Mr. Peregrines Geheimnis: Roman (German Edition)
der Jackentasche umklammert. Hastig sah er sich in der Einkaufspassage um, ob der Polizist irgendwo zu sehen war oder Nathan mit seinen Freunden, aber er konnte niemanden entdecken und atmete beruhigt auf.
Genau in diesem Moment ließ ihn eine laute Stimme erschrocken herumfahren.
»Du hast richtig großen Ärger«, sagte Alexandra O’Connor.
»Wovon redest du?«, fragte Darwen. »Und was machst du hier überhaupt – spionierst du mir etwa hinterher?«
»Nein, ich spioniere nicht«, sagte das Mädchen. »Ich habe nur gesehen, dass du zusammen mit dem dicken Polizisten in den komischen kleinen Laden bist, und da dachte ich, ich warte mal auf dich. Außerdem hat mir Jennifer Taylor-Berry erzählt, dass du dich mit Nathan Cloten angelegt hast, obwohl ich dir doch gesagt hatte, dass es besser wäre, ihm aus dem Weg zu gehen. Wozu hast du Ohren links und rechts am Kopf, wenn du sie nicht benutzt?«
Darwen starrte sie an.
»Ich muss weg«, sagte er und wandte sich zum Gehen.
»Ja?« Alexandra kam ihm nach. »Was ist denn so wichtig? Na? Wieso hast du es so eilig? Und was hast du da in deiner Tasche?«
Darwen hielt vor Schreck die Luft an und zog schnell die Hand aus seiner Tasche, damit es nicht mehr so aussah, als ob er etwas festhielt.
»Nix«, sagte er.
»Was?«
»Gar nichts, okay?«
»Du bist ein schlechter Lügner«, stellte Alexandra fest. »Zeig doch mal.«
»Das ist was Persönliches«, erklärte Darwen und beschleunigte seine Schritte.
»Oooh«, machte sie spöttisch. »Hast du da etwa die Kronjuwelen drin? Diamanten und so?« Dann kam ihr offensichtlich ein Gedanke, und sie hielt inne. »Hey, hast du etwa wieder was geklaut?«
»Geklaut?«, schnappte Darwen empört zurück. »Nein, ich habe noch nie geklaut. Noch nie.«
»Hast du Naia Petrakis’ silbernes Armband etwa nicht genommen?«
»Wovon redest du?«, fragte Darwen.
»Das silberne Armband mit den Eulen, das sie immer trägt«, sagte Alexandra. »Sie hatte es in ihrem Spind gelassen, als sie zum Lacrosse-Spiel ging, und als sie wiederkam, war es weg. Sie war echt am Boden zerstört. Falls du es genommen hast, dann solltest du es zurückgeben.«
»Ich habe es nicht!«, rief Darwen. Dieses Mädchen war wirklich eine echte Nervensäge.
»Hast du es schon verkauft?«, bohrte Alexandra weiter.
»Nein!«, fauchte Darwen. »Jetzt hör mal gut zu. Ich bin kein Dieb. Ich habe noch nie etwas gestohlen. Kapiert?«
»Ist ja gut, Mann«, sagte Alexandra und hob beschwichtigend die Hände. »Wie du sagst. Du hast nichts geklaut. Und du hast nichts in der Tasche. Und du bist auch nicht von einem Polizisten in diesen komischen Laden da reingeschleift worden, als wolle er dir gleich den Hals umdrehen.«
Darwen blieb stehen und sah sie an.
»Ich habe nicht gesagt, dass ich nichts in der Tasche habe«, wandte er nun ein. »Ich habe nur gesagt, ich habe es nicht geklaut, und es geht dich nichts an.«
»Ach komm, zeig doch mal!« Unvermittelt hielt sie ihn fest und schob ihre Hand in seine Tasche. Darwen packte ihre Finger, aber sie erwies sich als stärker, als sie aussah. Es dauerte nicht lange, da hielt sie den kleinen Apparat mit den Messingrädchen in der Hand. Plötzlich wurde sie ganz still.
»Was zur Hölle ist denn das?«, fragte sie schließlich. »Ist das für das Katapult? Sieht aus, als wäre es ein Teil einer Uhr.«
»Das stimmt«, improvisierte Darwen. »Ich mag Uhren. Ich repariere sie.«
»Du lügst«, sagte sie wieder. »Komm schon, Darwen. Was ist das? Ich sag’s auch keinem.«
»Es ist was für das Katapult.«
»Nein, ist es nicht. Glaubst du, ich bin blöd?«
»Ja«, sagte Darwen. »Gib es mir zurück.«
Alexandra hielt das kleine Gerät außer Darwens Reichweite und blockte ihn mit ihrem Körper ab. »Wenn du mir sagst, was es ist, gebe ich es dir zurück. Na, komm schon. Ich bin doch nur neu-gie-rig.«
Das letzte Wort sagte sie ganz langsam und zog die Silben in die Länge, als täte ihr etwas weh. Darwen merkte, dass sie wirklich unbedingt wissen wollte, worum es ging, und gleichzeitig spürte er das unerwartete Bedürfnis, es ihr tatsächlich zu erzählen. Er hatte das Alleinsein satt. Er wollte sein Geheimnis mit jemandem teilen, egal mit wem. Vielleicht sogar mit diesem nervigen Mädchen.
Aber das war verrückt. Sie würde ihm doch nicht glauben. Und wenn er sich überhaupt jemandem anvertrauen sollte, dann war Rich sicherlich die bessere Wahl.
»Also, komm schon«, drängte Alexandra weiter. »Was ist es, sag
Weitere Kostenlose Bücher