Mr. Sex
legte ich mich noch ein bisschen in die Sonne. Ich breitete ein knallgelbes Badehandtuch auf meiner Liege aus, stellte mir eine Flasche Limonade und ein Glas daneben und wollte mich ein wenig entspannen und bräunen.
Mein Buch konnte ich nicht lesen, da ich so aufgeregt war. Nachdem ich fünfmal dieselbe Stelle überflogen hatte und immer noch nicht wusste, was dort stand, legte ich es ins Gras.
Die Sonne wärmte meine mittlerweile leicht gebräunte Haut und ich hörte dem Gezwitscher der Vögel zu. Es war richtig warm heute, fast heiß. Ich träumte von Wigald und malte mir aus, wie der Abend verlaufen würde. Meine Gedanken schweiften immer weiter ab und ich war gerade am Einnicken, als die Stille, wie jeden Samstagnachmittag, von Bernds Rasenmäher jäh durchbrochen wurde.
Nachdem er seinen englischen Rasen fertig frisiert hatte und den Rasenmäher wieder im Gartenhäuschen verstaut hatte, kam er an den Zaun um Hallo zu sagen. Er redete über das heiße Wetter und wischte sich theatralisch den Scheiß von seiner Stirn.
Wir redeten noch einen Moment über dies und das, als Hilde neben ihn trat.
Ich hass e es im Bikini vor angezogenen Leuten zu liegen. Haben die denn gar kein Feingefühl?
„Eure Terrasse hat aber ganz sc höne Fettflecken vom Grillen!“ erkannte Hilde richtig, „ob das wieder weggeht?“
Ihr Mund verzog sich zu einer verschrumpelten Zitrone.
„Keine Ahnung“, entgegnete ich leicht gereizt, „aber wir machen heute Abend einfach noch welche drauf, damit es sich beim Putzen dann auch so richtig lohnt.“
„Ihr grillt schon wieder?“ fragte Hilde mit fisteliger zickiger Stimme.
„Ja, bei dem schönen Wetter . Das muss man doch ausnutzen.“ – Wo wir wieder beim Ich-weiß-nicht-von-was-ich-sonst-reden-soll-Lieblingsthema-Wetter wären.
„ Es soll aber noch regnen“, sagte Hilde und drehte sich auf dem Absatz um. „Kommst du, Bernd!“
Es war keine Frage, sondern ein Befehl. Und Bernd folgte ihr.
Regnen! In deinem Kopf vielleicht, du unzufriedene Kuh! Immer schön negativ! Immer alles mies machen! Den anderen nichts gönnen!
Nicht aufregen, Chris, sagte ich mir, sie kann nicht anders. Und ich lass mir von der doch nicht den wunderschönen Tag vermiesen.
Über meine Gedanken hinweg muss ich eingeschlafen sein, denn Kemal weckte mich unsanft und sagte, dass ich mich jetzt aber langsam mal fertig machen müsste.
Ich hatte Stunden geschlafen. J etzt aber los.
Ich duschte mich und drehte meine Haare auf große Lockenwickler. Dann machte ich die Salate und Saucen fertig und stellte Geschirr und Besteck bereit.
Ich war spät dran. Wie konnte ich denn an so einem Tag verschlafen?
Nachdem ich mich geschminkt, angezogen und meine Haare entwickelt hatte, deckte ich den Tisch auf der Terrasse. Die Tischdecke war ostergrün. Darauf dekorierte ich mein gutes weißes Geschirr, passende Servietten und kristallklar polierte Gläser. Auf die Terrasse stellte ich noch Schalen mit weißen und grünen Schwimmkerzen und mehrere Windlichter.
Kemal bereitete den Grill und eine Art türkischen Dipp vor. Sein Nudelsalat war bereits fertig und schmeckte weltklasse.
Pünktlich um 19.00 Uhr klingelte es an der Haustür. Kemal und ich klatschten uns noch einmal ab, wünschten uns selbst „toi, toi, toi“, bestätigten uns gegenseitig, dass wir gut aussehen und öffneten gemeinsam die Tür.
Mr. Sex lächelte mich an, gab mir die Hand und schenkte mir einen Frühlingsstrauß zum Dank für die Einladung. Kemal gab er eine Flasche Jack Daniel´s:
„Für später.“
Die obersten Knöpfe von Wigalds hellem Hemd waren offen, so dass seine Brusthaare neugierig heraus und ich neugierig in den Ausschnitt hinein schaute. Seine Haare, noch leicht feucht, waren verwuschelt und einzelne Strähnen legten sich in seine Stirn.
Hoffentlich gefiel ich ihm auch nur halb so gut, wie er mir.
Meine Haare fielen offen über den Carmen-Ausschnitt meines aprikotfarbenen Oberteils. Dazu trug ich einen knielangen Jeans-Rock mit ebenfalls aprikotfarbenen Applikationen.
„Hübsch sieht es hier aus und du auch“, sagte er, nachdem er ins Wohnzimmer getreten war und blickte sich interessiert um.
Hübsch! Ich war begeistert.
Er schaute leicht verlegen unter sich – vielleicht bildete ich mir das aber auch nur ein.
„Es ist alles so hell und freundlich. Richtig zum Wohlfühlen.“
Er strahlte mich an.
Ich strahlte zurück und meine Hormone riefen aufgeregt: Und wenn du erst das Bad mit all seinen
Weitere Kostenlose Bücher