Mr. Postman
ab, hätten sich leider beinahe in der Kleidung verfangen, wenn Glenda nicht noch einen Schritt nach hinten zurückgewichen wäre.
Mr. Postman gab nicht auf. Er wollte töten. Er killte für den Teufel, nichts anderes gab es für ihn, und deshalb setzte er auch sofort nach.
Glenda wich zurück. Weg vom Baum. Sie machte den Fehler und ging auch weiterhin immer nur nach hinten. Sie hätte sich umdrehen müssen, um wegzurennen, das erfasste sie in diesem Augenblick nicht, und so kam es, dass Mr. Postman schneller war.
Zudem sprang er noch. Es war ein lächerlich aussehender Hopser, aber er ging über in eine flüssige Bewegung, der Glenda Perkins nicht mehr ausweichen konnte. Diesmal prallte er gegen sie. Er stieß Glenda zurück. Sie blieb noch auf den Beinen, sah jedoch, dass sich dicht hinter ihr die Gehsteigkante befand.
Der nächste Schritt war der falsche. Mit dem Fuß kam sie schräg auf.
Sie knickte weg, und jetzt gelang es ihr nicht mehr, das Gleichgewicht zu bewahren.
Glenda Perkins erlebte die folgenden Sekunden wie in Zeitlupe. Sie fiel auch nicht unbedingt schnell, sie kam sich vor wie eine schwebende Person, die irgendwann einmal am Ziel ankam. Das war in diesem Fall die Straße nahe des Gehsteigs. Sie spürte den Aufprall, und er war nicht einmal schlimm. Viel schlimmer war das Wissen um die Gestalt, die in Reich- und Trittweite vor ihr stand und alle Vorteile auf ihrer Seite hatte.
Trotzdem kam er näher. Er ging schleichend. Nur kurze Schritte. Er wusste, wie stark er war. Glenda war klar, dass sie es nicht schaffen würde, auf die Beine zu kommen. Da war er einfach zu schnell, und sie war schließlich kein Geist. Deshalb kroch sie zurück. Verzweifelte Bemühungen einer verzweifelten und auch waffenlosen Frau, dem Grauen doch noch zu entkommen. Sie wollte nicht so sterben, wie dieser Charlie Parker ums Leben gekommen war. Mit von Knochenhänden zerfetzter Kehle, in ihrem eigenen Blut erstickt und…
Die Gedanken rissen.
Mr. Postman hatte sich gebückt und blitzschnell zugegriffen. Zum erstenmal spürte Glenda, wie Knochenklauen ihren rechten Knöchel brutal umklammerten. Es blieb nicht nur beim einfachen Festhalten, denn Mr. Postman drehte ihren rechten Fuß herum.
Glenda biss die Zähne zusammen. Sie wollte nicht schreien, aber sie schaffte es nicht ganz, denn aus dem Mund drangen keuchende Laute.
Dann lag sie auf dem Bauch, weil sie der Bewegung einfach hatte folgen müssen.
Sie drehte dem Unhold den Rücken zu. Mit dem Gesicht auf die Straße gepresst, so dass der rauhe Asphalt an ihren Lippen entlang glitt. Die Furcht hatte sie steif werden lassen. Es war eine Situation, wie sie sonst nur in fürchterlichen Alpträumen vorkam, und Glenda erlebte sie in der Realität.
Sie wusste nicht, wie lange es dauerte, bis sie die Arme anwinkeln konnte, um sich abzustützen. Doch sie schaffte es trotz ihrer furchtbaren Angst. Hochstemmen und…
Ein Schrei! Nicht sie hatte geschrien, sondern eine andere Person.
Aber ebenfalls eine Frau.
Das Echo verhallte noch, als der Druck um ihren rechten Knöchel plötzlich verschwand. Glenda blieb einfach liegen. Sie konnte es nicht fassen. Sie glaubte noch immer, sich getäuscht zu haben und bewegte sich deshalb nicht.
»Komm endlich!« Die Stimme überschlug sich beim Schrei. Sie sägte in Glendas Kopf. Und diese sirenenhaft gebrüllten Worte verfehlten die Wirkung nicht. Glenda wusste plötzlich, wer diesen Schrei ausgestoßen hatte. Es war Lilian gewesen, die nicht im Haus geblieben war. Sie wälzte sich herum.
Das Skelett kroch über den Boden, aber wichtiger war Lilian Evans, der es diesmal gelungen war, Glenda das Leben zu retten. Nicht weit entfernt lag ein großer Stein, den sie aus dem Vorgarten mitgeschleppt hatte. In ihrer Angst musste sie fast übermenschliche Kräfte entwickelt haben, denn der Stein war verdammt schwer. Und sie hatte ihn hochgewuchtet und auch getragen.
»Komm, komm, komm!« Lilian wusste nicht, wohin sie zuerst schauen sollte. Sie ging auch zurück und lockte damit das Skelett von Glenda Perkins weg.
Glenda raffte sich auf. Ihre Bewegungen waren nicht normal. Sie kam mühsam auf die Füße. Sie torkelte und hatte dabei das Gefühl, über einen schwammigen Boden zu laufen, der sich ähnlich wellte wie ein wogendes Meer.
Sie lief noch gebückt und mehr am Boden als aufrecht zu Lilian hin, die sich umgedreht hatte, keinen Schritt mehr ging und ihr entgegenschaute.
Glenda sah den fiebrigen Blick in Lilians Augen. Sie sah aus
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