Mr Nanny
die Gegend.
Allen Mut zusammennehmend sagte ich: »Ich weiß selbst nicht, was Charles will. Gott sei Dank...«
»Kommen Sie mir nicht mit ›Gott sei Dank‹! Es ist mein Arsch, der hier auf dem Spiel steht, nicht Ihrer. Mein Name wird durch den Blätterwald rauschen, nicht Ihrer. Die werden nicht hinter Ihnen her sein, wenn das hier den Bach runtergeht.«
Goodman stand auf. »Erik, beruhig dich. Wir wissen doch noch gar nicht...«
Erik sprang auf und hüpfte wieder einmal herum wie King Kong. »Ich soll mich beruhigen? Nach drei Tagen Werbe-Beschuss in allen wichtigen Medien? Und wir haben Britney Spears erst vor fünf Monaten gezeigt. Ich hab nicht genug Beiträge auf Lager, um eine Sendung in... neunundsiebzig Minuten zu ersetzen! Hilda! Ich brauch sofort eine Praktikantin!«
Vierzig Sekunden später platzte eine atemlose Brünette ins Büro, voller Freude, dass man sie eine Stunde vor der Sendung noch zu brauchen schien. »Ja, Sir?«
»Popcorn! Sofort!«
»Wie bitte? Welche Sorte? Wo kriegt man die?«
»Verdammt! Was sind Sie denn für’ne Niete? ›Wo kriegt man die?‹ Na, im Sony IMAX, gleich um die Ecke. Mit Butter. Viel Butter. Und Salz. Dieses Movie-Salz. Los, los!« Das Mädchen rannte erschrocken davon.
Als Nächstes rief Erik in der Regie an. »Holt das bescheuerte Britney-Spears-Special aus der Konserve.« Erik lauschte zornig nickend dem Flehen seines Regisseurs. Er holte tief Luft und verdrehte die Augen. »Sie führen sich auf wie der verdammte Morseoffizier auf der Titanic . Hinterfragen Sie meine Befehle gefälligst nicht.« Wir konnten das erregte Gestammel des Regisseurs bis zu uns hören, obwohl wir auf der anderen Seite des Zimmers saßen. »Muss nicht heißen, dass wir’s statt Theresa bringen. Kann aber. Hören Sie, ich bin hier der Boss, merken Sie sich das. Und ich sage, raus mit dem Ding! Zack, zack!«
» Großer Gott.« Bill Maguire war mit den Anwälten hereingekommen und hatte den Rest von Eriks Gespräch mitgehört. »Doch nicht das blöde Britney-Spears-Special? Habt ihr eine Ahnung, was uns die Boudreaux-Kampagne gekostet hat?«
Erik drückte auf die Gegensprechanlage. »Hilda, stellen Sie Charles Worthington jetzt sofort zu uns durch!«
»Leitung zwei!«, brüllte sie von ihrem Schreibtisch aus, und schon begann das Telefon zu klingeln. Bill Maguire stürzte sich auf den Apparat in der Sitzecke, und Erik James hob den Hörer von seinem Schreibtischtelefon ab. Beide legten wieder auf, in der Annahme, der andere würde dranbleiben und auf Lautsprecher schalten.
»Jetzt reicht’s mir aber, verdammte Scheiße!«, brüllte Erik. »Hilda, holen Sie Worthington noch mal ran!« Er sah Maguire an. »Tu mir einen Gefallen, Bill. Ich weiß, du bist der Boss. Aber lass mich bitte selbst an mein verdammtes Telefon gehen.«
Zwanzig endlose Sekunden vergingen. Dann klingelte es abermals. Erik nahm ab und brachte den Apparat zu uns herüber, wo er ihn auf den Sofatisch stellte. »Also gut, Charles, wir hören Sie. Sagen Sie uns, was los ist.« Er warf einen Blick auf seine Uhrenwand, auf der man die Uhrzeit in sämtlichen US-amerikanischen Zeitzonen ablesen konnte sowie die von London, Jerusalem, Moskau und Hongkong.
Charles holte tief Luft. »Ihr kennt doch die RightIsMight. org-Blogger? Diese Rechtsextremen? Contra Abtreibung, pro Todesstrafe, pro Schulgebet? Die diese Vendetta gegen uns führen?«
»Halten Sie mich für bescheuert? Natürlich kenne ich die. Das sind Schwachköpfe. Die nimmt doch keiner ernst«, knurrte Erik. Er warf einen zweiten zornigen Blick auf seine Uhrenwand.
»Nun ja, sie werden von einer Menge Leute gelesen. Und ich glaube, sie sitzen genau hier in Pearl, Mississippi.«
Ich verspürte einen heftigen Stich. Ich musste an Peter denken, an seine Zweifel. Er hatte nichts beweisen können, aber er hatte diese Zweifel gehabt. Und ich hatte ihm nicht zuhören wollen. Hatte alles arrogant beiseitegewischt, hatte nur daran denken können, Distanz zwischen uns zu bringen. Stille im Raum. Die Anwälte tauschten verwirrte, ratlose Blicke.
Bill Maguire schlug die Hände vors Gesicht und lehnte sich zurück. Gleich darauf beugte er sich wieder vor und bellte in den Telefonlautsprecher. »Verflucht noch mal, Charles, wieso kommen Sie mir jetzt mit diesen Typen? Soll ich mich wegen denen aufregen? Was wollen Sie von uns? Was schert es uns, dass die in Pearl sind?«
»Weil Theresa von dort stammt«, warf ich ein.
Erik James’ Gesicht lief dunkelrot an. Er schlug
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