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Mr. Peregrines Geheimnis: Roman (German Edition)

Mr. Peregrines Geheimnis: Roman (German Edition)

Titel: Mr. Peregrines Geheimnis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.J. Hartley
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Streich gespielt, dachte er, dennoch sah er sich noch einmal um und suchte das Gebiet rund um den Springbrunnen nach dem Lichtschimmer der Talfeen ab. Keine einzige war mehr zu sehen, nirgendwo.
    Darwen beschlich ein unbehagliches Gefühl. Er holte tief Luft und ging zum Spiegel, und plötzlich entdeckte er es wieder. Etwas Dunkles und Großes! Rasch überzeugte er sich, dass es nichts weiter als der Schatten einiger Äste war. Trotzdem blieb er stehen und spähte ins Unterholz, aber da war nichts. Oder fast nichts. Zum ersten Mal hatte er das Gefühl … als ob ihn jemand beobachtete.
    Es bewegte sich wieder, dieses Mal langsamer, und jetzt war Darwen sich sicher: Es war nur ein Schatten … aber ein Schatten wovon? Darwen konnte nichts sehen, weder davor noch darüber, was eine so deutliche Silhouette hätte werfen können. Es bewegte sich ein wenig, und nun sah er es ganz unverkennbar, als es über einen Baumstamm glitt: ein Loch in der Nacht, etwa so groß wie ein Mensch. Noch einmal bewegte es sich, nun ganz ganz deutlich, verschwand kurz und tauchte dann wieder auf, als es sich vor einen weiteren Baum und einen Efeubusch schob. Es glitt zur Seite und schoss dann mit überraschender Geschwindigkeit über den Pfad. Erschrocken wirbelte Darwen herum und wandte dem Spiegel den Rücken zu. Er wollte den Schatten nicht mehr aus den Augen lassen, von dem er sich sicher war, dass er immer näher kam. Wenn er sich bewegte, veränderte er ein wenig seine Form, ganz, wie man es von einem Schatten erwarten würde. Wieso also suchte Darwen in der Schwärze unwillkürlich nach dessen Augen?
    Die Härchen auf seinem Nacken stellten sich auf, und er merkte, dass ihm überall am Körper kalter Schweiß ausbrach. Die Freude und den Frieden, den er eben noch empfunden hatte, waren vergessen.
    Darwen hatte Angst.
    Er machte einen Schritt auf den Spiegel zu, und der Schatten tat es ihm gleich, wie ein wachsamer Löwe. Dann sprang er plötzlich vor ihm über den Weg wie ein schwarzer Blitz – er legte in nicht einmal einer Sekunde zehn Meter zurück. Jetzt war sich Darwen sicher: Der Schatten wollte ihm den Weg abschneiden!
    Keuchend machte Darwen zwei weitere Schritte. Der Schatten schlug hinter ihm einen Bogen und kam wieder näher. Was auch immer er vorhatte, er würde es bald tun, und Darwen war sich plötzlich sicher, dass er ihn nicht näher an sich heranlassen durfte. Er wusste nicht, was das für ein Ding war, und er hatte keine Ahnung, was ihm ein bloßer Schatten antun konnte, aber er spürte die Gefahr wie einen Geruch, der in der Luft hing. Er musste hier weg.
    Er deutete einen Schritt nach rechts an – und als der Schatten ihn kopierte, machte er einen Satz nach vorn. Drei Schritte und der Spiegelrahmen war in Griffweite. Aus den Augenwinkeln sah er, dass der Schatten schnell folgte und der Abstand sich verringerte. Wildes Entsetzen breitete sich in seiner Brust aus, aber schon sah er das Innere seines Schranks vor sich und zog sich mit einem Ruck erst hoch und dann hinein.
    Als er schwer atmend auf dem Boden seines Zimmers lag, riskierte er einen Blick zurück zum Spiegel, aber er sah nur den ruhigen, mondbeschienenen Wald. Ein paar Minuten später glaubte er beinahe selbst, dass es wirklich nur ein Schatten gewesen war.

K A P I T E L 6

    Kaum erschien Darwen am nächsten Morgen zum Frühstück, schickte ihn seine Tante sofort zum Duschen. »Du musst wirklich Fieber gehabt haben«, sagte sie. »Du riechst, als ob du einen Marathon gelaufen wärst.«
    Als er sich kurze Zeit später in seinem Zimmer anzog, nahm Darwen das T-Shirt weg, das er zur Vorsicht über den Spiegel gehängt hatte. Jetzt sah ihn nur sein eigenes Bild an. Es war einfach wieder nur ein Spiegel. Prüfend berührte er die Oberfläche mit den Fingern.
    Sie war fest.
    Eigentlich hätte er sich jetzt fragen sollen, ob das alles nur ein Traum gewesen war, aber Darwen wusste genau, dass es nicht so gewesen war – und allein dieses Wissen ließ den Tag bereits freundlicher erscheinen.
    Nicht einmal der mausetote Teebeutel, den seine Tante ihm beim gemeinsamen Frühstück in einer Tasse lauwarmen Wassers servierte, konnte seine gute Laune trüben. Er bedankte sich mit einem Lächeln und konnte ihr ansehen, dass sie das gleichermaßen überraschte und freute, woraufhin er sich vornahm, in nächster Zeit öfter zu lächeln, damit sie sich nicht immer so viele Sorgen um ihn machte.
    Die Hillside Academy lag nördlich des Stadtzentrums, wobei die hohen

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