Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mr Monster

Mr Monster

Titel: Mr Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
Vom Netzwerk:
sah.
    »Gib niemals nach«, flüsterte Radha. »Ganz egal, wie schlimm es wird, und ganz gleich, was er von dir will. Gib niemals nach.«
    Dann packte Forman mich von hinten, riss mich von Radha weg und zerrte meinen Fuß unter der Planke hervor.
    »Es wird dir da unten gefallen«, prophezeite Forman. »Das ist ein schöner Platz für einen Idioten wie dich – nichts zu tun, nichts zu sehen, nichts zu bedenken außer deinem Selbsthass.« Er schleifte mich über den Boden, und nun sah ich, dass unten im Loch eine ölige braune Brühe stand. Ich wollte mich wehren, doch Forman war zu stark. Er zerrte mich zum Rand und stieß mich hinab.
    Das Wasser war nicht so tief, wie ich befürchtet hatte, höchstens dreißig Zentimeter. Schmerzhaft und unerwartet früh prallte ich verdreht auf den Boden. Das Wasser war schmierig und kalt. Ich richtete mich auf, um mich zu orientieren, da knallte mir schon eine schwere Planke auf den Kopf. Ich fiel mit dem Gesicht voran ins Wasser, und auf einmal war alles still. Die Geräusche waren fern und leise und verklangen schließlich ganz.
    Von mir aus konnten sie ewig verklingen.

ACHTZEHN

»John!« Es war ein scharfes Flüstern, zugleich eindringlich und leise. »John, bist du in Ordnung?« Durch die Bretter drang es nur gedämpft zu mir durch.
    Ich fror, in meinem Kopf wummerte ein Dampfhammer. Sobald ich mich bewegte, schoss mir der Schmerz wie mit spitzen Nadeln durch den ganzen Körper. Schmutziges Wasser schwappte mir ins Gesicht.
    »Er hat sich bewegt, er lebt noch«, sagte die Stimme.
    »Hörst du uns?«, fragte eine andere.
    Die Schmerzen im Schädel hatten ihren Ursprung genau in der Mitte. Ich hob die Hand, um den Kopf abzutasten, rutschte aber sofort weg und tauchte unter. Also nahm ich den Arm herunter und drückte mich spuckend wieder hoch. Das Wasser war so tief, dass ich nicht liegen konnte, weshalb ich mich mit den Armen aufrecht halten musste. Andererseits waren die Planken über mir so niedrig, dass ich nicht bequem aufrecht sitzen konnte. Beim nächsten Versuch bewegte ich mich etwas vorsichtiger. Es war schwierig, in die richtige Stellung zu kommen, aber endlich ertastete ich eine pochende große Beule. Sie war riesig. Ich konnte von Glück reden, dass ich nicht ertrunken war.
    »John?«, fragte die Stimme. Dann, etwas leiser und zu jemand anders: »Er hat doch gesagt, sein Name sei John, oder?«
    Ich wollte antworten, aber meine Kehle war wund, und ich bekam nur ein heiseres Krächzen heraus. Ich hustete, schluckte und versuchte es noch einmal.
    »Radha?«
    »Er hat sie mit nach oben genommen«, erklärte die Stimme. »Sie kommt erst morgen zurück. Ich bin Carly.«
    Ich dachte an Stephanie, die oben hing, und daran, was Forman ihr angetan hatte. Das Gleiche würde er jetzt mit Radha tun. Irgendwo in mir sehnte sich Mr. Monster, dabei zu sein, wenn die Frauen gefoltert wurden. Er wollte dazugehören. Das war gut, denn wenn mir die Gegenwart von Mr. Monster bewusst war, dann waren wir wieder voneinander getrennt, und ich hatte die Kontrolle.
    »Oben ist noch eine weitere Frau«, sagte ich. »Sie heißt Stephanie. Er hat sie zusammen mit mir hergebracht.«
    »Wenn sie überlebt, schleppt er sie früher oder später hier herunter«, erklärte Carly. Sie schwieg, dann erhob sich eine andere Stimme.
    »Wo sind wir?«
    »Was meinen Sie damit?«, fragte ich zurück.
    »Ich bin aus Atlanta«, sagte die neue Stimme. »Wir sind doch sicher nicht mehr dort, oder?«
    Atlanta. Hatte Forman früher dort gelebt, bevor er hierhergekommen war? Keine dieser Frauen stammte aus Clayton, denn wir hätten es aus den Nachrichten erfahren, wenn jemand verschwunden wäre. »Nein«, antwortete ich. »Wir sind nicht in der Nähe von Atlanta. Sind Sie alle von dort?«
    »Wir kommen aus dem ganzen Land«, antwortete eine weitere Frau. Damit hatten sich außer Radha, die oben war, alle zu Wort gemeldet. »Welchen Tag haben wir heute?«
    Ich überlegte, es schien schon so lange her zu sein. »Heute ist der zwölfte Juni.«
    »Drei Monate«, stellte eine Frau fest.
    »Bei mir sind es vier.« Das war Carly.
    »Fast fünf Wochen«, berichtete die dritte.
    Forman lebte seit beinahe sieben Monaten in Clayton, doch er war oft unterwegs. Hatte er die Frauen im ganzen Land eingesammelt?
    »Sie da aus Atlanta«, sagte ich, »hat er Sie dort vor drei Monaten geschnappt?«
    »Nein«, antwortete sie. »In Nebraska.« Nach einer Weile fügte sie hinzu: »Ich bin Jess.«
    »Jess«, wiederholte ich. »Sind Sie

Weitere Kostenlose Bücher