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Mr. Postman

Mr. Postman

Titel: Mr. Postman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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obwohl sie teilweise von den leichten, flachen Schuhen bedeckt waren.
    Ob die Nachricht etwas mit ihrem Besucher zu tun hatte? Daran wollte sie nicht glauben. Wenn ihm etwas dazwischengekommen wäre, hätte er sie sicherlich angerufen. Da musste jemand anderer an der Haustür gewesen sein.
    Lilian dachte auch an ihren Mann, obwohl es Unsinn war, wie sie sehr bald selbst zugab. Aber sie war und blieb vorsichtig. Deshalb bewegte sie sich auch durch ihre Wohnung wie eine Fremde und achtete auf das geringste Geräusch. Zu hören war nichts.
    Sie schritt durch die Stille, die sich im gesamten Haus ausgebreitet hatte. Die Wände waren sehr stabil gebaut worden. Da störte kein Nachbar den anderen.
    Sie ging durch den Flur. Es brannte nur eine Lampe. Ihr Licht schwebte geisterhaft über dem Boden. Als hätte sich dort ein Geist verdichtet. Sie passierte den Schein. Die Haustür war innen weiß gestrichen worden und in zwei unterschiedlich große Hälften geteilt. In der schmaleren befand sich auch die Öffnung für den Briefkasten, und durch sie war tatsächlich etwas geschoben worden, das allerdings nicht den Boden erreicht hatte, sondern leicht gekippt festklemmte.
    Ein Brief! Helles Papier. Mehr breit als hoch. Nichts weiter als eine Nachricht, über die sie eigentlich hätte lächeln müssen, was sie aber nicht tat, denn es war ihr schon komisch, auf die Tür zuzugehen. Sie spürte wieder den kalten Hauch auf ihrem Rücken, der dort lag wie kleine, eisige Graupen.
    Lilian Evans kam sich im Prinzip lächerlich vor, als sie nahe der Tür stehen blieb und sich nicht traute, den Brief aus dem Schlitz zu ziehen.
    Das ungute Gefühl hielt sie zurück. Sie glaubte daran, dass sich mit dieser Nachricht ihr Leben ändern könnte, was natürlich nicht stimmte.
    Nur gelang es ihr nicht, über diesen Schatten hinwegzuspringen. Mit großer Mühe fasste sie den Brief an, und das auch nur mit ihren Fingerspitzen. Behutsam zog sie ihn hervor. Der Umschlag kam ihr kühl vor. Es lag daran, dass die Hälfte noch draußen gesteckt hatte und dieser Maiabend nicht eben zu den wärmsten zählte.
    Sie hielt den Brief hoch und drehte ihn um. Kein Absender auf der Rückseite. Auch die Adresse auf der Vorderseite war nicht vollständig ausgeschrieben. In großen Buchstaben hatte nur jemand ihren Namen geschrieben.
    Lilian überlegte, ob sie den Brief öffnen sollte. Die große Vorfreude war vergangen. Wenn sich jetzt etwas bei ihr veränderte, dann lag es allein an der Kälte, die sie durchrieselte.
    Auch klopfte das Herz schneller. In der Brust spürte sie leichte Stiche.
    Schweißperlen malten sich auf der Stirn ab. Auch an den Händen spürte sie die Feuchtigkeit.
    Sie nahm den Brief mit in die Küche, die aufgeräumt war wie ein Ausstellungsstück in einem Möbelhaus. Ihre Hand zitterte noch immer, als sie ein Messer aus der Schublade holte. Sie hielt es in der rechten Hand, den Brief in der linken.
    Sie schlitzte den Brief mit einem Ruck auf. Sie schaute in den Umschlag. Nur ein weißer Zettel war zu sehen. Aber er war beschrieben, das erkannte sie deutlich.
    Warum sie die Augen schloss, als sie die Finger in den Umschlag schob, wusste sie selbst nicht. Sie tat es einfach und hielt die Nachricht für einen Moment fest. Lilian brauchte den Zettel nicht erst auseinander zu falten. Sie zog ihn so hervor und drehte ihn herum.
    Wieder erschrak sie!
    Eine rote Schrift. Sie dachte sofort an Blut und nicht an einen Liebesbrief. Noch hatte sie die Nachricht nicht gelesen. Dazu musste sie den Brief erst drehen. Auch das tat sie langsam, um das Erkennen der Wahrheit so lange wie möglich hinauszuzögern. Schließlich blieb ihr nichts anderes übrig, als die Botschaft zu drehen und zu lesen. Das Licht reichte gerade noch aus.
    Lilian hatte das Gefühl, ihr wären die Beine unter dem Boden weggezogen worden. Plötzlich drehte sich die Küche. Der Fußboden, die Wände, auch die Decke, alles war in Bewegung geraten, und sie selbst kam sich ebenfalls vor wie in einem Boot sitzend. Lilian hatte den Text gelesen. Sie kannte jedes Wort, aber sie wollte nicht glauben, was man ihr da geschrieben hatte.
    Mit einem hastigen Schritt näherte sie sich der Spüle, drehte das Wasser an, beugte sich dem Strahl entgegen und trank einen Schluck.
    Viel besser ging es ihr danach nicht, aber sie raffte sich auf, um dorthin zu gehen, wo der Brief lag.
    Dass ihre Hände feucht geworden waren, störte sie nicht weiter. Lilian nahm den Brief in die Hand, und nun schaffte sie

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