Mr. Peregrines Geheimnis: Roman (German Edition)
mehr sein Kopf zu sehen, und er murmelte vor sich hin, während er in Papieren und anderen Kleinigkeiten kramte.
»Aha!«, ertönte schließlich undeutlich. Dann kam Mr. Peregrine wieder zum Vorschein, mit einer winzigen, komplizierten Maschine, die mit nichts zu vergleichen war, was Darwen je zuvor gesehen hatte. Sie war in etwa so groß wie ein Apfel und bestand aus zahllosen Rädchen – wie ein etwas verrückter Mechanismus einer sehr seltsamen Uhr –, und sie war vollständig aus Messing, abgesehen von einer mit Glas geschützten Anzeige mit Skala und Nadel.
»Was ist das?«
»Eine Art Tarnschirm«, sagte der Ladenbesitzer. »Oder vielmehr erzeugt das Gerät einen solchen. Man zieht es hier auf, und dann hat man ungefähr zwei Stunden: mehr als genug Zeit für die kleine Tatsachenüberprüfung, die ich im Sinn habe.«
»Was für zwei Stunden?«
»Sind dir die Augen der Schrubbler aufgefallen?«, fragte Mr. Peregrine.
»Sie trugen Schutzbrillen«, sagte Darwen und erschauerte, als er an das grobschlächtige Gesicht dachte, das sich gegen die andere Seite seines Spiegels gedrückt hatte. »Aber ihre Augen darunter waren rot.«
»Genau«, erklärte der Ladenbesitzer. »Schrubbler sehen auf andere Weise als wir, und obwohl sie das mit ihren Schutzbrillen ausgleichen, haben sie trotzdem noch gewisse Defizite. Diese kleine Vorrichtung macht sich das zunutze. Wenn du sie bei dir trägst, können dich die Schrubbler nicht sehen, solange die zwei Stunden nicht abgelaufen sind. Für andere Wesen bist du hingegen sehr wohl sichtbar – zum Beispiel für die Talfeen –, aber für solche, die eine Gefahr für dich darstellen, eben nicht. Du wirst überprüfen können, ob es deiner Freundin Motte gut geht, und gleichzeitig kannst du herausfinden, was wir wissen müssen, wenn wir sie und ihren Wald schützen wollen.«
»Okay«, sagte Darwen. Er hatte sich spontan entschieden.
»Bist du sicher?« Mr. Peregrine sah ihn scharf an. »Der Tarnschirm wird dich verbergen, aber es gibt trotzdem noch andere Gefahren.«
»Motte braucht mich«, sagte Darwen.
»Und du würdest ein solches Risiko auf dich nehmen, um sie zu schützen?« Mr. Peregrine bedachte ihn noch immer mit einem sehr ernsten Blick, aber es lag auch etwas wie Staunen in seinen hellen Augen.
»Ich bin ein … wie haben Sie das noch genannt?«
»Ein Spiegelokulist«, sagte Mr. Peregrine. »Soweit ich weiß, der Einzige.«
»Tja, dann.« Darwen holte tief Luft. »Dann muss ich wohl rein, nicht wahr? Sie hat ja sonst niemanden«, sagte er schlicht.
Mr. Peregrines Lächeln hatte etwas Nachdenkliches, sogar Bewunderndes. Darwen errötete und sah weg.
»Was ist ein Schattum?«, fragte er dann unvermittelt. Das war der einzige Teil der Geschichte, den er dem Ladenbesitzer noch nicht erzählt hatte.
Mr. Peregrines Lächeln verschwand.
»Wer hat irgendetwas von Schattumen erzählt?«
»Motte«, sagte Darwen. »Sie sagte, dass man ein Schattum im Wald gesehen hätte …«
»Unsinn«, sagte Mr. Peregrine. »Talfeen-Klatsch und Verfolgungswahn. Sie sind wundervolle kleine Geschöpfe, aber ich schwöre, sie sind nur dann glücklich, wenn sie sich gegenseitig so ängstigen können, dass ihnen fast die Flügel abfallen. Geistergeschichten und schwarze Männer im Schrank. Denk nicht mehr daran.«
»Aber die Schrubbler gibt es wirklich.«
»Das stimmt«, sagte Mr. Peregrine. »Aber Schattumen sind … Aberglauben. Mythen. Schreckliche Wesen aus den silbricanischen Legenden. Wir sollten unsere Zeit nicht mit ihnen verschwenden.«
»Aber …«
»Darwen«, sagte Mr. Peregrine ernst. »Wir müssen uns mit echten Gefahren herumschlagen. Lass uns nicht noch weitere dazuerfinden.«
Darwen zuckte die Achseln, runzelte die Stirn, dann zog er seinen Füllfederhalter hervor, schraubte die Kappe ab, tauchte die Spitze in Mr. Peregrines Tintenfass und drehte den Kolben, um ihn zu füllen. »Okay«, sagte er, als er schreibbereit war. »Was muss ich für Sie tun?«
»Heute Nacht?«, fragte Mr. Peregrine. »Nichts. Geh nicht wieder durch den Spiegel, und erzähle niemandem davon. Ich brauche Zeit, um einen Freund davon zu benachrichtigen, dass du kommst. Aber ich möchte, dass du morgen Abend hindurchgehst, und da gibt es tatsächlich etwas, um das ich dich bitten möchte. Schreib es dir auf. Es ist kompliziert, und jeder Fehler könnte dich in große Gefahr bringen.«
K A P I T E L 1 3
Mit raschen Schritten verließ Darwen das Geschäft, die uhrenartige Maschine fest in
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