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Mr Monster

Mr Monster

Titel: Mr Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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gewesen wäre. Meine Reflexe setzten ein, und ich überlegte mir, womit ich ihm ein Kompliment machen konnte.
    »Das ist ein schönes Hemd«, sagte Mom. Verblüfft starrte ich sie an. Sie erwiderte meinen Blick, zuckte mit den Achseln und machte sich wieder an die Arbeit. »John, könntest du mal den Klappstuhl holen, der vor meinem Computer steht?« Ich trug ihn aus ihrem Schlafzimmer herüber, während Curt sich lautstark über die Vorzüge seines Hemds ausließ.
    In der Küche stellte ich den Klappstuhl neben Laurens Platz auf. Diese Seite des Tischs war damit ein wenig überbesetzt. Ohne mich auch nur eines Blicks zu würdigen, ließ Curt sich am Kopfende nieder, Lauren gegenüber. Mit finsterer Miene nahm ich selbst auf dem Klappstuhl Platz. Er war ein paar Zentimeter niedriger als die Küchenstühle, und prompt fühlte ich mich klein und unsicher.
    Alle meine Regeln verlangten von mir, umgehend etwas zu tun – mach ihm Komplimente, schüttle ihm die Hand und zeig ihm, wie normal du bist –, doch ich konnte mich nicht dazu durchringen. Irgendetwas an ihm brachte mich regelrecht auf die Palme, auch wenn ich es nicht genau benennen konnte. Er war ein grobschlächtiges, lautes Trampeltier, aber ich kannte viele Leute, die so waren, und mit denen konnte ich problemlos reden. Warum war Curt anders? Seine Bemerkung, ich sei zu schüchtern, hallte mir immer noch in den Ohren, doch ich stellte sie nicht richtig. Wenn er mich für schüchtern hielt, ließ er mich vielleicht einfach in Ruhe, und ich konnte ihn ignorieren.
    Das erwies sich jedoch als noch schwieriger, als mit ihm zu reden, denn er plapperte unentwegt weiter.
    »Ich kann selbst nicht glauben, dass ich immer noch in diesem alten Schrotthaufen herumfahre«, meinte er und deutete kopfschüttelnd mit dem Daumen zur Straße. »Als ich den Truck kaufte, war er ganz in Ordnung, aber inzwischen ist er uralt. Es ist mir peinlich, wenn man mich damit sieht.«
    »Er ist doch erst vier Jahre alt«, wandte Lauren ein, »und ich finde ihn klasse.«
    »Das kommt dir vielleicht so vor, aber du hast die neuen noch nicht gesehen. Es ist ein japanisches Auto, aber neben dem neuen Modell, das gerade beim Händler ausgestellt ist, sieht meiner aus wie ein Stück Scheiße. Es ist der reinste Luxusschlitten – denk bloß mal an die Memory-Funktion auf der Fahrerseite, die sich alle Einstellungen für Sitz, Lenkrad und Spiegel merkt, damit ich nicht jedes Mal lange herumfummeln muss, nachdem Shorty mit dem Wagen gefahren ist.«
    Grinsend deutete er auf Lauren. Sie lachte, und Margaret hörte anscheinend aufmerksam zu. Mom war noch damit beschäftigt, vier Portionen Salat auf fünf kleine Schüsseln zu verteilen. Sie bewegte jedes Salatblatt einzeln, zögerte es jedoch nicht hinaus, sondern versuchte ganz gewissenhaft, den Salat so schön wie möglich anzurichten. Ihre Lippen bildeten eine schmale, starre Linie. Sie wollte unbedingt, dass es ein schönes Essen wurde.
    »Es hat beheizte Ledersitze, und die Anlage ist standardmäßig mit Bluetooth ausgerüstet. Das muss man nicht mal extra dazukaufen.«
    »Du hast doch jetzt auch schon Ledersitze«, widersprach Lauren.
    »Die sind aber nicht beheizt.« Curt sah mich an. »Die erkennt ein schönes Auto nicht mal, wenn es sie beißt, was?«
    Mom stellte die neu verteilten Salatportionen auf den Tisch und setzte sich neben mich, so weit wie möglich von Curt entfernt. Es war natürlich der einzige Platz, der noch frei war, doch an der Art, wie sie sich etwas zur Seite drehte und sich eher an Lauren als an ihn wandte, erkannte ich, dass sie über die Distanz ganz froh war.
    »Esst auf!«, sagte sie. »Das Hühnchen ist fertig, sobald wir mit dem Salat fertig sind.«
    »Das hat doch nicht etwa Lauren gekocht, oder?«, fragte Curt und lächelte breit. Lauren schüttelte den Kopf. »Sie ist hübsch, aber sie kann nicht kochen, und wenn ihr Leben davon abhinge.«
    Brüsk legte Mom die Gabel weg und starrte Curt an. »So spricht man nicht über seine Freundin.«
    »He, ich sag’s doch nur, wie ich es sehe«, wandte Curt ein. Er spießte das nächste Salatblatt auf und schnitt eine geringschätzige Grimasse. Er war schon wieder woanders, und falls er überhaupt bemerkt hatte, wie verärgert Mom war, dann ließ er es sich nicht anmerken.
    Mom wollte noch etwas sagen und die Pause nutzen, während Curt kaute, doch Margaret fing ihren Blick auf und schüttelte fast unmerklich den Kopf. Mom und Margaret konnten sich manchmal wortlos

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