Mr Pink Floyd
wollte. Sobald ich das Band von Arnold Layne in Händen hatte, spielte ich es einem Typen von Polydor vor, der total begeistert war. Wir setzten einen Vertrag auf, in dem ich als unabhängiger Produzent innerhalb der Strukturen von Polydor beteiligt wurde, doch einen Tag vor der Unterzeichnung ließen Jenner und King die Sache platzen: Sie hatten sich mit diesen Haien von der Brian Morrison Agency zusammengeschlossen, die alles der EMI übergaben. Da EMI besser bezahlte, konnte ich nicht meckern. Auch weil sie mich mit dem Versprechen auf das nächste Album Arnold Layne produzieren ließen, doch angesichts des Erfolgs der Single zögerten sie nicht lange und warfen mich raus. Sie
setzten einen Hausproduzenten an meine Stelle, den gefürchteten Norman »Hurricane« Smith, so genannt, weil er Rockbands für gewöhnlich zum Frühstück vertilgte. Schon möglich, dass Pink Floyd mit Smith Glück hatten, ganz gewiss war er aber der Untergang für Syd. Und es würde mich nicht wundern, von Syds Sonderbarkeiten einmal abgesehen, wenn Smith von Anfang an versucht hätte, den Diamanten loszuwerden.
ZEHNTES GESTÄNDNIS
Der Hund (3)
Der alte Joe hat den Nagel auf den Kopf getroffen, das muss man ihm lassen. Vom ersten bis zum letzten Moment war die Arbeit an unserem Debütalbum ein einziger Krieg zwischen Norman und Syd. Norman hatte mit den Beatles zusammengearbeitet und genoss im Hause EMI ein beachtenswertes Ansehen: Von der Chefetage bis zu den Musikern stellte niemand seine Ansichten in Frage. Niemand außer Syd. Syd war Anarchist durch und durch, er wusste nicht im Entferntesten, was Disziplin bedeutete, und sah alles bloß als Scherz an, aber wir wussten, dass er nur so sein Talent entfalten konnte. Norman hatte ihn umgehend ins Visier genommen und nicht mehr lockergelassen: Manchmal kam es mir so vor, als würde er gleich seinen Rohrstock zücken und Syd auf die Finger schlagen … Was ihn am schnellsten außer Rand und Band brachte, war, wenn Syd extra auf doof machte, um seine Anweisungen zu umgehen: Erst spielte Syd auf irgendeine Art, dann erklärte ihm Norman in aller Geduld, was er verändern sollte, woraufhin Syd breit grinsend nickte und das Stück exakt so wie vorher spielte! Nachdem sich diese Szene drei- oder viermal wiederholt hatte, strafte uns Norman mit vernichtenden Blicken, während wir uns zusammenreißen mussten, um nicht laut loszulachen … Doch von dieser persönlichen Unvereinbarkeit abgesehen steckte eine viel größere Auseinandersetzung dahinter. Norman musste an den Markt denken, also ans Melodische, Syd aber beschäftigte sich mit den verrückten Ideen von Interstellar
overdrive , die Norman als psychedelischen Müll abtat. »Wir sind in einem Studio der EMI, nicht im UFO!«, schrie er ihm eines Tages ins Gesicht, und Syd: »Ah, mir war, als wäre ich anderswo …« Aber trotz aller Albernheit litt Syd unter unerträglichem Druck: Er war unser Bandleader, Autor aller Texte und Noten, Gitarrist und Sänger, logisch, dass das ganze Gewicht des neuen Albums auf ihm lastete. Der Tropfen, der Normans Fass zum Überlaufen brachte, war der Auftritt bei einer Sendung von Top of the Pops . Zuvor hatte Syd zwischen zwei Stücken von THE PIPER einfach mal so See Emily play heruntergeschmettert, ohne einen Gedanken an eine mögliche Aufnahme zu verschwenden: Norman wollte aber auf alle Fälle eine Single daraus machen, und tatsächlich war es allein dem Erfolg dieser Single zu verdanken, dass wir von BBC eingeladen wurden. Zwei Stunden lang saßen wir in der Maske: Wir bekamen auffallende, poppige Klamotten mit lauter Firlefanz zum Anziehen, wurden gekämmt und geschminkt. Kurz bevor wir rausmussten, schaut Syd in den Spiegel und bricht in höhnisches Gelächter aus, er zerzaust sich die Haare, verwischt die Schminke und zerknittert seine Kleidung: Anschließend blieb er während der gesamten Übertragung, ohne einen Ton von sich zu geben, regungslos sitzen. Norman war außer sich und sagte sofort, mit Syd sei Schluss. Das Album THE PIPER sei inzwischen fertig, die Tantiemen würde er noch bekommen, aber für die EMI würden Pink Floyd nur noch aus drei Mann bestehen, nicht vier. Da ließ Roger verlauten, dass die Platte ohne Syd nicht rauskommen würde, woraufhin The Hurricane klein beigeben musste.
Allerdings nicht sehr lange, denn Syd loszuwerden, darum haben wir uns kurze Zeit später selbst gekümmert.
ELFTES GESTÄNDNIS
Die Ratte (2)
Nicks Schilderung stimmt exakt, abgesehen von einem
Weitere Kostenlose Bücher