauche«, fauchte Lauren. Curt nahm sie wieder am Ellenbogen und bugsierte sie zur Tür. Seit der Streit zwischen Mutter und Tochter begonnen hatte, war er bemerkenswert ruhig. Dieses Mal riss Lauren sich nicht los, sondern folgte ihm nach draußen und schloss die Tür hinter sich.
    »Komm zurück!«

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