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Mr Monster

Mr Monster

Titel: Mr Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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Forman einen urtümlichen Schrei aus, der mir einen kalten Schauer über den Rücken jagte. Das Gebrüll hielt sekundenlang an, dann erstarb es, und ich hörte nichts mehr außer dem Wind in den Bäumen und der Tür, die der Luftzug gegen die Wand warf.
    Langsam kehrten die Schritte zurück, dieses Mal näherten sie sich jedoch geradewegs meinem Verschlag. Ein Stöhnen, und die Tür knarrte, als Forman sich dagegenlehnte.
    »Hilf mir, John!«, raunte er mit gepresster Stimme. Anscheinend bebte er am ganzen Körper, denn die Schranktür knarrte unablässig. »Hilf mir, hilf mir!«
    »Was haben Sie …« Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. »Was ist geschehen?«
    »Zu viel«, antwortete er. »Zu große Schmerzen. Schrecken. Ich halte das nicht aus, ich halte das nicht aus.«
    Forman war ein Monster, ein Dämon. Das hatte er mir selbst verraten. Was konnte ihn denn so sehr ängstigen? »Ich kann Ihnen nicht helfen, solange ich hier eingeschlossen bin«, sagte ich. Ob sich mir dadurch eine Fluchtmöglichkeit bot? »Lassen Sie mich raus, und erzählen Sie mir, wovor Sie Angst haben.«
    Etwas Schweres prallte gegen die Tür. Seine Faust. Er hatte die Faust aufs Holz gedroschen.
    »Forman? Hören Sie mich?«
    Er keuchte, dann noch einmal, als käme ein Ertrinkender endlich an die Oberfläche und würde erleichtert nach Luft schnappen.
    »Forman? Lassen Sie mich raus, ich kann Ihnen helfen!«
    »Das hast du schon getan.« Seine Stimme klang wieder ruhig. Die Tür bebte, als er sich noch einmal anlehnte, dann richtete er sich wieder auf. Die Dielen knarrten, er entfernte sich.
    »Was meinen Sie damit?«, rief ich. »Forman!«
    »Du bist wie ein Hauch frischer Luft, John. Bis morgen früh dann.«
    Damit ging er, und es wurde still im Haus. Nach und nach entstanden jedoch Geräusche in der Stille: ein gedämpftes Flüstern, ein Schluchzen und abgehackte Schreie, die so schnell abbrachen, wie sie begonnen hatten. Überall knackte Holz – im Dach, in den Wänden, im Boden. Aus dunklen Winkeln unter dem Holz drang ein ständiges leises Klirren, Kratzen und Schlurfen herauf. Das Haus weinte, das Haus stöhnte, es atmete, fürchtete und hasste.
    Ich schloss die Augen und träumte vom Tod.

SECHZEHN

Das Geräusch von laufendem Wasser weckte mich – eine Dusche. Unter der Schranktür fiel ein Lichtschimmer herein, schwach zuerst, dann in meinen müden Augen fast blendend hell. Es war Morgen. Das Duschbad dauerte nicht lange, danach hörte ich krachende Schritte, dann das Quietschen alter Bettfedern. Ein Quietschen, als Kleiderbügel auf einer Stange im Schrank hin und her rutschten. Das ganze Haus schien den Atem anzuhalten und zu lauschen. Bald waren wieder Schritte zu hören, wurden lauter, näherten sich und zogen vorbei, wurden wieder leiser. Die Vordertür ging auf und wurde geschlossen. Schlüssel klimperten, fern und gedämpft durch das Holz. Riegel und Bolzen glitten an ihren Platz.
    Schließlich knallte eine Autotür, der Motor brummte, und der Kies knirschte unter den Rädern, als das Auto wegfuhr. Der Motor drehte in der Ferne höher, dann verklang das Geräusch.
    Wir waren allein.
    Angespannt wartete ich, solange ich es aushielt, ehe ich die Tür zu öffnen versuchte. Ich musste sichergehen, dass Forman nicht unversehens zurückkehrte oder womöglich gar nicht weggefahren war. Vielleicht versteckte er sich nur nebenan. Mir war fast schlecht vor Angst. Quälend langsam verstrichen die Minuten. Als ich endlich Gewissheit hatte, dass nichts zu befürchten war, stemmte ich mich mit dem Rücken gegen die hintere Wand des Schranks und stieß mit den Füßen so fest wie möglich gegen die Tür. Sie gab nicht nach.
    Ich rückte herum, setzte den linken Fuß auf den Rahmen und trat mit dem rechten etwas höher zu. Dort fiel ein schmaler Lichtstreifen herein, und ich zielte genau daneben. Bumm. Nichts. Wieder trat ich zu, und noch einmal, immer fester. Die Tür war vermutlich ebenso verstärkt wie die Wände.
    »Wer macht das da?«
    Ich zuckte erschrocken zusammen, damit hatte ich nicht gerechnet. Die Stimme war leise und weit weg. Es war eine Frau.
    »Stephanie?«, rief ich zurück.
    »Wer ist Stephanie? Und wer bist du?« Die Sprecherin befand sich irgendwo im Haus, doch in einer entfernten Ecke, wahrscheinlich sogar hinter mehreren geschlossenen Türen. Die Fragen klangen … ärgerlich.
    »Ich heiße John!«, rief ich zurück. »Forman hat mich gestern Abend hergebracht.«
    »Bist du derjenige, mit dem er gespielt

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