Mr. Sex
Gäste auf der Terrasse beobachteten uns fasziniert. Es war eine wirklich, wirklich peinliche Situation. Wobei die Aufmerksamkeit nun nicht mehr Fanki, mir und Jacko galt, sondern den erwachsenen Streithähnen, die sich benahmen, als hätten sie das Wort "Kinderstube" noch nie in ihrem Leben gehört.
“Der Hund hat doch gar nichts getan?“ ertönte eine männliche Stimme von weiter hinten.
„Vo n mir aus, könnte man die alle schlachten!“ rief eine andere Stimme.
Jacko freute sich immer noch über den ganzen Trubel und wedelte was das Zeug hält. Auch gab er nicht auf und bot Luitpold unablässig seine beiden Pfoten an.
Die Wirtin im bayerischen Dirndl kam auf uns zugelaufen und sagte, dass das hier ihre Terrasse sei und wenn es dem Herrn mit dem Schnauzbart nicht Recht ist, dass andere Gäste ihre Hunde mitbringen, dann sollte er jetzt augenblicklich gehen. Nun zankten die beiden miteinander und noch weitere Gäste untereinander.
Ich beobachtete sprachlos das Geschehen, in dem ich nicht mehr wirklich eine Rolle spielte. Die Vogelscheuche und das Walross übertrumpften sich gegenseitig mit Schimpfwörtern, welche sie sich wie Kanonenkugeln an den Kopf schossen. Sie waren beide sehr einfallsreich, was ihr Vokabular anging und ich war vor ihrer Ausdrucksweise schwer beeindruckt.
Ein feines Paar Ende Vierzig mischte sich ebenfalls in das Streitgespräch ein. Sie sagte, dass ihr Dackel wie ein Kind für sie sei und dass man einem Kind ja auch nicht verbieten würde, in ein Speiselokal zu gehen. Die feine Dame hob darauf hin ihren kleinen Rehdackel auf den Tisch und lies ihn von ihrem Teller essen.
„Ekelhaft. Das ist ja ekelhaft“, schrie das Walross und zeigte mit seinem Finger auf den Hund.
„Sie sind ekelhaft“, geiferte die feine Dame zurück und die Vogelscheuche fügte hinzu:
„Ein widerlicher Kerl sind sie. Im Gegensatz zu diesem Hund , würde ich sie nicht von meinem Teller essen lassen. Da würde ich sofort einen Ausschlag kriegen!“
Alle Beteiligten gifteten sich fanatisch an. Die Stimmen wurden immer lauter.
„ Ausschalg? Herpes! Einen Herpes wünsche ich dir, du, du Schreckschraube, du, und euren Sau-Hunden auch“, mischte sich jetzt wieder Luitpold ein und ließ abermals seine Faust auf den Tisch donnern.
„Nur ein toter Hund ist ein guter Hund!“ schrie das Walross.
Irgendwie gerät das alles hier ganz schön außer Kontrolle, dachte ich, als mich von hinten jemand leicht am Arm zog.
„Komm“, flüsterte Franki und seine braunen Locken wippten, „lass uns abhauen!“
Er zwinkerte mir zu und wir schlichen unbemerkt, mitsamt unseren Tabletts, langsam Richtung Ausgang. Jacko folgte uns. Auf der Wiese angekommen rannten wir, so schnell es mit den vollen Tabletts ging, zu den anderen und erzählten , prustend vor Lachen, was uns eben passiert ist.
Jacko wälzte sich mit voll gefressenem Bauch im Gras und grunzte vor sich hin.
Wir aßen unsere mittlerweile kalte Wurst und tranken Cola und Franki und ich konnten nicht aufhören vor Lachen.
Das war eines der lustigsten Erlebnisse, das wir je hatten und wenn wir nicht live dabei gewesen wären, ich würde es nicht glauben.
Mona verabschiedete sich bald von uns. Sie bediente neben ihrem Friseur-Job aushilfsweise in einem Weinlokal und musste sich noch für den Abend fertig machen.
Kurz darauf verließ uns auch Kemal, da er ein neues Video-Spiel spielen wollte, welches er sich heute Morgen gekauft hatte und vielleicht noch Besuch von einem Cousin bekam. Er nahm Jacko mit nach Hause , der jetzt doch ziemlich müde war. Und so blieben Franki und ich alleine zurück.
- 14 -
Bekifft in Anatolien
Franki und ich saßen noch eine Weile auf unseren Decken, lachten über das Geschehene und lästerten über eine neue Kollegin, als er eine kleine Plastiktüte hervorholte.
„ Hast du Lust?“
Er zeigte mir das Marihuana und fing bereits an, einen Joint zu drehen.
„ Ich weiß nicht“, grübelte ich, „meinst du nicht, dass wir aus dem Alter raus sind?“
So etwas hatte ich seit meiner Schulzeit nicht mehr getan und ich wollte es auch eigentlich nie wieder tun. Ich war schließlich erwachsen.
„ Für so etwas ist man nie zu alt“, antwortete Franki. „Das Zeug hab ich letzte Woche geschenkt bekommen. Hab sowas ja auch schon ewig nicht mehr gemacht.“
Es wurde schon langsam dunkel und es waren kaum noch Besucher am Rhein unterwegs. Franki zündete die „Tüte“ an und inhalierte tief. Nach einigen Zügen reichte er sie
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