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Mr. Peregrines Geheimnis: Roman (German Edition)

Mr. Peregrines Geheimnis: Roman (German Edition)

Titel: Mr. Peregrines Geheimnis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.J. Hartley
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zarten, kleinen Vogelhäusern traten weitere Talfeen, von denen jede einen eigenen, hohen Ton produzierte. Sie stiegen hoch über dem Springbrunnen in die Luft und umkreisten ihn, bewegten sich in völligem Einklang, sodass Darwen zunächst an eine Flugzeugformation denken musste und später an eine Ballettvorführung, in die ihn seine Eltern vor langer Zeit einmal mitgenommen hatten.
    Mit weit geöffneten Augen und offenem Mund sah er zu, wie ihn die Talfeen umflatterten, sich wie Vögel sanft auf seine ausgestreckten Hände setzten oder nahe an seinen Kopf heranflogen, um ihn aus der Nähe zu betrachten. Jede von ihnen war anders, es gab männliche und weibliche, aber sie alle schienen jung zu sein. Auch ihre elegant gehämmerten Flügel und die Apparate, die sie antrieben, unterschieden sich leicht voneinander. Darwen hob eine Fee mit messingfarbenen Flügeln ein wenig hoch, um sie genauer anzusehen, betrachtete die mikroskopisch kleine Vorrichtung mit ihren Rädchen und Hebeln, und er staunte, dass etwas derart Mechanisches so zauberhaft zart sein konnte.
    Nach höchstens ein oder zwei Minuten zerstreuten sich die kleinen Feen wieder, einige flogen in den Wald, die meisten kehrten in ihre Häuser über dem Springbrunnen zurück, und die Ranken des Geflechts nahmen mit sanftem Schwung wieder ihre ursprüngliche Haltung ein. Nur Motte blieb bei ihm.
    »Und was macht ihr hier?«, fragte Darwen nach einer langen Pause.
    »Machen?«
    »Ja, machen«, wiederholte Darwen. »Ich meine … habt ihr einen Job … oder geht ihr zur Schule?« Gerade noch rechtzeitig war ihm eingefallen, dass er gar nicht sagen konnte, wie alt das kleine Wesen war.
    »Eigentlich nicht«, antwortete Motte, die nicht im Geringsten beleidigt klang. »Wir machen eigentlich gar nichts, wir sind .«
    »Das klingt ja toll! Du meinst … ihr hängt hier einfach so rum?«
    Die Talfee runzelte bei dieser Formulierung zunächst die Stirn, nickte dann aber.
    »Wir essen das, was der Wald uns schenkt, wir spielen und wir halten Ausschau.«
    »Wonach?«
    »Nach Dingen, die nicht hierhergehören«, sagte die Talfee. Dabei sah sie auf eine Weise über ihre Schulter, die ganz beiläufig wirken sollte, obwohl Darwen gleich der Verdacht kam, dass es nicht so war.
    »Was denn zum Beispiel?«, fragte er.
    »Oh, nichts Besonderes«, antwortete Motte. »Kannst du rennen?«
    »Na klar«, sagte Darwen.
    »Dann versuch doch, mich zu fangen!«
    »Kleinigkeit!«, rief Darwen aus und versuchte sie mit der hohlen Hand zu erwischen.
    Aber so leicht war das nicht. Mit einem schnellen Schlag ihrer Kupferflügel glitt Motte durch seine Finger und flog als grüner Schimmer zwischen die Bäume. Darwen lachte und jagte ihr nach.
    Zehn Minuten lang lockte ihn die Talfee durch den Wald, flitzte um Baumstämme, tauchte unter belaubte Äste, machte Überschläge. Manchmal verlor Darwen sie ganz aus den Augen, aber dann leuchtete ihr grünes Licht wieder auf, und er stürzte ins Unterholz und ihr nach. Einmal glaubte er, sie endlich erwischt zu haben, aber dann hörte er wieder ihr glockenhelles Kichern an seinem Ohr, während sie an seinem Kopf vorbeizischte.
    Er kam sich viel zu groß und ungeschickt vor, ein stolpernder Riese, der einen Kolibri fangen wollte, aber die Waldluft war so frisch und kühl, und die Freude der kleinen Talfee war so ansteckend, dass Darwen alles vergaß, was ihn bedrückt hatte. Als er schließlich aufgab und keuchend und lachend auf dem mit Kiefernnadeln bedeckten Waldboden lag, landete Motte sanft auf seiner Brust. Er lag da und sah durch die Bäume in den Nachthimmel.
    »Bist du morgen wieder hier?«, fragte er und setzte sich auf.
    »Natürlich«, erwiderte Motte. »Immer. Das hier ist mein Zuhause.«
    Zuhause. Das Wort berührte Darwen wie eine traurige Melodie, aber er nickte nur.
    »Dann sehe ich dich morgen wieder«, sagte er und sah ihr nach, wie sie davonflog.
    Darwen selbst wollte noch nicht gehen. Er wusste zwar, dass er sich eigentlich wundern müsste und sich alle möglichen Fragen stellen sollte, wie all das überhaupt möglich sein konnte, aber der Frieden dieses Ortes überwältigte ihn. Er genoss das Gefühl, dass dieser Wald nur ihm allein gehörte und niemand ihm das Erlebte wegnehmen konnte.
    Er ging gerade durch den Wald zum Spiegel zurück, als er eine Bewegung hinter ein paar Bäumen wahrnahm. Darwen wandte sich sofort um und sah genauer hin, aber außer Schatten konnte er nichts entdecken.
    Da hat mir das Mondlicht wohl einen

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