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Mr Monster

Mr Monster

Titel: Mr Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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auf dich zu sprechen. Allerdings finde ich dich interessant und empfehle dir, diesen kleinen Vorteil nicht zu verspielen.«
    Ich zögerte für einen Moment, gerade lange genug, damit er die Waffe heben konnte, und betrat den Schrank. Lächelnd schloss Forman die Tür hinter mir. Draußen rastete mit einem Klicken das schwere Vorhängeschloss ein.
    »Wir sehen uns morgen früh.« Er klopfte an die Tür. »Da du sie ja nicht wolltest, habe ich Stephanie jetzt ganz für mich allein.«
    Ich hörte Schritte, dann grunzte er. Anscheinend hob er die Bewusstlose hoch. Weitere Schritte, schwerer und langsamer. Er ging an meinem Schrank vorbei in einen anderen Raum – erst gedämpfte Schritte auf dem Teppich, dann zielstrebige und laute Geräusche auf einem harten Untergrund wie Linoleum, dann wieder leisere, als er abermals über einen Teppich ging. Schließlich ein lautes Poltern, das ich als Erschütterung im Boden spürte, und ein ferner Knall.
    Ich rüttelte an der Tür, doch es gab innen keinen Griff, und das Schloss auf der anderen Seite war stabil. Dann tastete ich nach einer Lücke oder einem Loch oder … ich weiß es nicht. Nach irgendetwas eben. Nun saß ich im Haus eines Irren fest – eines irren Dämons –, der mir als Gutenachtgeschichte erzählt hatte, wie schön es sei, jemanden zu foltern. Hier wollte ich nicht bleiben, aber die Tür bot mir keinen Ansatzpunkt. Also musste ich mindestens die Nacht über bleiben.
    Als ich die verputzten Innenwände absuchte, fand ich tiefe Risse, einige so schmal wie Finger, als hätte jemand versucht, sich hinauszugraben. Andere waren groß und ungleichmäßig, als hätte jemand ein Loch schlagen wollen. Hinter den Rigipsplatten war die Wand mit Holz verstärkt, als hätte der Besitzer von vornherein mit Gefangenen gerechnet. Eine der Wände hatte keine größeren Löcher, doch als ich tiefer vordrang, stieß ich abermals auf Holz und gab auf. Der Besitzer hatte das Haus offensichtlich umgebaut, damit seine Gefangenen nicht entkamen.
    Möglicherweise konnte ich die Bretter oder sogar die Tür aufbrechen, aber damit würde ich viel Lärm machen und das Holz zertrümmern, was Forman gewiss nicht sonderlich erfreuen würde. Aus naheliegenden Gründen war ich im Moment nicht scharf darauf, ihn zu verärgern.
    Welche anderen Möglichkeiten hatte ich sonst noch? Sollte ich warten, bis er mich holte? Was wollte er mir antun? Selbst wenn ich floh, wohin sollte ich mich wenden? Er wusste, wo ich wohnte, und war offensichtlich bereit, das Gesetz zu brechen, wenn es ihm in den Kram passte. Außerdem wusste ich immer noch nicht, welche dämonischen Kräfte er besaß.
    Da hörte ich die ersten Schreie.
    Sie drangen gedämpft und aus einer gewissen Entfernung durch Wände und Türen, waren aber immer noch laut genug. Es klang, als rufe jemand »Warum tun Sie mir das an?« oder »Ich habe Ihnen doch nichts getan!«. Der Rest ging in einem unartikulierten Gurgeln unter.
    Ein Teil in mir wollte sich abwenden – sich die Ohren zuhalten und so tun, als wäre gar nichts passiert –, aber das kam nicht infrage. Vielmehr lauschte ich aufmerksam, strengte mich sogar an, um jedes Wort zu verstehen, und malte mir das Szenario aus. Wahrscheinlich hatte die gefolterte Leiche, die ich im Einbalsamierungsraum gesehen hatte, zu Formans sogenannten Spielsachen gezählt, und er selbst war der zweite Killer, über den wir uns unterhalten hatten. Demnach hatte ich bereits gesehen, was er mit seinen Opfern anstellte, und genau das tat er jetzt Stephanie an. Die spitzen Schreie kamen vermutlich vom Feuer, das tiefe Grunzen von Schlägen und Stichen. Ich wusste, was jeder Laut bedeutete, und hätte es ausblenden können, doch es war einfacher, mich nicht davon berühren zu lassen. Wie in so vielen Nächten, die ich als Kind in meinem Zimmer verbracht hatte, rollte ich mich im Dunkeln zusammen und schaltete mich selbst ab.
    Nach einer Weile gesellte sich eine zweite zu der ersten Stimme. Formans Stimme. Es war ein entsetzliches Geräusch. Er schrie sie an, schrie zugleich auch mit ihr und teilte ihre Angst. Die beiden Stimmen schwollen zu einem Höhepunkt des Grauens an, bis irgendwo eine Tür knallte und eine kreischende, weinende Stimme den Flur entlang an mir vorbei zum Eingang eilte. Die Schritte waren fest und schnell, er wollte fluchtartig das Haus verlassen. Die Vordertür klapperte und wackelte, bis sie endlich mit einem Krachen aufflog. Die Schritte bewegten sich nach draußen, und dort stieß

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