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Mr. Peregrines Geheimnis: Roman (German Edition)

Mr. Peregrines Geheimnis: Roman (German Edition)

Titel: Mr. Peregrines Geheimnis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.J. Hartley
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hatte im Lichtblitz für einen winzigen Augenblick dessen Silhouette gesehen, wie ein Mann in langen, blassen Gewändern und einer Kapuze. Er versuchte sich einzureden, dass er sich das nur eingebildet hatte, dass es nur der Dampf von der Lokomotive gewesen war, dass da eben nichts war.
    Aber es war da, und jetzt war es auf dem Bahnsteig. Es huschte nicht über den Boden wie der seltsame Schatten, den er bei seinem ersten Ausflug in den Wald gesehen hatte, sondern glitt langsam auf sie zu wie auf unsichtbaren Rädern. So etwas hatte Darwen zuvor noch nicht gesehen. Ganz kurz dachte er, die blasse Gestalt sei gekommen, um ihnen zu helfen, aber mit einer Sicherheit, die er sich nicht erklären konnte, wusste er, dass dieses Wesen schlimmer war als Schrubbler und Knatscher, schlimmer sogar als die höllischen Kreaturen, die Alexandra lachhafterweise die Jenkins’ genannt hatte.
    Das hier war ihr Anführer.
    Darwen und Alexandra liefen den Weg zurück, den sie gekommen waren, dorthin, wo ein überdimensionaler Oldtimer, über dessen Karosserie sich lauter Kupferrohre zogen, auf den Bahnsteig gebrettert kam. Die Türen flogen auf, und die dürren Insektenbeine der ehemaligen, noch immer mit dem Küchenmesser bewaffneten Mrs. Jenkins kamen zum Vorschein.
    Darwen konnte nur noch starren. Es gab keine Fluchtmöglichkeit. Sie saßen in der Falle.
    Er hatte den Gedanken kaum verarbeitet, da packte Alexandra ihn an der Hand und zerrte ihn in den Passagierwagen.
    »Steig ein!«, schrie sie.
    »Der fährt aber doch nirgendwo hin!«
    »Dann springst du auf der anderen Seite raus und rennst!«, brüllte sie zurück.
    Darwen kletterte in den ersten Wagen und riss mit bebenden Fingern die Tür auf der anderen Seite auf. Schon war er draußen, da sah er, dass sich der Zug in Bewegung setzte. Ein Dampfschwall drang aus der Lok, und ein ohrenbetäubendes Pfeifen erscholl, dann nahm der Zug zuerst ruckelnd, dann immer schneller Fahrt in Richtung Tunnel auf.
    Nein!
    Darwen, der beim Sprung aus dem Wagen gestürzt war, rappelte sich wieder auf und rannte hinterher. Alexandra hing halb aus der Waggontür, kämpfte ums Gleichgewicht und streckte ihre Hand nach ihm aus, und er rannte so schnell er konnte. Seine Finger berührten ihre Hand, einmal, zweimal, dann hatte sie ihn gepackt.
    Sie zog, er sprang – und Darwen segelte mit Schwung durch die Tür ins Wageninnere.
    »Danke«, keuchte er.
    In diesem Augenblick krachte etwas gegen den fahrenden Zug. Alexandra lehnte sich aus dem Fenster, um besser zu sehen: Es war das Auto der Jenkins’. Eine lange Insektenklaue schlug nach ihr und verfing sich in ihrem Haar. Das Mrs.-Jenkins-Monster hing seitlich am Waggon und kämpfte entschlossen mit dem Riegel an der Tür.
    Alexandra schrie, und Darwen hielt sie mit festem Griff um die Taille gepackt. Das Geschöpf versuchte, Alexandra mit dem Kopf voran aus dem Zug zu zerren. Darwen zog in die andere Richtung, und als das nichts half, schlug er mit der Faust auf den ekligen Insektenarm ein.
    Alexandra versuchte ihren Kopf so weit ins Wageninnere zurückzuziehen, wie sie konnte, aber die schrecklichen roten Insektenaugen folgten und schienen das ganze Fenster auszufüllen. Zudem tasteten die Mundfühler herum, als wollten sie sich Alexandra zwischen die schnabelähnlichen Kiefer schieben. Da ertönte ein lautes Krachen, ein hoher Schrei, und es wurde dunkel.
    Der Zug hatte die Hügel erreicht, und als er in den Tunnel einfuhr, war Mrs. Jenkins an der gemauerten Einfassung hängen geblieben und vom Fenster abgestreift worden. Alexandra zerstrubbelte mit beiden Händen wild ihre Haare, um auch noch das letzte Stückchen von dem zweigdürren Insektenbein aus ihren Locken zu bekommen. Es fiel zu Boden, und sie schubste es mit einem Tritt von sich weg. Einen Moment saß sie einfach nur da und starrte es an, sagte aber nichts.
    Und dann ging es los.
    »Ein netter Ausflug, Darwen«, fauchte sie. »Machen wir einen kleinen Spaziergang in den Wald. Wäre doch schön, nicht wahr? Oh, und dann besuchen wir noch ein paar riesige, fleischfressende Krabbelviecher, die versuchen werden, uns die Köpfe abzureißen. Dein Mr. Peregrine organisiert wirklich ganz prächtige Reisen.«
    Darwen schlug das Herz noch immer bis zum Hals, und er rang nach Luft.
    »Ich habe den Tarnschirm kaputtgemacht«, sagte er bedrückt. »Wie sollen wir bloß ohne ihn durch den Wald zurück zum Spiegel kommen?«
    »Zeig mal«, sagte Alexandra.
    Darwen reichte ihr das Gerät, und sie

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