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Mr Pink Floyd

Mr Pink Floyd

Titel: Mr Pink Floyd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Mari
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-Rezeption, was sieht man? Zwei große gegensätzliche Lager, die Schule derer, die meinen, die Trennung von Barrett habe das Ende von Pink Floyd eingeläutet, und jener, die meinen, erst die Trennung habe Pink Floyd zur Welt gebracht. Für sie ist die Legende um Barrett, die auf wenigen Songs und nicht einmal zwei Jahren aktiven Schaffens beruht, eine übertriebene Folge von all dem, was Pink Floyd in den darauffolgenden dreißig Jahren getan haben. Für die anderen bedeutet sie die objektive Bestätigung dessen, was Barrett für Pink Floyd getan hat. Die Anti-Barrettianer haben 1968 zu dem Jahr ernannt, in dem sich Pink Floyd endlich von dem ganzen psychedelischen Kram befreit und jene kunstvolle, experimentelle Richtung eingeschlagen haben, die sie als Band auf der Welt einzigartig werden ließ. Für die Barrettianer war dieser Experimentalismus dagegen ein Teil von Syds Hinterlassenschaft… Ein besonderes Kapitel betrifft das Spielerische. Syd war ein geborener Spaßvogel, schon bevor er verrückt wurde, benahm er sich wie eine Figur von Lewis Carroll, seine Idealwelt bestand aus Zwergen, Feen und bunt zusammengewürfelten Dorfkapellen: Wie war es da möglich, haben
sich viele gefragt, dass sich Pink Floyd unter seiner Führung zur seriösesten und gewissenhaftesten Band der gesamten Rockszene verwandelt haben, dass ihr technischer Perfektionismus am Ende sogar sprichwörtlich geworden ist? Darauf erwidern die Barrettianer, dass etwas weniger manische Sorgfalt, dafür etwas mehr Heiterkeit nicht geschadet hätte. Dies hat im Laufe der Jahre eine endlose Debatte über den Wert des Perfektionismus losgetreten, der von einigen als Krönung des Genies und von anderen als Frucht eines schlechten künstlerischen Gewissens verstanden wird: eine Debatte, die sich unweigerlich mit der über den spektakelhaften Charakter von Pink Floyds Konzerten vermischt, von den einen verehrt als synthetische Wahrwerdung von Musik, von den anderen verurteilt als Surrogat für ein Gefühl, das die Musik allein nicht mehr hervorzubringen vermochte …
    Sicherlich fragt ihr euch jetzt, wo ich stehe. Ginge es allein um die Faszination, wäre eine Antwort überflüssig: Aber ich bin Kritiker und Historiker, daher muss ich den Versuchungen widerstehen. Die Wahrheit ist, ich weiß es selbst nicht, manchmal stehe ich hier, manchmal da, auf der Seite der Wissenschaftlichkeit … Es gibt aber Leute, die weniger launisch zu einem Kompromiss gefunden haben: Clive Rossmann zum Beispiel hat ein Buch geschrieben, in dem er die These vertritt, dass es weniger auf Barrett direkt, der eben nicht so wichtig gewesen sei, als vielmehr auf die Art ankam, wie Pink Floyd seiner im Nachhinein immer wieder gedacht haben: Eine höchst aufrichtige Behauptung, die lediglich dazu geführt hat, die Gegner einstweilen in ihrer Unzufriedenheit zu vereinen …
    Dennoch kann ich euch, um auch einen eigenen Beitrag zu leisten, Folgendes sagen: dass Pink Floyd jedes Mal, wenn sie an einem toten Punkt angekommen waren, auf Barrett zurückgreifen mussten. Zum Beispiel UMMAGUMMA, mit Sicherheit das schlechteste Album ihres gesamten Schaffens: Das Album ist nicht nur eine einzige Stümperei, sondern vermittelt dem
Zuhörer auch irgendwie ein Gefühl von Panik. Zumal selbst Waters nichts Besseres einfiel, als jedem ein Viertel davon zu übertragen: sogar Mason, dessen Suite über den Großwesir einem noch heute Bauchschmerzen bereitet, so schrecklich ist sie. Aber eine Perle befindet sich dennoch auf diesem verunglückten Album, ein Stück von Waters, allerdings derart barrettianisch, dass zweierlei möglich ist: Entweder hatte Waters noch ein Band von Barrett in der Schublade, oder Barrett hat es ihm im Traum diktiert. Ich meine natürlich Several species of small furry animals gathered together in a cave and grooving with a pict .
    Und wenn ihr es genau wissen wollt, so denke ich, dass im Jahr darauf… Ach was, besser ihr erfahrt es von Waters’ Bruder direkt, sonst bin ich noch meine Rubrik los.

DREIZEHNTE ZEUGENAUSSAGE
    Duncan Waters

    Ich bin Rogers älterer Bruder und habe ein Leben lang als Taxifahrer gearbeitet. Ich weiß, gebildet bin ich nicht gerade, aber doof auch nicht. Zum Beispiel habe ich von Anfang an kapiert, dass Rog wegen dieser einen Sache keine Ruhe fand: Wieso in aller Welt habe ich, der unseren Vater noch kennengelernt hatte, mich nicht so sehr damit gequält wie er, der ihn nie gesehen hat? Er hat es mir zwar nie zur Last gelegt, aber ich weiß,

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