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Mr Monster

Mr Monster

Titel: Mr Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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ängstliches Schluchzen verwandelte. Ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Der Zusammenstoß hatte mich nicht nur äußerlich erschüttert, und ich hatte die Orientierung verloren. Was ich jetzt noch sah, war albtraumhaft und unmöglich. Warum lachte er bloß? Warum gab er ständig sinnloses Zeug von sich? Ich atmete schnell und flach und wollte nur noch verschwinden. Blindlings fingerte ich an der Tür herum, bis ich sie endlich öffnen und die frische Luft in tiefen Zügen einatmen konnte. Gleichzeitig kämpfte ich mit dem Sicherheitsgurt, der sich vorübergehend in ein unbekanntes, feindliches Wesen verwandelt hatte, als hätte ich noch nie im Leben in einem Auto gesessen. Forman zuckte, krümmte sich und brach in Tränen aus. Endlich fand ich den Knopf und öffnete die Verriegelung. Noch bevor sich der Gurt ganz gelöst hatte, fiel ich aus dem Wagen. Die Riemen hielten mich fest wie ein Spinnennetz. Voller Panik schüttelte ich sie ab.
    Endlich war ich frei. Das Auto stand parallel zum Haus, die Scheinwerfer erfassten die Straße und die Bäume auf der anderen Seite. Wie weit wir gefahren waren und wie weit Clayton oder andere Menschen entfernt waren, wusste ich nicht, doch ich hatte mir immerhin die grobe Richtung eingeprägt. Die Luft war schneidend kalt und stach mir spitze kleine Eisnadeln in die verschwitzte Haut. Ich biss die Zähne zusammen und lief über die kiesbestreute Zufahrt. Nach wenigen Schritten hörte ich einen Schuss, und unmittelbar vor mir flog ein Erdbrocken hoch. Ich rannte weiter, und es passierte noch einmal – ein lauter Knall hinter mir, und vor mir schlug die Kugel auf dem Asphalt der Straße Funken.
    »Bleib stehen!«
    Ich hatte gerade erst den Straßenrand erreicht und war weit von jeglicher Deckung entfernt. Auf diese Entfernung konnte er nicht besonders genau zielen, doch er hätte Zeit für vier oder fünf Schüsse, ehe ich die Bäume erreichte, und das wäre mehr als genug. Ich blieb stehen und hob die Hände.
    »Du musst die Hände nicht heben, das ist kein Überfall.«
    Ich ließ die Arme wieder sinken und wandte mich langsam um. Forman stand neben der offenen Beifahrertür und richtete die Waffe auf mich.
    »Komm her und hilf mir, sie ins Haus zu tragen!«, befahl er.
    Er hatte sich wieder in der Gewalt. Was war mit ihm geschehen? Meine Neugier gewann die Oberhand über die Angst, und ich ging langsam zu ihm zurück. Ich musste herausfinden, wer er war und was das alles zu bedeuten hatte. Als ich das Auto erreicht hatte, öffnete ich die hintere Tür und beugte mich über Stephanie. Wie ich es in der Leichenhalle gelernt hatte, legte ich ihr eine Hand auf das Gesicht. Sie lebte noch, ich spürte den schwachen, aber warmen Atem.
    »Pack sie an den Füßen und zieh sie heraus!«, befahl Forman knapp. Ich wollte jedoch vorsichtig sein, fasste sie unter den Armen und richtete sie auf, ehe ich zurücktrat und sie heraushob. Forman stellte den Motor und die Scheinwerfer ab und führte mich zur Vordertür herum. Eine Veranda gab es nicht, nur eine schmale Holztreppe. Er öffnete, und ich folgte ihm hinein. Drinnen legte ich die Bewusstlose sanft auf einem durchgesessenen alten Sofa ab.
    Forman schaltete das Licht ein und ließ sich ruhig und zufrieden auf einem alten Stuhl nieder. »Was hast du mit ihr vor?«, fragte er mich.
    »Sie haben sie hergebracht«, wandte ich ein. Wahrscheinlich hatte er ihr die Nase gebrochen, auf Mund und Hals klebte getrocknetes braunes Blut.
    »Sei nicht blöd«, erwiderte Forman. »Du bist mit einem hübschen Mädchen in einem einsamen Haus – nun zeig doch etwas Phantasie. Betrachte sie als mein Geschenk an dich.«
    Das Haus wirkte so karg und lieblos eingerichtet, als habe Forman ein teilmöbliertes Sonderangebot erstanden und sich keinerlei Mühe gemacht, irgendetwas zu ergänzen.
    »Wie lange wohnen Sie schon hier?«, fragte ich.
    »Drei Monate.« Er schüttelte den Kopf. »Du solltest aber nicht das Thema wechseln.«
    »Ich werde ihr nichts antun«, erklärte ich.
    »Und ob«, widersprach er. »Du willst doch allen wehtun. Warum sollte es bei ihr anders sein?«
    »Ich werde ihr nicht wehtun, nur weil Sie es verlangen.«
    »Du hast meinem Freund wehgetan. Du hast ihn getötet – ein Wesen, das praktisch die reine Macht verkörperte. Du hast es getötet. Wie hast du das angestellt?«
    Ich blieb dabei – von mir würde er nichts erfahren. Vielleicht konnte mein Wissen sich zu irgendeinem Zeitpunkt einmal als nützlich erweisen.
    »Sie sind

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