Mr Nanny
deprimierte, war der Gedanke, dass ich Peter heute früh nicht sehen würde. Er hatte gesagt, er hätte ein paar dringende Termine. Wahrscheinlich wartete er nur darauf, bis meine Sendung gelaufen war, bevor er mir mitteilte, dass es mit der Finanzierung nun endlich geklappt hatte. Außerdem war ich mir nicht sicher, welche Rolle »das mit uns« dabei spielte, dass er noch nicht gekündigt hatte. Weitere Sorgen, die ich nicht gebrauchen konnte.
Nun tauchte Dylan auf, mit Schulkrawatte und Jackett. Wie üblich stand ihm ein störrisches Büschel Haare vom Hinterkopf ab, das er vergebens mit einem nassen Kamm zu bändigen versucht hatte.
»Also …«, fuhr Phillip mit selbstmörderischer Unverschämtheit fort, »ich bedaure sehr, dich darum bitten zu müssen, aber mein Squashschläger müsste dringend neu bespannt werden...«
»Kannst du das denn nicht im Club erledigen lassen?«
»Ich hab doch schon gesagt, dass ich erst am Samstag wiederkomme, und mein Spiel ist um vier.«
»Du hast doch noch zehn andere Squashschläger im Schrank herumliegen.«
»Aber ich mag nun mal nur den Harrow-Schläger. Ich habe ihn dir auf den Stuhl im Schlafzimmer gelegt. Außerdem hat meine Mutter nächste Woche Geburtstag. Könntest du ein Geschenk für sie besorgen? Ich kaufe doch nur das Falsche. Da braucht es eine weibliche Hand.« Er verschwand, um ein paar Akten aus seinem Büro zu holen, und tauchte anschließend wieder auf, die Sachen in seiner Aktentasche verstauend.
»Hast du nicht was vergessen, Phillip?« Eine allerletzte Chance, bevor ich ihm den Hals umdrehte.
»Hmmmm.« Den Blick auf seinen BlackBerry gerichtet, überlegte er abwesend: »Glaube nicht... Das wäre wohl alles … Der Schläger, das Geschenk für meine Mutter... Bitte sprich Carolina noch mal auf das Fruchtfleischproblem an, das wir einfach nicht loszuwerden scheinen...« Eifriges Rädchendrehen und Tippen.
»Dad«, sagte Dylan und blickte seinen Vater flehentlich an.
»Moment, Dylan, ich muss nur gerade diese E-Mail hier beantworten...«
»Dad!«, schrie Dylan.
Phillip blickte gereizt auf. »Was ist?«
»Du hast doch was vergessen.« Mein Schatz von einem Sohn.
Phillip starrte ihn verständnislos an und begann dann erneut, die Dinge an seinen Fingern abzuzählen: Schläger, Geschenk für seine Mutter …
»Dad! Hallo! Moms Interview.«
Phillip war entsetzt. Und das aus gutem Grund. Er hob Michael behutsam von der Bank und setzte sich neben mich. Dann versuchte er, seine Nase an meinen Hals zu drücken, aber ich zuckte förmlich zurück. Er nahm mein Gesicht in beide Hände und blickte mir tief in die Augen. »Jamie, du bist einfach wunderbar. Und ich bin ein egoistischer kleiner Junge.
Bitte verzeih mir. Dieses Interview wird dein ganz großer Moment. Ich weiß, du hast es schwer gehabt, aber jetzt bist du fast da. Und ich bin so stolz auf dich. Du bist sensationell und verdienst das allerhöchste Lob. Diese Story haben sie nur dir zu verdanken. Wirklich, ich bin unglaublich stolz auf dich.«
»Merkt man kaum.« Ich kam mir so allein vor, so mutterseelenallein.
»Ich bin schrecklich. Ich weiß. Ich geb’s zu, ich hab’s total vergessen. Diese Geschäftsreise, die hat mich ganz durcheinandergebracht. Ich liebe dich, und es wird wundervoll laufen. Leider werde ich heute Abend um neun in einem Flugzeug sitzen, aber ich habe die Leute in Houston bereits gebeten, die Sendung für mich aufzunehmen.« Er küsste mich auf die Wange. Er war spät dran. Sein Handy klingelte. Es war seine Sekretärin. »Einen Moment, Laurie.« Er blickte seine Frau und seine Kinder mit schuldbewusster Miene an. »Ich liebe euch!« Wir starrten stumm zurück. Die Kinder wussten, dass er es sich mit Mom verscherzt hatte. Und in dieser Sache waren sie auf meiner Seite. Außerdem hatten sie ihn seit Wochen kaum gesehen und waren deshalb sowieso nicht gut auf ihn zu sprechen. Sekunden später konnte ich seine Stimme aus der Diele hören: »Laurie, sorgen Sie bitte dafür, dass Hank mir die aktuellen Tabellenkalkulationen mailt. Und schicken Sie Blumen zu Jamie ins Büro. Dazu eine Karte mit folgendem Wortlaut...« Die Haustür fiel ins Schloss.
»Wirst du ihm verzeihen, Mom?«
Abby kam um halb acht zu mir ins Büro, um mir während der letzten neunzig Minuten vor der Sendung beizustehen. Sie hatte zwei Packungen Take-away-Sushi auf dem Arm. Ich hatte eigentlich nichts zu tun, obwohl dies vermutlich der größte Tag in meiner Karriere war. Nichts, außer noch mehr in
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