Mr Pink Floyd
einzigen Detail. Er hat vergessen zu erwähnen, dass der Einzige, der Syd verteidigt hat, wenn Norman unseren Kumpel anschrie, Roger war. Erinnert ihr euch an die Szene im Film The Wall , als der Lehrer mit Sarkasmus auf Pinks dichterische Bestrebungen reagiert und ihm mit dem Stock auf die Finger haut? Genau, besser kann man das Verhältnis zwischen Norman und Syd nicht wiedergeben… Einmal war Syd so geistvoll, am Ende eines grässlichen Streits zwischen Roger und Norman, in dem es um ihn ging, zu Roger zu sagen: »Danke, Daddy.« Roger, dem schon das D von »Dad« reichte, um an seinen im Krieg gefallenen Vater erinnert zu werden, blieb wie versteinert stehen, als hätte es in seinem Kopf einen lebensgefährlichen Kurzschluss gegeben. Auch Norman musste das bemerkt haben, denn mucksmäuschenstill stahl er sich anschließend aus dem Raum. Darüber hinaus war es Rogers Wille gewesen, dass Pow R. Toc H. und Interstellar overdrive von allen vieren unterzeichnet wurden, denn auf diese Weise würde sich Norman sicherlich nicht trauen, die Songs abzulehnen, wenn er herausfand, dass diese fürchterlichen Stücke von Syd waren: Die Stammgäste aus dem UFO beschimpften uns daraufhin als Vampire, aber es war lediglich eine Schutzmaßnahme, das schwöre ich.
Ein anderer, der Syd in Schutz nahm, war Dave. Dave spielte und sang viel melodischer und einnehmender als Syd, was Norman nie zu betonen vergaß. Als dieser aber einmal etwas
zu sagen wagte wie: »Oh, endlich ein echter Gitarrist«, hörte Dave auf zu spielen und schmetterte seine Gitarre an die Wand. Eine Les Paul, wie die von Clapton, nicht irgendeine. Trotzdem haute er sie kaputt. Bei vielen anderen Gelegenheiten, wenn Norman ihm Änderungen vorschlug, hörte ich Dave fragen, was Syd wohl getan hätte. Norman, der zwar einen ätzenden Charakter hatte, aber kein Arsch war, sagte ihm die Wahrheit, und zwar, dass Syd so getan hätte, als würde er etwas ändern, aber im Endeffekt immer alles beim Alten beließ: Für Dave war das Gespräch damit beendet, und er machte sich an den nächsten Abschnitt.
Nun, sieht wohl so aus, als ob außer uns beiden alle den armen Syd in Schutz genommen hätten, oder, Nick?
VIERZEHNTE ZEUGENAUSSAGE
Der Zwerg
Das bin ich, Mister Syd besaß die Freundlichkeit, mir ein Lied aus THE PIPER AT THE GATES OF DAWN zu widmen.
Mein Name, so behauptet er, sei Grimble Crumble: Das wusste ich nicht, aber er gefällt mir.
Er ist sehr gutherzig, der Mister Syd: Damit ich mich nicht so einsam fühle, hat er mir zahlreiche Freunde ins Album getan: Wo er konnte, hat er auch ihnen ein ganzes Lied gewidmet, wie zum Beispiel dem Kater Lucifer Sam oder der Vogelscheuche, wenn es nicht ging, hat er sie mal hier, mal dort dazwischengesteckt, wie das Einhorn, die Maus Gerald und die Lebkuchenmänner.
Alle zusammen sind wir eine lustige Truppe und haben viel Spaß. Am liebsten treffen wir uns alle im Wald und machen Lagerfeuer, wo wir uns dann die Geschichten unseres Herrn erzählen, des Großen Syd.
Hin und wieder kommt er uns besuchen, dann feiern wir ein großes Fest.
FÜNFZEHNTE ZEUGENAUSSAGE
David Gale
Ich bin einer von den vielen Daves aus dieser Story, aber den Titel des ältesten Freundes von Syd macht mir ausschließlich Johnny Gordon streitig. Ich weiß so viel über Syd, dass ich tagelang erzählen könnte, wenn ich mir allerdings die zarte Schönheit seiner besten Jahre vor Augen führe, scheint sich der ganze Rest in Luft aufzulösen.
Über Syd ist schon alles Mögliche geschrieben worden… dass er eine reine Seele und von der Erfolgsmaschinerie erdrückt worden sei … dass sein zartes, freiheitsliebendes Ich dem Druck der Welt nicht standhalten konnte … dass er wie erloschen sei, kaum dass es aus war mit dem Vergnügen, dass er den Gedanken, ein Leader zu sein, nicht ertragen konnte, dass ihn sein eigener Ruhm erschaudern ließ … und natürlich, dass das Acid den Rest erledigt habe … Alles richtig, doch ich weiß, dass er schon als Kind anders als die anderen gewesen ist, seine Klassenkameraden würden euch mit Sicherheit alle von dem Schatten berichten, der hin und wieder über sein leuchtendes Gesicht huschte, von seiner Undurchschaubarkeit, seinem unergründlichen Lächeln… Er machte immer den Eindruck, als wüsste er von Dingen, von denen wir keinen blassen Schimmer hatten und die so fernab von allem waren, dass es sich nicht lohnte, sie zu erklären … Aber vor allem, und darüber habe ich mich lange mit Johnny
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