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Mr Monster

Mr Monster

Titel: Mr Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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werde ihrer sehr, sehr bald schon überdrüssig sein. Die da drüben hingegen ist meine Favoritin.« Er deutete auf die Frau in der hinteren Ecke – die Einzige, die es gewagt hatte, seinen Blick zu erwidern. Sie starrte uns zornig an. »Sieh sie dir an!«, drängte Forman mich. »Sie kaut vor Wut förmlich an der Kette. Ich muss zurück zur Wache, aber … wir haben Zeit. Nimm die Schlüssel und bring sie zu mir!«
    »Ich helfe Ihnen nicht.«
    Forman stieß mich mit der Waffe weiter, und ich verlor das Gleichgewicht. Gerade eben konnte ich mich noch am Geländer festhalten, doch er drosch mir den Pistolengriff auf die Finger, und ich musste loslassen. Ich stürzte die Treppe hinunter und schlug mit dem Kopf schwer gegen die Stufen, dann prallte ich mit dem Rücken auf den Betonboden und war eine Weile außer Atem.
    »Du widersetzt dich mir nicht noch einmal«, sagte Forman ohne besondere Betonung. »Diese Lektion haben die anderen Spielsachen bereits gelernt.«
    Stöhnend kam ich auf die Knie hoch und blieb sitzen, bis das Dröhnen im Kopf nachließ. Am Ende des Geländers zog ich mich auf die Füße.
    »Sehr gut«, sagte Forman. »Jetzt bring sie zu mir!«
    Ich durchquerte den Raum und wich den Abfallhaufen und den herumliegenden Hundefutterdosen aus. Die Frauen zogen die Köpfe ein, als ich vorbeikam. Sie waren stark abgemagert und völlig verdreckt, ihre Kleidung war zerfetzt und zerrissen. Darunter kam vernarbte Haut zum Vorschein, unter der sich die Rippen abzeichneten.
    Hier unten im Keller hielten sich vier Frauen auf, oben mindestens noch zwei. Das ganze Haus war ein Abgrund des Schreckens und von einem fast körperlich spürbaren Abscheu erfüllt. Wie konnte Forman das nur ertragen? Wie er selbst erzählt hatte, konnte er den Empfang von Emotionen nicht einfach abschalten. Ständig fing er auf, was die anderen rings um ihn herum fühlten. Wahrscheinlich blieb er deshalb auf der Treppe stehen und verlangte von mir, sein Opfer zu holen. Hier unten empfand er womöglich so große Angst, dass er kaum noch handlungsfähig war.
    Ob ich das gegen ihn einsetzen konnte?
    Die Frau in der Ecke starrte mich an, als ich mich ihr näherte, genau wie die Katze im Lagerhaus. Ihre Haut war dunkel, doch ich konnte nicht erkennen, ob es Schmutz oder ihre natürliche Hautfarbe war. Vermutlich war sie kaum älter als Lauren, doch angesichts ihrer Verfassung war ich mir nicht sicher.
    »Sie waren es, nicht wahr?«, flüsterte ich, als ich vor ihr niederkniete.
    »Fahr zur Hölle!«
    »Wer ist die Frau in der Wand?«, fragte ich.
    Misstrauisch beäugte sie mich. »Wer?«
    »Oben«, erklärte ich leise, während ich ganz langsam das Schloss der Kette öffnete, um Zeit zu gewinnen. »In der Wand ist eine Frau gefangen.«
    »Welche Wand?«
    Ich suchte nach den richtigen Worten. »In der Folterkammer.«
    »Ich weiß nicht, wovon du redest.«
    »Sie müssen sie doch bemerkt haben.«
    »Wer bist du?«, fragte sie.
    »John Cleaver.«
    »Das war einmal. Jetzt bist du einer von uns. Vielleicht auch etwas ganz anderes.« Sie kniff die Augen zusammen. »Wir sind nur Spielzeug. Du bist ein Haustier.«
    »Trödle nicht herum, John!«, rief Forman.
    »Wie heißen Sie?«, fragte ich.
    »Radha.«
    »Radha?«
    »Ein indischer Name«, knurrte sie.
    »Schön«, sagte ich. »Passen Sie auf – wir haben nicht viel Zeit. Ich glaube, ich kann ihn töten, aber dazu brauche ich Ihre Hilfe.«
    »Du wirst scheitern, und dann lässt er es an uns aus«, prophezeite Radha.
    »Er wird es an mir auslassen.«
    »Sei nicht so dumm!«, fauchte sie. »Du hast seinen Schrank und wer weiß was sonst noch zerbrochen, und jetzt frag dich, wen er dafür bestraft.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Er bestraft niemanden«, widersprach ich. »Wie holt er euch rauf, wenn ich nicht da bin? Wie hat er die anderen geholt?«
    »Was interessiert dich das?«
    »Sagen Sie es mir einfach – kann er hier herunterkommen?«
    Sie schnaubte und blickte an mir vorbei. »Er steht da auf der Treppe. Er kann alles, was er will.«
    »Ja, er kann, aber tut er es auch?« Ich sah ihr tief in die Augen, damit sie sich konzentrierte. »Ich muss wissen, ob er jemals hier heruntergekommen ist und was dabei geschehen ist.«
    Sie blickte über meine Schulter. »Er wird ungeduldig.« Sie strich sich mit den Fingern über eine Reihe hässlicher Narben auf der Brust.
    »Antworten Sie!«, drängte ich sie.
    »Natürlich kommt er hier herunter. Glaubst du denn, wir gehen von selbst rauf?«
    »Hat er

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