Mr Pink Floyd
Kindern hat; an den unermüdlichen Organisator von Benefizveranstaltungen, den Mann, zu dem kein Rockstar Nein sagen kann: nicht einmal Roger Waters, der sich mir zuliebe am 2. Juli 2005 zu einem unvergesslichen Konzert mit Pink Floyd vereint hat. Dass niemand bei mir an einen Musiker denkt, dafür gibt es mittlerweile einen Grund.
Soeben habe ich Alans Beitrag gehört, und jetzt kann ich nicht widerstehen, auch ein paar Worte loszuwerden. Es stimmt, was er sagt, der Film wurde gedreht, und keiner wusste so richtig, was eigentlich abgeht. Wer dahintersteckt, meine ich. Für eine der ersten Szenen sollte ich mich in einem Swimmingpool treiben lassen, randvoll mit dem Blut meines im Krieg verstorbenen Vaters, ich bin also Roger: Aber die Beharrlichkeit, mit der Alan darauf besteht, dass ich stundenlang in der Form eines Kreuzes verharre, erinnert mich an jeden anderen, aber nicht an dieses Tier von Roger: an Syd zum Beispiel, aber vor allem an Brian Jones: In einer späteren Szene ist das Blut dann tatsächlich meins… Und dann die Mutter: Mir ist aufgefallen, dass Alan sie nicht erwähnt, aber habt ihr sie euch mal angeschaut? Streng, herrisch, ohne Anzeichen von Trauer, am Ende verwandelt sie sich sogar erst in ein Monster und dann in eine Mauer… Nun, Rogers Mutter schien mir nicht so gewesen zu sein, aber Winifred … also Syds Mutter, das war eine, die ihn
noch am Tag ihres eigenen Todes vor der bösen Welt beschützen wollte … Ausgerechnet die Mutter fragt der kleine Pink, ob er sie eines Tages errichten darf, diese Mauer, aber noch immer ist nicht klar, ob zum eigenen Schutz oder zur Unterdrückung, möglich ist sowohl das eine als auch das andere … In einer anderen Szene, nach dem Nazi-Rausch, sieht man mich auf einem öffentlichen Klo hocken und irgendjemanden darum bitten, die Uniform und die Show verlassen zu dürfen, die Uniform und die Show : als wären Diktatur und Schauspiel dasselbe, was erneut auf Waters schließen ließe… Direkt danach, in einer Comiczeichnung von Scarfe, rufe ich der Welt zu, ich sei verrückt, und die ganze Welt erwidert: »He is crazy.« Das ist doch Syd, oder?
Mit großem Interesse habe ich mir auch die tierische Aussage von Dockley angehört: Sollen wir ihr nicht das Gewirr der vielen bunten Würmer hinzufügen, die Alan ständig gefilmt hat? Und die Maus? Diese große Maus, eigentlich eher eine Ratte, die ich als kleiner Junge auf einer Wiese aufhebe und nach Hause bringe, um sie später in einer Kiste, die ich ihr als Bettchen hergerichtet habe, mausetot aufzufinden? Glaubt ihr, das könnte sich darauf beziehen, dass ich zu jener Zeit Leader einer Band namens The Boomtown Rats war? Glaubt ihr, dass mir dieser Film nicht mehr aus dem Kopf geht?
ELFTE ZEUGENAUSSAGE
Bob Ezrin
Da Roger mich gebeten hatte, bei der Umsetzung der theatermäßigen Aufführungen von THE WALL mitzuarbeiten, kann ich etwas erzählen, das dem guten Parker eventuell ein kleiner Trost sein wird. Und zwar, dass diese ganze Doppeldeutigkeit, die ihn heute so aufwühlt, bereits in der Inszenierung steckte. Sogar in der Platte, aber vor allem in der Inszenierung, mit diesem monströsen Ding , das von Lied zu Lied immer weiter wuchs, bis es die Musiker komplett von den Zuschauern getrennt hatte. Sie war schmerzhaft, diese Mauer, aber uns, die wir auf der Bühne standen, gab sie andererseits auch Sicherheit: Das grelle, kahle Bühnenbild war der Ort, wo man ausgeliefert war , ungeschützt und hüllenlos. Obwohl in den Songs davon die Rede war, dass die Ziegelsteine einem Schutz und Halt geben, hieß es darin auch, dass jeder Stein Verletzung und Schmerz bedeutet. Es hieß, dass du nur im Versteck sicher bist, egal ob hinter einer Mauer, einer Gummimaske oder einer falschen Identität… Derart gut beschützt und versteckt sei man aber auch dazu bestimmt, verrückt zu werden und das Gehirn voll wimmelnder Würmer zu haben: Auf diese Art entblößt dein schlechtes Gewissen seine sadistische Seite und inszeniert einen Prozess, bei dem der Richter ein Wurm ist, und dieser aus der Isolation in deinem Kopf entstandene Wurm verurteilt dich dazu, nicht mehr allein, sondern erneut wie ein neugeborenes Baby ausgeliefert zu sein: Das heißt also, dass die Kräfte, die die Mauer errichtet haben, dieselben sind wie die,
die den Abriss anordnen … Ist man authentischer, wenn man sich wie ein Rockstar oder wie ein Nazigeneral verkleidet, oder wenn man willenlos vor dem Fernseher herumlungert? Wenn man fanatisch
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