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Mr Monster

Mr Monster

Titel: Mr Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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seitdem hier drinnen?« Mein Kopf pochte wieder heftig, und ich rückte vorsichtig hin und her, damit die Beule nicht gegen die Wand drückte.
    »Nicht hier«, erwiderte sie. »Aber so lange bin ich schon gefangen, ja.«
    »Er hatte früher ein anderes Haus«, erklärte Carly. »Die meisten von uns sind aus dem alten Haus mitgekommen, aber er war nicht oft dort. Einmal in der Woche ist jemand vorbeigekommen, um uns zu füttern. Wir wissen nicht, wer es war. Forman war jedoch oft genug da, um uns Angst einzujagen. Irgendwann hat er uns in einen Möbelwagen gepackt und ist hierhergekommen. Jess hat er an einer Tankstelle aufgelesen.«
    »Ich war unterwegs«, sagte Jess leise.
    »Mich hat er in Minnesota gefangen«, berichtete die dritte Frau. Nach kurzem Zögern ergänzte sie: »Ich heiße Melinda.«
    »Also ist er vor sieben Monaten hergekommen, um gegen den Clayton-Killer zu ermitteln, und hat dabei genug Zeit gefunden, durchs Land zu reisen und Sie alle zu entführen – und dazu die vier, die er bereits getötet hat.« Es war wie eine Sucht, er konnte nicht lange leben, ohne jemanden zu foltern. Er brauchte die emotionale Erregung wie eine Droge. Konnte ich das irgendwie gegen ihn verwenden? Es musste doch einen Ausweg geben. »War die Grube schon da, als Sie gekommen sind?«
    »Ja, auch die Ketten und die Seile in den Deckenbalken oben«, bestätigte Carly.
    »Die Wände sind verstärkt«, berichtete ich. »Er hat eine Weile dazu gebraucht, aber er hat es gründlich vorbereitet, damit er ein funktionierendes Verlies hatte, als er Sie geholt hat. Das war ein größerer Umzug.«
    »Er hat das schon vorher mindestens einmal gemacht«, erklärte Jess. »Radha erinnert sich an ein drittes Haus. Sie ist am längsten bei ihm.«
    Natürlich. Radha war seine Favoritin, weil sie eine Kämpferin war. Jeden Tag entschied sie sich von Neuem, ob sie Widerstand leisten und sein liebstes Opfer sein oder ob sie aufgeben und sterben wollte.
    »Wie lange ist sie schon da?«, fragte ich.
    »Ein Jahr«, antwortete Melinda.
    Ein Jahr. Früher oder später hätten die meisten Menschen den Tod vorgezogen. Nicht so Radha.
    Dann setzten ihre Schreie ein, hallten von oben herunter wie die Prophezeiung des Untergangs. Wir verstummten, und ich rutschte im Wasser herunter, bis es meine Ohren bedeckte und ich den Lärm nicht mehr hörte.
     
    Das ölige Wasser stank. Wahrscheinlich hatten schon mehrere Gefangene darin gesteckt, und vermutlich war es nie ausgewechselt worden. Als ich pinkeln musste, hielt ich es so lange aus, wie ich nur konnte, doch irgendwann musste ich einfach loslassen. Das Wasser erwärmte sich etwas, und ich hörte endlich zu bibbern auf.
    Hin und wieder schlummerte ich kurz ein, doch auch im Schlaf waren mir Kopf und Arme und der Wasserspiegel bewusst. Ich versuchte, mich schräg hinzuhocken und die Bretter hochzudrücken, doch sie waren zu schwer. Die Fässer über mir waren vermutlich voller Erde oder Wasser.
    Schließlich lag ich an einer Wand, mein Kopf klemmte in der Ecke, und die Arme hatte ich unter dem Kopf verschränkt. Wenn ich beide Hände zu Fäusten ballte und übereinanderlegte, waren sie gerade groß genug, damit der Kopf über Wasser blieb. So lag ich reglos, atmete ruhig und döste eine Weile.
    Seit meinem Date mit Brooke hatte ich weder gegessen noch getrunken. Nach einigen Stunden in der Grube wurde mir übel vor Hunger, und ich wurde schwach. Außerdem war ich so durstig, dass ich kaum schlucken konnte. Da es außer dem Wasser, in dem ich lag, nichts weiter gab, trank ich vorsichtig ein wenig davon und versuchte zu schlafen.
     
    »Ist er noch da unten?«
    »Ja. Er redet nicht viel, aber ab und zu hören wir das Wasser plätschern, also lebt er noch.«
    »Dann schläft er.« Die Stimme war schwach, aber ich kannte sie. Radha war wieder da.
    »Ich bin wach.« Ich stemmte den Kopf und die Arme etwas fester gegen die Wand. Das Wasser schwappte in kleinen Wellen um mich herum.
    »Wer bist du?«, fragte Radha.
    »Ich heiße John Cleaver«, antwortete ich.
    »Deinen Namen kenne ich«, erwiderte Radha. »Aber wer bist du? Warum bist du hier?«
    »Aus dem gleichen Grund wie Sie alle«, erwiderte ich.
    »Aber bisher hat er noch nie einen Jungen mitgebracht«, wandte Carly ein.
    »Er hält dich für einen Mörder«, sagte Radha.
    »Ich …« Ich hielt inne. Was konnte ich den Frauen schon erzählen? Noch wichtiger – was konnte ich von ihnen erfahren? Sie waren schon länger bei Forman, als ich ihn überhaupt

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