Mr. Peregrines Geheimnis: Roman (German Edition)
genossen das Wetter. Darwen mochte gut geführte Zoos, bei denen man sich keine Gedanken darüber machen musste, ob die Tiere genug Platz hatten und das richtige Futter bekamen. Er erinnerte sich an einen kleinen Zoo in England, in dem ein einsamer Braunbär immer wieder einen kleinen Kreis ablief, wie in einer traurigen Endlosschleife. Darwen war noch Tage danach traurig gewesen und hatte einen wütenden Brief an die Zooverwaltung geschrieben, um wenig später ein vorgefertigtes Antwortschreiben zu erhalten, in dem man ihm für sein Interesse dankte.
Jetzt beugte er sich über das Holzgeländer und sah den Gorillas zu, die in ihrem Gehege herumturnten. Die Jungtiere schaukelten spielerisch an den Klettergeräten, und die großen Alten saßen meditierend da und beobachteten ihrerseits die Zoobesucher auf eine so gelassene Weise, dass man sich fragen konnte, wer hier eigentlich wen unterhielt.
»Suchst du deine Verwandten, Arkwright?«, lästerte Nathan Cloten, der mit Chip und Barry hinter ihnen aufgetaucht war.
»Hau ab, Nathan.« Darwen machte sich nicht die Mühe, sich zu dem Sprecher umzudrehen.
»Hey, Nate«, sagte Barry »Meistens«. »Guck dir den mal an, der kratzt sich am Hintern!« Er johlte vor Lachen und machte diese Geste nach.
»Wirkt völlig natürlich«, kommentierte Alexandra. »Eigentlich kannst du jetzt damit aufhören, menschliche Verhaltensweisen nachzuahmen.«
»Das musst gerade du sagen, O’Connor«, sagte Nathan abfällig und ohne jeden Ausdruck in den Augen. Chip warf ihm einen schnellen Blick zu, sagte aber nichts.
»Wieso zischst du nicht ab und suchst dir ein anderes Publikum für deine tollen Sprüche?«, schlug Darwen vor.
»Hey, weißt du was?« Barry packte Darwen mit gehässigem Kichern am Ellenbogen. »Du solltest da rein, zwecks Familienzusammenführung, würde ich sagen.«
Nathan lachte und griff unter Darwens anderen Arm, und der spürte plötzlich, wie er den Boden unter den Füßen verlor, als ihn die beiden hochstemmten. Hastig hielt er sich am Geländer fest, um zu verhindern, dass sie ihn über die Absperrung hoben, aber Barry und Nathan waren viel stärker als er. Alexandra packte von hinten Nathans Arm, und er fuhr zischend herum.
»Chip!«, fauchte er. »Kannst du mir mal helfen?«
Chip zögerte zunächst, aber dann zog er Alexandra weg und schubste sie außer Reichweite. Darwen merkte, wie er gegen das Geländer gedrückt wurde. Noch eine Sekunde, dann würde er ins Gehege stürzen.
Doch da legte Rich seine große Hand auf Barrys Schulter und drückte zu.
»Ich würde das an deiner Stelle lieber bleiben lassen«, sagte er.
Barry wand sich und wurde rot.
»Lass los«, verlangte er und entließ Darwen aus seinem Griff. »Ich habe ja nichts gemacht.«
Rich drückte noch ein bisschen stärker zu, dann stieß er Barry beiseite.
»Du solltest aufpassen, Haggerty«, sagte Nathan und deutete mit dem Finger auf Rich, aber Darwen stellte vergnügt fest, dass die anderen Jungs vorsichtig Abstand hielten, weil Rich größer war als sie alle. »Du bist hier nicht auf Daddys Farm, du Landei.«
Richs Gesicht verdunkelte sich, und er machte einen Schritt auf Nathan zu, der mit vorsichtigem Blick zurückwich. Alexandra lachte, aber Nathan hatte schon wieder sein überhebliches Grinsen aufgesetzt.
»Viel Spaß mit den Affen«, sagte er, und die drei marschierten davon; Barry schnippte noch ein Süßigkeitenpapier in ihre Richtung.
»Umweltverschmutzer«, rief Alex ihnen nach.
Zum Mittagessen aßen sie dicke Hotdogs und Nachos, dann saßen sie eine Weile entspannt in der Sonne und sahen abwesend den herumhüpfenden Kängurus zu. Alexandra machte die Tiere nach und vollführte ein paar Sprünge mit angewinkelten Armen, bis Rich und Darwen sich vor Lachen bogen.
»Die spinnt«, kicherte Rich.
»Die ist total beknackt«, lachte Darwen.
»Ich höre das, wisst ihr«, sagte Alexandra, die noch immer hüpfte.
»Wissen wir«, gaben sie zurück.
Darwen trank ein bisschen Limonade aus einer Dose, während Rich und Alexandra über den Bau ihrer Blide redeten, und plötzlich wurde ihm klar: Trotz aller verrückten und geheimnisvollen Geschehnisse, trotz der bedrückenden Gedanken an Motte und all das, was sich in ihrer Welt ereignete, war er zumindest jetzt, in diesem Augenblick, glücklich. Und als Rich und Alexandra schließlich auf die Halloween-Party zu sprechen kamen und überlegten, ob sie überhaupt hingehen sollten – und wenn ja, in welcher Verkleidung –, da
Weitere Kostenlose Bücher