Mr Monster
schon alt – sicherlich mehrere Jahrzehnte –, und die Pigmente hatten sich am Boden abgesetzt. Obenauf schwamm eine hochprozentige dicke Brühe. Ich schleppte die Dosen, immer zwei auf einmal, in die Mitte des Raums und träumte schon von dem mächtigen Brand, den ich legen wollte.
Die Katze saß immer noch im Fenster und beobachtete mich. Ich ging nach draußen und fand die Hähnchenbrust unberührt im Gebüsch auf dem Kies. Auch das kleine Stück, das ich abgerissen hatte, hatte die Katze verschmäht. Ich hob es auf und hielt es ihr hin.
»Magst du das nicht?«
Sie starrte mich an.
»Das ist Katzenfutter. Warum willst du es nicht?« Ich durfte das Tier nicht beschimpfen. Flüche, ganz egal, auf wen gerichtet, verstießen gegen die Regeln. Ich warf das Fleisch noch einmal dicht am Kopf der Katze vorbei. Wieder fiel es draußen auf den Boden. »Verschwinde da aus dem Fenster!«
Die Brust wurde mir eng, ich atmete tief durch. Nun flipp doch nicht gleich aus!, sagte ich mir. Es ist alles in Ordnung, du kannst dein Feuer machen. Die Katze wird verschwinden, und alles ist gut. Ich atmete schwer und kniff mehrmals fest die Augen zusammen, um … ich weiß es selbst nicht genau. Irgendwie musste ich jedenfalls einige Male blinzeln. Dann ging ich wieder nach drinnen und sah mich um, was es noch zu tun gäbe. Holz! In der Mitte lag etwas Holz, das ich aufstapeln konnte.
Die Baufirma, der das Lager gehört hatte, hatte eine Menge Bretter und Kanthölzer zurückgelassen. Im Lauf von mehr als zwanzig Jahren hatte sich das Holz verzogen. Manche Bretter waren leicht gekrümmt, andere aufgequollen, einige gerissen und gesprungen. Frühere Besucher hatten das Baumaterial herumgeworfen, doch der größte Teil war noch ordentlich aufgestapelt. Um meinen Ofen zu bauen, legte ich drei Bretter über sechs offene Lackdosen. Die Flammen würden sie erst erreichen, wenn das Feuer schon ziemlich groß wäre, aber dann würden sie spektakulär hochgehen. Zum Abschluss legte ich die Matratze darauf. Beim ersten Versuch hatte ich es jedoch zu eilig und schob die Bretter von den Lackdosen herunter. Die Katze saß immer noch im Fenster und machte mich nervös. Ich musste mich beruhigen. Als die Bretter wieder richtig lagen, hob ich die Matratze vorsichtig an und legte sie mit der trockenen Seite nach unten darauf. Die Matratze war feuchter, als ich angenommen hatte. Sie war sogar richtig nass, und ich fuhr mir unsicher mit gespreizten Fingern durch die Haare. Nach kurzem Überlegen holte ich einfach meinen Benzinkanister und goss etwas Treibstoff über die Matratze. Keine elegante, aber vermutlich die einfachste Lösung.
Die Katze war immer noch da. Ich ließ den Benzinkanister fallen und versetzte einem Kantholzstapel einen Tritt. »Verschwinde!« Es hallte laut im leeren Raum, und die Katze fauchte und machte einen wütenden Buckel.
Wieder schloss ich die Augen. Mir war übel. »Entschuldige, entschuldige, entschuldige.« Ich tat ein paar Schritte, drehte mich um, ging zurück. Unschlüssig lief ich auf dem schmutzigen Boden hin und her. Dann blickte ich der Katze tief in die Augen. »Ich will dir nicht wehtun. Ich will nicht, dass dir etwas zustößt.« Ich zögerte. »Vielleicht kann ich dir helfen – vielleicht weißt du einfach nicht, was du tun sollst.«
Ich konnte hochklettern und die Katze vorsichtig hinaustragen. Dazu brauchte ich aber etwas, worauf ich mich stellen konnte. Also lief ich zu den Metallfässern hinüber und packte eins am oberen Rand. Auch leer war es noch ziemlich schwer. Ich musste mich gegen die Wand stemmen, um es umzukippen. Mit einem hohlen Dröhnen prallte es auf den Boden, dann rollte ich es ungeduldig zur anderen Seite, wobei ich den Holzstapeln, den Kanistern und dem Müll ausweichen musste.
»Ich will dir nichts tun«, wiederholte ich, während ich das Fass rollte. »Ich will dir nur helfen und dich in Sicherheit bringen.«
Zuerst musste ich einige Paletten wegschieben, die unter dem Fenster standen, dann bugsierte ich das Fass an die richtige Stelle. Es schien beinahe unmöglich, es wieder aufzurichten, doch endlich klemmte ich es an der Wand ein, schob die Hände unter den Rand und drückte es hoch. Die Katze beobachtete mich gleichmütig.
Vorsichtig kletterte ich auf das Fass und richtete mich langsam auf. Als ich mich der Katze näherte, fauchte sie, fletschte die Zähne und starrte mich an. Ich hielt inne, damit sie sich beruhigte.
»Hab keine Angst! Ich hebe dich einfach nur vorsichtig
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