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Mr Monster

Mr Monster

Titel: Mr Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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Kommode.
    »Wenn Sie die Emotionen anderer Menschen fühlen, warum tun Sie ihnen dann weh? Sollten Sie dann nicht überall auf der Welt Glück und Freude verbreiten und allen gute Gefühle schenken?«
    »Gefühle sind weder gut noch schlecht.« Er trat näher. »Sie sind nur schwach oder stark. Liebe ist beispielsweise schwach. Jemand liebt dich, du erwiderst die Liebe, du bist eine Weile glücklich, dann verfliegt alles wieder. Wenn aber einer der Liebenden den Partner betrügt, dann kommen echte Emotionen auf – dann entsteht etwas Starkes und hinterlässt Spuren, die du nie wieder loswirst. Betrug ist das köstlichste Gefühl überhaupt, nur dauert es eine Weile, um alles passend einzurichten. Furcht kann ebenso intensiv sein, wenn man weiß, was man tut.«
    Abermals kam er ein Stück näher. Er lächelte leicht. »Du kennst die Furcht. Als du Mkhai begegnet bist, musst du eine viel stärkere Angst empfunden haben, als sie die meisten anderen Menschen jemals kennenlernen. Furcht, Betrug, Zorn, Verzweiflung – die anderen Emotionen verblassen im Gegensatz dazu.«
    Ich wich nicht vor ihm zurück. »Ich bin ein anerkannter Soziopath, Forman. Es dürfte ausgesprochen schwierig sein, mir starke Emotionen zu entlocken.«
    »Du bist nicht zum Vergnügen hier«, sagte er. »Du bist hier, weil du mir etwas über Mkhai erzählen sollst.«
    »Aber Sie wissen doch viel mehr als ich«, antwortete ich. »Sie kannten ihn seit Jahrhunderten.«
    »Seit Jahrtausenden«, berichtigte er mich. »Doch vor vierzig Jahren ist er verschwunden, und jetzt ist er tot. Du weißt, wo er in dieser Zeit war, und du wirst es mir sagen.«
    »Werden Sie mich durch Folter dazu zwingen?«
    »Nichts, was du mir unter Folter sagst, könnte für mich von Wert sein«, erklärte Forman. »Du wirst es mir sagen, wenn du dazu bereit bist. Jetzt aber ist es Zeit, dass ich dir die anderen Spielsachen vorstelle.«

SIEBZEHN

Forman zog einen Schlüsselbund aus der Tasche und warf ihn mir zu. »Mach auf! Es ist der kleine runde Schlüssel.«
    Wir standen in der Küche, und Forman bedrohte mich mit der Pistole. Die Waffe fand ich interessant – Crowley/Mkhai hatte nie eine Waffe gebraucht, weil er die Hände in Klauen verwandeln konnte. War auch Forman dazu fähig? Bisher hatte ich angenommen, dass die Dämonen einander mehr oder weniger ähnlich seien, doch anscheinend traf diese Vermutung nicht zu. Crowley hatte die Fähigkeit besessen, Körper zu stehlen, doch dieses Spiel mit Emotionen war mir völlig neu. Steckte hinter Formans menschlichem Äußerem ebenfalls eine dämonische Gestalt, oder war er auf einen bestimmten Körper festgelegt?
    Ich fand den richtigen Schlüssel und öffnete die Tür. Von unten wehte ein übler, beißender Geruch herauf wie aus einem Abwasserkanal.
    »Was ist dort unten?«, fragte ich.
    »Meine Spielsachen«, sagte Forman. »Radha, Martha und … nein, ich glaube, Martha ist nicht mehr da. Für mich sehen sie alle gleich aus, vor allem, wenn sie schon mehrere Monate lang im Keller stecken.«
    »Wollen Sie mich auch da unten einsperren?«, fragte ich.
    »Tja, ich kann dich doch kaum hier oben herumlaufen lassen, oder? Türen sind teuer.« Er versetzte mir einen Stoß mit der Mündung seiner Waffe. »Steig da runter!«
    Die Treppe war steil und schmal, ich musste mich am Geländer festhalten, um nicht zu stürzen. Hoch in der gegenüberliegenden Wand entdeckte ich ein schmutziges kleines Fenster, durch das nur schwaches Licht hereinfiel. Meine Augen hatten sich noch nicht auf die Dunkelheit eingestellt, und ich war völlig blind, bis ich die Treppe halb hinunter war. Dann schaltete Forman hinter mir das Licht ein.
    »Bleib stehen!«, befahl er.
    Grelles gelbes Licht erfüllte den Raum. Vier verdreckte, ausgemergelte Gestalten kauerten dort wie vertrocknetes Unkraut. Es waren Frauen, alle in Lumpen gekleidet. Drei verbargen ihre Gesichter. Die Wände bestanden aus nacktem Beton, in den Ecken verliefen Rohre, an die die Frauen angekettet waren. In die Decke waren mehrere Haken eingelassen. Auch der Boden schien aus Beton zu bestehen, war jedoch mit einer Schicht Dreck, Unrat und Blut bedeckt. In einer Ecke lagen Bretter, auf denen drei gedrungene Metallfässer standen.
    »Das sind meine Spielsachen«, flüsterte Forman mir ins Ohr. »Es sind diejenigen, die meine ersten Tests überlebt haben. Unsere gemeinsame Freundin Stephanie wird aber nicht hierherkommen.«
    »Warum nicht?«
    »Sie ist zu schwach«, erklärte Forman. »Ich

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