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Mr. Postman

Mr. Postman

Titel: Mr. Postman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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eigentlich schon hätte erscheinen müssen, denn der Weg war wirklich nicht weit.
    Glenda konnte nur einen Teil der Straße und des Gehsteigs überblicken, weil der Bewuchs des Vorgartens ihr die Sicht nahm. Sie hörte nichts. Keine Schritte, und auch der Verkehr der nahen Straßen hielt sich im Hintergrund. Keine Stimme, keine Autos, die gestartet wurden, eben die frühmorgendliche Ruhe, die Glenda allerdings suspekt war.
    Celine kam. Sie war zu hören. Von der rechten Seite her vernahm Glenda das hastige Aufsetzen ihrer Füße, auch wenn die Echos es verzerrten. Aber sie näherte sich ziemlich schnell dem Haus, und Glenda hätte sich eigentlich wohler fühlen müssen. Es war nicht der Fall, denn die tödlichen Überraschungen konnten noch lauern.
    Lilian kam zu Glenda. Sie hatte die Schritte ebenfalls gehört und wollte aus dem Fenster schauen. Glenda hatte sich hinausgebeugt. Mit einigen Worten wollte sie Lilian Evans beruhigen. Genau in diesem Augenblick passierte es. Die Schritte verstummten!
    Zuerst wollten es die Frauen nicht wahrhaben. Sie standen zunächst erstarrt, beide aus dem Fenster gelehnt, dann drehten sie die Köpfe und schauten sich an.
    »Warum?« flüsterte Lilian. »Sie… sie ist noch nicht hier am Haus. Sie wird es sich doch nicht überlegt haben und…«
    »Nein, das bestimmt nicht.«
    »Und jetzt?«
    Glenda zögerte noch. Es war wieder still geworden, und genau diese Stille gefiel ihr nicht. Sie hatte etwas Bedrohliches. Darin lauerte eine gewisse Gefahr, die für beide Frauen spür-, aber nicht sehbar war. Es waren diese langen Augenblicke der Ungewissheit, in denen nichts passierte und alles geschehen konnte.
    »Ich könnte sie rufen…«
    Glenda hob die Schultern. »Nein, noch nicht. Sie wird sicher noch überlegen und…«
    Da hörten sie den Schrei! Nicht einmal laut, er klang mehr erstickt, weil er auch abgewürgt worden war, und das sicherlich von einer Knochenklaue.
    »O Gott!« Lilian zog sich zurück und riss ihre Hände hoch. All die Erinnerungen an ihr eigenes Schicksal strömten wieder zurück.
    Nicht so bei Glenda. Sie handelte. Bevor Lilian etwas sagen oder sie zurückhalten konnte, kletterte sie bereits aus dem Fenster…
    ***
    Ja, ich hatte geschlafen und mich zudem noch ablenken lassen.
    Vielleicht hatte ich diesen Gordy Manson auch unterschätzt. Jetzt nicht mehr, denn nun starrte ich in die Mündung eines stupsnasigen Revolvers, den er auf mich gerichtet hielt.
    »Verloren, Sinclair, verloren…«
    Ich hob die Schultern. »Sieht so aus.«
    Das Zucken hatte ihm nicht gepasst. »Beweg dich nicht, Sinclair. Hüte dich…«
    »Keine Sorge, Manson, ich bin nicht lebensmüde. Sie wollen mich also erschießen.«
    »Richtig.«
    »Sie wissen, wer ich bin?«
    »Nicht genau, aber das spielt wohl keine Rolle.«
    »Abwarten. Ich bin Polizist. Yard-Beamter. Sie wissen selbst, dass meine Kollegen alles daransetzen werden, um einen Polizistenmörder zu finden. Außerdem haben wir es uns angewöhnt, nicht ohne Rückendeckung zu arbeiten. Die habe ich mir geholt.«
    »Nein, Sinclair.« Er riss seinen Mund so weit auf wie ein Frosch seinen, um nach einem Insekt zu schnappen. »Nein, nein, und noch mal nein. Das hätte ich gemerkt.«
    »Moment, Manson, ich habe telefoniert.«
    »Ja, ich weiß. Ich habe auch zugehört. Ein Bulle spricht anders, wenn er Kontakt zu seiner Dienststelle aufnimmt. Da bin ich Fachmann. Das habe ich oft genug in der Glotze gesehen. Es hat keinen Sinn. Sie können sich nicht herausreden.«
    »Sehr schlau, Manson.«
    Er grinste scharf. »Klar, bin ich immer. Aber eine Entscheidung überlasse ich Ihnen noch.«
    »Danke. Welche denn?«
    Er sonnte sich in seine Überlegenheit. »Sie können mir sagen, ob Sie dem Tod ins Auge sehen wollen oder nicht.«
    Ich nickte leicht. »Verstehe, Manson. Sie überlassen es mir, ob ich von vorn oder hinten erschossen werde.«
    »Genau das.«
    »Eine Entscheidung ist schwer.«
    »Das weiß ich. Aber ich habe nicht zu lange Zeit.«
    Ich überlegte. Nein, überlegen war der falsche Ausdruck. Meine Gedanken jagten sich. Sie suchten nach einem Ausweg aus diesem lebensgefährlichen Dilemma. Ich konnte nie schneller als eine Kugel sein, das stand fest. Und seine Distanz war günstig. Wir saßen uns gegenüber. Ich schaute in die Waffenmündung. Er hatte den Finger am Abzug. Auf dem Gesicht lag ein kaltes Grinsen.
    Ich maß die Entfernung zwischen uns, ohne dass er es bemerkte. Die Distanz war recht kurz. Beide hatten wir unsere Beine

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