Mr. Peregrines Geheimnis: Roman (German Edition)
wisperte zurück: »Okay.« Dann fügte er gedämpft hinzu: »Du solltest trotzdem zurückgehen.«
»Ich allein?«
Darwen zögerte einen Augenblick zu lange, bevor er antwortete. »Nein, ich komme mit dir.«
»Du willst hierbleiben«, flüsterte sie vorwurfsvoll. »Du willst mich hier raushaben und dann wiederkommen. Warum? Was hast du vor?«
»Ich habe eine Aufgabe zu erfüllen. Aber ich allein. Wie ich schon gesagt habe: Es ist gefährlich, und deine Mutter wird dich suchen.«
»Na klar«, schnaubte Alexandra. »Solange sie sich mit einer Erwachsenen unterhalten und Bilder von Kaitlin zeigen kann? Die vermisst mich erst bei meiner Schulabschlussfeier. Möglicherweise … Außerdem haben sie eine Flasche Wein. In einer halben Stunde steigt sie auf den Tisch und singt ›I Will Survive‹ .«
»Du musst gehen«, sagte Darwen. »Das hier ist eine Sache, die ich allein erledigen muss.«
»Kommt nicht infrage«, beharrte Alexandra. »Ich komme mit. Eins garantiere ich dir, ich gehe nicht ohne dich da durch in dein Zimmer.« Sie deutete auf den Spiegelrahmen, der nun das Innere von Darwens Wandschrank zeigte. »Und solltest du allein ohne mich wieder hierher zurückkommen, dann erzähle ich das meiner Mutter. Und deiner Tante.«
»Das ist nicht fair«, protestierte Darwen.
»Fair?«, wiederholte Alexandra. »Wie alt bist du, fünf? In meinem Schrank sind Regale voller Plastikponys. In deinem ist eine Geheimtür zu einer Zauberwelt. Wie fair ist das denn bitte? Hey.« Ihr fiel noch etwas anderes ein. »Hast du Rich davon erzählt?«
Darwen, der sich seltsam schuldig fühlte, schüttelte den Kopf.
»Das war vermutlich clever«, sagte Alexandra abgeklärt. »Der hätte dich wahrscheinlich für bekloppt gehalten. Das sollte lieber unser Geheimnis bleiben.«
Darwen wusste nicht, was er tun sollte. Er wollte allein weiter, aber Alexandra würde nie freiwillig gehen, und je länger es dauerte, sie abzuschütteln, desto eher würden sie beide in Gefahr geraten. Es konnten jeden Augenblick Schrubbler durch das Tor oben auf dem Hügel kommen, während sie noch hier herumstanden und stritten.
Er zog den Apparat mit den Rädchen und Zahnrädern hervor und betrachtete ihn.
»Mr. Peregrine hat gesagt, dass mich das hier für die Schrubbler unsichtbar machen würde«, flüsterte er, während er die kleine Tarnvorrichtung aufzog. Seufzend sah er Alexandra an. »Hoffen wir mal, dass es uns beide verbirgt.«
K A P I T E L 1 6
Darwen zog den Apparat auf, bis es nicht mehr ging, und stellte dann einen kleinen Schalter auf »An«. Der Mechanismus erwachte mit einem leisen Surren zum Leben, und aus dem Inneren drang ein weicher, bläulicher Schein. Zur gleichen Zeit pulsierte ein helleres Licht nach außen, als würde eine Blase aufgepumpt. Sie dehnte sich aus, bis sie einen Bereich von etwa eineinhalb Metern rund um den Apparat umfasste, schimmerte hell und löste sich dann auf.
»Das bedeutet hoffentlich, dass es funktioniert«, sagte Darwen. »Du musst dich ganz nah bei mir halten.«
Er hielt nach Motte Ausschau, konnte sie aber nicht entdecken, und bei den kleinen, metallenen Vogelhäusern war alles still. Das machte ihm Sorgen. Er traute sich nicht, laut zu rufen, aber er sagte leise Mottes Namen. Nichts geschah, außer dass Alexandra ihm einen irritierten Seitenblick zuwarf.
Seufzend verließ Darwen den Weg. Er marschierte den Hügel zum Torkreis hinauf, sah sich dabei weiter nach der Talfee um und lauschte dem Ticken der kleinen Messing-Vorrichtung. Alexandra stellte Fragen, nicht laut, aber unaufhörlich. Was waren Schrubbler? Wieso konnte er durch Spiegel sehen? Befanden sie sich in der Realität, aber auf einem anderen Planeten, oder war das hier eine Art Paralleluniversum? Wer lebte hier? Funktionierte der Spiegel mit Zauberei, oder gab es eine wissenschaftliche Erklärung, die sie vielleicht nur nicht verstanden? Und wieso sollten die Schrubbler (»Du hast mir noch immer nicht gesagt, was das für welche sind!«) sie überhaupt fangen wollen?
Und so ging es weiter, während sie über Farne und Ranken stiegen, die zwischen den Bäumen wuchsen. Darwen wurde bewusst, dass er keine von Alexandras Fragen beantworten konnte, und obwohl sie ihm auf die Nerven ging, ärgerte er sich doch darüber, dass er nicht mehr Information aus Mr. Peregrine herausgeholt hatte.
Motte hätte sicher vieles erklären können, aber von der Talfee fehlte jede Spur. Vielleicht versteckte sie sich, weil sie sich vor diesem seltsamen
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