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Mr Monster

Mr Monster

Titel: Mr Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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Mom fuhr herum und klatschte die flache Hand auf eine Schranktür. »Nicht schon wieder«, schluchzte sie. »Ich habe sie schon wieder verloren.« Sie schlug die Hände vors Gesicht, lehnte sich an den Schrank und weinte.

FÜNF

Es dauerte noch fast sechs Stunden, bis Mom endlich ins Bett ging und ich mich verdrücken und mit dem Fahrrad geradewegs zum alten Lagerhaus fahren konnte. Sie hatte den ganzen Nachmittag über geheult, mit Margaret geredet und tausendmal den Streit durchgespielt: Lauren hatte recht, Lauren lag falsch, Lauren machte einen großen Fehler, Mom hatte einen großen Fehler gemacht, und so weiter und so weiter. Ich hatte mich in meinem Zimmer verkrochen und mir die Skimaske über die Ohren gezogen, um den Lärm zu dämpfen.
    Es war genau wie früher, als sich alle gestritten und dann so schnell wie möglich verzogen hatten. Genau wie früher, nur schlimmer. Jetzt war auch noch Forman da, der am liebsten meine Gedanken gelesen hätte, und Mr. Monster drängte sich in den Vordergrund. Ich wusste nicht, wie lange ich das noch aushielte, ohne überzuschnappen. Ungerufen zeichneten sich Pläne in meinem Kopf ab: herausfinden, wo Curt wohnte, ihn lahmlegen, ihn langsam und sorgfältig aufschneiden und ihm so viel Schmerz wie nur irgend möglich zufügen. Ich lief in meinem Zimmer auf und ab und sang Stücke aus irgendwelchen Liedern, die mir gerade einfielen. Alte Songs, die mein Dad sich früher angehört hatte, oder neue Sachen, die Brooke gern im Radio hörte. Egal was, Hauptsache, es beschäftigte mich und lenkte mich möglichst nachhaltig von den Gedanken an den Tod ab. Nichts half.
    Es war der Drang – der verzweifelte Drang, der sich in einem Serienmörder aufbaut und ihn schließlich zum Töten zwingt. Was war das überhaupt? Und woher kam es? Bisher hatte ich meine dunkle Seite stets im Griff gehabt. Jahrelang hatte ich sie eingesperrt, doch in der letzten Zeit war sie stärker geworden. Als ich den Dämon ausgeschaltet hatte, hatte Mr. Monster zum ersten Mal den Tod geschmeckt. Jetzt wollte er mehr davon. Konnte ich ihn weiterhin zurückdrängen? Wie stark würde er noch werden? Wie stark würde der Drang werden, bevor ich explodierte und jemanden tötete? Meine Mom, Margaret oder Brooke?
    Ich lief in meinem Zimmer auf und ab wie ein gefangenes Tier. Die Lamellen der Jalousien waren die Käfigstäbe, und durch die Zwischenräume hindurch sah ich Mr. Crowleys Haus. Groß und dunkel stand es da. In wie vielen Nächten war ich dort herumgeschlichen, hatte in die Fenster gespäht und meine Beute beobachtet? Diesen Teil meines Lebens vermisste ich. Es war ein körperliches Gefühl wie der Phantomschmerz bei einem amputierten Arm oder Bein. Ob ich es einfach noch einmal tun konnte? Crowley war allerdings ein Dämon und kein Mensch gewesen. Zum Wohl der Menschen hatte ich ihn überwachen dürfen. Ich hatte mir das alles genau überlegt und eine Entscheidung getroffen. Wegen eines geringeren Anlasses durfte ich nicht einfach alles über den Haufen werfen.
    Aber wenn nun wirklich ein neuer Dämon umging?
    Es war dumm anzunehmen, Crowley sei der Einzige seiner Art, aber ebenso dumm war die Annahme, dass sich alle Dämonen gleich verhielten. Bei der neuen Leiche fehlten keine Körperteile, doch sie wies Dutzende kleiner Verletzungen und eine große Wunde am Fuß auf. Gab es eine neue Sorte übernatürlicher Schurken, die ihre Opfer mit Stromschlägen hinrichten mussten, um am Leben zu bleiben? Musste man aus der Tatsache, dass eine Frau ermordet worden war, den Schluss ziehen, dass der Dämon ebenfalls weiblich war?
    Aber nein … wenn ich schon annahm, dass ein neuer Dämon sich ganz anders verhielt, dann durfte ich auch nicht unterstellen, dass die Motive gleich gelagert waren. Mr. Crowley hatte Männer getötet, die seinem Körperbau entsprochen hatten, um Ersatzteile für seinen eigenen Körper zu bekommen. Es war ums Überleben gegangen. Der neue Dämon tötete vielleicht, weil er Nahrung brauchte, oder es war ein Sport oder eine Form der Selbstverwirklichung. Es ließen sich viele Gründe finden. Genau wie ich verspürte der Dämon einen Drang – irgendein emotionales Loch, das gefüllt werden musste.
    Wie konnte ich den Drang des Dämons identifizieren, wenn ich nicht einmal meinen eigenen benennen konnte?
    Noch einmal dachte ich über Curt nach und stellte mir vor, wie schön es wäre, ihn mit Stromschlägen ebenso hinzurichten, wie es der armen Frau widerfahren war – er sollte kreischen und

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