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Mr. Peregrines Geheimnis: Roman (German Edition)

Mr. Peregrines Geheimnis: Roman (German Edition)

Titel: Mr. Peregrines Geheimnis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.J. Hartley
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klebte sie auf und sortierte das Material in Hängemappen ein. Das Foto eines Mannes mit über und über tätowiertem Gesicht betrachtete er etwas länger, bis er es schließlich unter »Kultur« ablegte.
    Er wollte gerade die zweite Materialkiste aus dem Schrank holen, als ihm etwas im Regal dahinter auffiel. Es war ein Korb, der mit einem hellen Tuch abgedeckt war. Als er die Kisten bewegt hatte, war das Tuch ein wenig verrutscht, und Darwen sah etwas Schimmerndes aufblitzen. Er stupste das Tuch mit einem Finger leicht beiseite und hob es schließlich so weit, dass er hineinsehen konnte.
    Im Korb lag eine Plastiktüte, die einen Stapel Tauschkarten enthielt, ein Buch mit einem Raumschiff auf dem Umschlag und eine Haarbürste. Das schimmernde Ding, das er zuerst gesehen hatte, war ein silbernes Armband, an dem winzige Eulenanhänger hingen.
    Darwen zog die Hand zurück, als hätte er sich an dem Korb verbrannt. Wieso lagen all diese gestohlenen Gegenstände bei Miss Murray? Wenn man ihn dabei erwischte, dass er sich diese Sachen überhaupt nur ansah, würde das vermutlich reichen, damit er noch mehr Ärger bekam. Vorsichtig zog er das Tuch wieder über den Korb und trat zurück.
    Entschlossen wandte er dem Schrank den Rücken zu und machte sich weiter an die Arbeit. Das Etikettieren und Einordnen schien Stunden zu dauern. Draußen wurde es allmählich dunkler. Vielleicht war die Sonne noch nicht vollständig untergegangen, aber es konnte nicht mehr lange dauern. Mr. Peregrine würde seinen Spiegel an diesem Abend nicht wiederbekommen.
    »Fertig, Mr. Arkwright?«
    Miss Murray stand in der Tür und blickte auf ihn hinunter. Er erhob sich hastig und sagte: »Fast, Miss – ich meine, Ma’am.«
    Sie sah ihn durch ihre Schildpattbrille hindurch an, dann marschierte sie zum Registerschrank und zog ihn auf. Darwen stand schweigend da, während sie seine Arbeit begutachtete.
    »Tätowierungen fallen unter Kultur? – Nun, wahrscheinlich schon. Offenbar haben Sie selbst ein paar. Sie sollten sich einen neuen Füller kaufen.«
    »Was?«, fragte er.
    Sie deutete mit einer Kopfbewegung auf seine tintenfleckigen Finger.
    »Oh.« Darwen betrachtete die Tintenspuren. »Ja, Ma’am. Wenn das dann alles wäre, Ma’am …« Als er aufsah, saß die Lehrerin bereits wieder hinter ihrem Schreibtisch und beobachtete ihn.
    Darwen lief leicht rot an, aber sie sagte nur: »In Ordnung. Ab mit Ihnen.«
    Seine Tante sprach auf der Heimfahrt nur wenig mit ihm, und Darwen hatte das Gefühl, dass sie nicht so recht wusste, welchen Ton sie anschlagen sollte.
    »Es tut mir leid«, sagte er schlicht. »Das war für dich jetzt sicher alles sehr lästig …«
    Sie tat seine Entschuldigung mit einer Handbewegung ab, sagte aber nichts.
    Sie schwieg noch immer, als sie zu Abend aßen, Fleisch und Gemüse aus dem Wok, zu dem Tante Honoria Essstäbchen gedeckt und die übliche Tasse lauwarmen Wassers mit darin schwimmendem Teebeutel gestellt hatte. Darwen hatte noch nie zuvor mit Stäbchen gegessen, und nach zehn Minuten hatte er den Verdacht, dass es gut möglich war, mit diesem Esswerkzeug an einem gedeckten Tisch zu verhungern. Er angelte nach einem Stück Wasserkastanie und spürte dabei, dass seine Tante ihn von der Seite beobachtete.
    »Also«, sagte sie. »Was war da los?«
    »Ich bin über Mittag ins Einkaufszentrum gegangen«, begann Darwen und nahm einen Schluck geschmacksfreien »Tee«, um ihrem Blick weiter auszuweichen.
    »Ich weiß, was du getan hast«, unterbrach ihn seine Tante. »Ich möchte wissen, warum.«
    Darwen stocherte versuchsweise weiter in seinem Essen herum und schaffte es sogar, die Wasserkastanie auf halbe Höhe zum Mund zu heben.
    »Keine Ahnung«, sagte er. »Ich brauchte wohl einfach eine Pause.«
    »Mr. Sumners sagt, du liegst hinter den anderen zurück und gibst dir keine Mühe«, sagte seine Tante.
    Darwen presste die beiden Stäbchen zu fest zusammen, und das Stückchen Wasserkastanie glitschte durchs Zimmer und landete auf einem der kostbaren Perserteppiche.
    »Er sagte, du müsstest an deiner Einstellung arbeiten«, fuhr Tante Honoria fort, die darüber hinwegsah, dass Darwen ihre Wohnung mit seinem Essen dekorierte. Darwen wollte gerade damit herausplatzen, was er von Mr. Sumners hielt, aber nach einem Blick in ihr Gesicht erkannte er, dass sie gar nicht wütend war, sondern vielmehr besorgt.
    »Ich werde mir mehr Mühe geben«, sagte er und versuchte es mit einem entschlossenen Lächeln.
    Seine Tante legte ihre

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