Mr Monster
hat?«
Gespielt. Er hatte seine Spielsachen erwähnt. Also waren damit wirklich Menschen gemeint. »Nein«, antwortete ich. »Das war Stephanie. Sie ist die Empfangsdame in der Polizeiwache.«
»Es ist völlig egal, wer sie ist«, erwiderte die Stimme. »Warum machst du da etwas kaputt?« Der zornige Unterton war noch deutlicher zu hören.
»Ich bin in einen Schrank eingesperrt und versuche auszubrechen.«
»Glaubst du, das wüsste ich nicht?«, gab sie zurück. »Du machst ihn nur wütend, und ich schwöre dir, das willst du nicht.«
Ich hielt inne und dachte an Stephanies Schreie am vergangenen Abend. Warum wurde diese Frau wütend, wenn ich zu fliehen versuchte? »Sind Sie hier auch gefangen?«, rief ich.
»Verdammt noch mal, was denn sonst?«
»Ich kann fliehen«, sagte ich. »Ich komme hier raus, und dann hole ich Hilfe.«
»Nein!«, rief sie. Die Wut war noch da, aber jetzt gesellte sich etwas anderes dazu. Verzweiflung. »Wie war noch gleich dein Name?«
»John.«
»Hör zu, John. Du glaubst, du kannst entkommen, aber das ist nicht möglich. Wir haben es alle versucht. Meinst du, wir sind zum Zeitvertreib hier unten? Niemand konnte bisher fliehen, und je näher jemand daran ist, desto mehr tut er uns weh.«
Abermals versetzte ich der Tür einen festen Tritt. Sie splitterte leicht an einer Ecke.
»John!«, rief die Stimme aufgebracht. »John, hör auf damit!«
Wieder trat ich zu, ein Stück vom Rahmen entfernt, um eine Hebelwirkung zu erzielen. Der Aufprall bog das Holz durch.
»Du bist schuld, wenn er jemanden umbringt!«, rief sie. »Hoffst du etwa, er wird es nicht tun? In den letzten paar Wochen hat er vier von uns getötet.«
»Janella Willis!«, rief ich und trat erneut gegen die Tür. Sie bog sich weiter durch. »Victoria Chatham. Die anderen Namen weiß ich nicht.«
»Woher kennst du die beiden?«
»Er hat sie so hingelegt, dass wir sie leicht finden konnten. Er wollte mich in eine Falle locken.« Noch ein Tritt, und das Holz splitterte. Ein langer Riss und ein Loch waren entstanden. »Allerdings habe ich nicht die Absicht, hier gefangen zu bleiben.«
»Verdammt!«, rief sie. Ich beugte mich vor und drückte das gebrochene Stück mit den Händen nach außen. Es war groß genug, um durchzukriechen, aber bequem würde es nicht werden. »Glaubst du, er lässt dir das durchgehen? Glaubst du, es passiert nichts weiter? Er wird nicht aufhören, wenn er mit dir fertig ist. Er wird es an uns allen auslassen.«
Ich wich den Splittern und Zacken der aufgebrochenen Tür so gut wie möglich aus und spähte in den Raum. Bei Tageslicht wirkte er noch schäbiger – schmutzig und leer. Die Möbel waren alt und schief, an einer Wand lehnte eine vergilbte Tapetenrolle.
Vorsichtig streckte ich einen Arm aus und drückte mich hoch, bis ich Kopf und Schultern durch das Loch zwängen konnte. Die Splitter zerkratzten mir den Rücken, doch ich zwängte mich durch und zog den zweiten Arm hinterher. Wund und rot gelangte er durch das gezackte Loch. Dann konnte ich mit beiden Armen den Oberkörper befreien, wobei ich tief ausatmete, um mich so schmal wie möglich zu machen. Als meine Hüften durch waren, folgten die Beine von selbst. Ich schnitt eine Grimasse und stand auf. Der linke Arm und mein Rücken bluteten. Immer noch schrie mich die Frau an, und inzwischen stimmte ein ganzer Chor von Klagelauten mit ein.
»Wie viele seid ihr denn?«, rief ich.
»Vier im Keller«, antwortete die Stimme, »und die, mit der er letzte Nacht gespielt hat.«
»Sind es ganz sicher nicht mehr?« Ich ging zum vorderen Fenster und spähte hinaus. Wir waren mitten im Wald, das Auto stand nicht vor der Tür. »Das Haus ist ziemlich groß.«
»Wir hören es, wenn er jemanden mitbringt«, erklärte mir die Stimme, »und wir wissen es, wenn er jemanden tötet, weil er dann stundenlang schreit. Es ist nicht schwer zu verfolgen, wer noch lebt und wer tot ist.«
Auf halbem Wege zur Küche hielt ich inne. »Warum schreit er so?«
»Weil er ein kranker Schweinehund ist«, knurrte die Stimme. »Was kümmert es dich?«
»Wenn ich hier raus bin, wird er mich verfolgen.« Ich betrat die Küche. Sie war dreckig – auf den Ablageflächen und dem Herd standen benutzte Teller, die Wände waren voller Fettspritzer. Eine Tür des Küchenschranks fehlte, und einer der beiden Stühle am Tisch war ein nacktes Metallgestell mit durchlöchertem Polster. »Wenn er das nächste Mal kommt, will ich vorbereitet sein. Deshalb muss ich wissen, wie er
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