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Mr Monster

Mr Monster

Titel: Mr Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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kannte. Wenn er sich in einen Dämon verwandeln konnte, dann mussten sie es wissen. »Haben Sie mal beobachtet, dass Forman irgendwie … anders aussah?«
    »Meinst du verkleidet?«, fragte Radha. »Das habe ich noch nie gesehen.«
    »Nein«, antwortete ich. »Ich meine, haben Sie ihn … ich weiß auch nicht … hat er mal Klauen bekommen oder so? Reißzähne vielleicht? Hat er mal ausgesehen wie ein Monster?«
    Schweigen. Schließlich ergriff Radha das Wort.
    »Er halluziniert«, sagte sie leise.
    »Das macht die Grube mit einem«, stimmte Melinda zu.
    »Nein«, widersprach ich. »Das ist real. Einer seiner Freunde war …« Ich unterbrach mich. Ich wusste nicht einmal, ob Forman nicht vielleicht zuhörte, und diese Information hatte ich ihm noch nicht gegeben. Das war ja angeblich der Grund, warum er mich festhielt – er wollte herausfinden, was mit dem Dämon Mkhai geschehen war.
    Die Verwirrung der Frauen hatte meine Frage jedoch schon beantwortet – hätte er in ihrer Gegenwart jemals die Gestalt gewechselt, dann hätten sie sofort gewusst, worauf ich anspielte. Warum sollte ich ihnen mehr als nötig verraten?
    »Schon gut«, sagte ich. »Es war ein Freund von ihm. Ich wollte aber niemandem wehtun.«
    Schweigen.
    »Kannst du Forman töten?«, fragte Melinda.
    Die anderen keuchten, Radha grollte protestierend.
    »Hört auf«, sagte sie. »Habt ihr eine Ahnung, wie viele Frauen er umgebracht hat, nur weil sie fliehen wollten?«
    »Was ist denn die Alternative?«, gab Melinda zurück. »Wenn du dich lange genug von ihm foltern lässt, bist du am Ende so oder so tot, genau wie die anderen.«
    »Ich warte auf den richtigen Augenblick«, erklärte Radha. »Ich bin schon ein Jahr hier, Melinda, ein ganzes verdammtes Jahr. Ich weiß, wie er denkt, und ich weiß, was ich tue. Manchmal nimmt er mich zum Kochen mit nach oben, er vertraut mir. Eines Tages wird er mir so weit vertrauen, dass sich eine Gelegenheit bietet, und die werde ich ergreifen. Dann hole ich uns alle hier heraus. Vorher dürfen wir aber nichts unternehmen, sonst verlieren wir alles.«
    »Was passiert in der Zwischenzeit?«, wollte Melinda wissen. »Lässt du dich wieder an eine Batterie anschließen und hundertmal stechen?«
    Sie wurden zu wütend – das würde er spüren, und dann würde er misstrauisch.
    »Still!«, beschwichtigte ich. »Sie locken ihn sonst noch herunter.«
    »Er hört uns nicht«, antwortete Radha.
    »Aber er fühlt Sie«, erklärte ich. »Wissen Sie das nicht?«
    »Das hast du schon einmal gesagt«, schaltete sich Carly ein. »Was meinst du damit?«
    »Forman ist wie … er ist wie ein emotionales Vakuum. Alles, was Sie fühlen, fühlt auch er. Deshalb hat er solche Angst, wenn er Ihnen Angst macht, und deshalb weiß er immer, was hier unten passiert.«
    »Kannst du ihn töten, wenn du herauskommst?«, fragte Melinda.
    Ich zögerte. »Ich bin nicht sicher. Er könnte stärker sein, als wir ahnen. Vielleicht hat er neben diesen emotionalen Fähigkeiten noch andere Kräfte. Reißzähne und Klauen, wie ich schon sagte.« Mein Kopf kam in Bewegung, Gedanken fügten sich zusammen, und ein Plan entwickelte sich. »Vielleicht können wir ihn aber überrumpeln.«
    »Wie denn?«, fragte Jess.
    »Können Sie mich hier herausholen?«, fragte ich zurück.
    »Von hier aus kann ich die Fässer fast erreichen«, sagte Melinda. Ihre Kette kratzte über den Boden. »Wahrscheinlich lässt sich eins weit genug wegstoßen, damit du ein Brett verschieben kannst.«
    Das würde reichen; ich konnte mich durchquetschen und ihm auflauern, wenn er das nächste Mal herunterkam. Falls er aber irgendetwas Ungewöhnliches spürte – Hoffnung, Erregung, Vorfreude –, dann würde er sofort erkennen, dass wir etwas im Schilde führten. Meine eigenen Gefühle konnte ich vielleicht verbergen, aber das mussten auch die Frauen tun.
    »Denken Sie an Ihre Angehörigen«, beschwor ich die Frauen. »Denken Sie daran, wie sehr Sie sie vermissen und wie lange Sie sie schon nicht mehr gesehen haben, und an alles andere, was Sie traurig macht. Ich weiß, es klingt schrecklich, aber Sie müssen traurig sein. Achten Sie nicht auf Melinda, achten Sie nicht auf mich, versuchen Sie einfach nur, so traurig wie möglich zu sein.«
    »Was hast du vor?«, fragte Jess.
    »Zuerst die Traurigkeit«, sagte ich. »Sie müssen mir vertrauen.«
    Schweigen.
    »Bitte!«, flehte ich.
    Es war lange still, und dann sprach Radha. »Abgemacht«, entschied sie. »Aber wenn er etwas merkt,

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