Mr Monster
auch einer, nicht wahr?«, fragte ich.
Forman lächelte leicht. »Ein Gott?«
»Ich nannte ihn einen Dämon«, sagte ich. »Wahrscheinlich sehen Sie ihn in einem positiveren Licht.«
»Man hat uns schon früher Dämonen genannt«, erwiderte Forman. »Schatten, Gespenster, Werwölfe, der schwarze Mann. Wir galten auch als Serienmörder. Wir können sein, wer immer wir sein wollen – genau wie sie.« Er deutete auf Stephanie, die reglos auf dem Sofa lag.
»Ist sie etwa eine von Ihnen?«
»Natürlich nicht.« Er stand auf und trat zu ihr hinüber. »Für sich allein besitzt sie überhaupt keine Macht – nicht mehr als jeder andere von euch, doch mit unserer Hilfe, ah … sie kann alles sein, wonach es dich gelüstet. Brauchst du eine Sklavin? Eine Geliebte? Ein Beutetier, das du draußen jagen kannst? Alles das kann sie sein.«
Er beugte sich über sie und zupfte an einer Haarsträhne – nicht sanft, sondern fast achtlos wie beim Ziehen eines Parkscheins. »Unterschätz die Macht der Folter nicht«, sagte er. »Das ist ein wahrhaft erstaunliches Werkzeug. Natürlich nicht, um die Wahrheit herauszufinden – wenn man Informationen braucht, muss man andere Mittel einsetzen, und deshalb foltere ich dich nicht. Dank der Folter – und nur dank ihr – gewinnt man eine absolute, vollständige Formbarkeit. Nun komm schon, was soll sie für dich sein?«
Er war tatsächlich ein Dämon, auch wenn er sich bisher nicht verwandelt hatte. Also fragte ich ihn.
»Stehlen Sie auch Körper?«
»Heute Abend habe ich zwei gestohlen«, antwortete er. »Da zähle ich dich jetzt einfach mit.«
»Nein, ich meine, machen Sie es wie der, den ich getötet habe? Sie sagten, er konnte Körper übernehmen und aussehen wie jemand, den ich kannte. Können Sie das auch?«
Er beäugte mich. »Es wäre entsetzlich langweilig, wenn alle Götter gleich wären. Natürlich könntest du uns alle anbeten, wenn du einen Körper stehlen willst, aber an wen würdest du dich wenden, wenn du etwas ganz anderes willst?«
»Ich glaube nicht, dass es einen Schutzherrn oder Gott der Körperdiebe gibt«, sagte ich.
»Du weichst meinen Fragen aus, also antworte ich auch auf deine nur indirekt.«
»Ohne Gegenleistung erzähle ich Ihnen nichts.«
»Dabei biete ich dir das, was du schon immer wolltest!«, rief er. »Ein Opfer ganz allein für dich, bewusstlos und bereit für alle Spiele, die du damit treiben willst. Natürlich ist sie keine Barbie, aber zweifellos doch sehr attraktiv. Viele Männer gäben wahrscheinlich ihr linkes Auge dafür, sie in einer solchen Situation vorzufinden.«
Ich schwieg.
»Vielleicht hast du auch einen ganz anderen Geschmack.« Er beäugte mich. »Ich frage mich nur, was du willst. Wir könnten den Küchentisch abräumen und sie drauflegen und gleich hier einbalsamieren. Wie gefiele dir das, John?«
Ich wollte – Sie können sich gar nicht vorstellen, wie dringend ich es wollte. Da er mich wohl so oder so töten würde, konnte ich alles vielleicht noch etwas hinauszögern, wenn ich mitspielte. Konnte ich mir Zeit erkaufen, indem ich Stephanie folterte? In gewisser Weise waren meine Handlungen belanglos geworden – ich war entweder so gut wie tot oder ewig sein Gefangener. Was immer ich in diesem Haus täte, es käme nie ans Licht.
Stephanie war schön – langes blondes Haar und helle Haut wie Brooke. Ich hätte so viele meiner Träume ausleben können.
Ich wollte es, aber ich würde es nicht tun. Was immer Forman aufbieten mochte, ich war stärker. Welche Pläne er auch hatte, ich würde sie vereiteln. Wenn er wollte, dass ich dem Mädchen wehtat, aus welchen perversen Gründen auch immer, dann würde ich es mir zur Aufgabe machen, sie zu beschützen.
»Ich werde überhaupt nichts tun«, antwortete ich. »Ich bin nicht wie Sie.«
»Nein, das bist du nicht«, stimmte er zu. »Du würdest dich aber wundern, wie sehr ich bin wie du.«
»Was haben Sie mit mir vor?«, fragte ich.
»Ich bin nicht sicher. Bist du denn bereit, meine Fragen zu beantworten?«
»Über den Dämon, den ich getötet habe? Auf keinen Fall.«
»Dann bist du vorläufig hier drinnen gut aufgehoben.« Er trat zu einem großen Wandschrank. Die Tür war mit einem Vorhängeschloss gesichert. Er öffnete und winkte mir, ich solle mich dort hineinbegeben. Als ich mich nicht bewegte, winkte er noch einmal und wurde ernst. »Stell meine Geduld nicht auf die Probe, John! Du hast jemanden getötet, der mir sehr wichtig war, und deshalb bin ich nicht gut
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